f6r ganz Sibirien ah Sommervogel erweisen. Am T are i-n o r erschienen am 6. Mai
3 dieser Vögel in den Hecken der Gemüsegärten und schweiften hierher wahrscheinlich
ans den Kieferwäldem der mittlem Onongegend herüber. Die Kembeisser gehören
nämlich zu denjenigen Vögeln, welche auch in 'Südrussland sich mit der Zeit an solche
Steppengegenden gewöhnen, Wo nach und nach die Strauch- und Baumcultur betrieben
wird, und sie berühren dann nicht nur regelmässig diese Gegenden auf dem Zuge, sondern
hecken auch in ihnen. Auffallend ist es, dass ich diese Vögel trotz der grossen Aufmerksamkeit,
mit der ich den Zug verfolgte, so spät erst ebensowohl in der Mongolei,
wie auch im Bureja-Gebirge bemerkte und dass diese meine Beobachtungen sehr genau
zu denen des H: Maximowicz im Amurmündungslände stimmen. Sollte in der That bei
dieser Species östlich vom Kentei' die Verspätung der Ankunftszeiten so bedeutend sein,
dass ein Zeitraum von mehr als 2 Monaten diese Ankunftszeiten z. B. im Selenga-
und Onön-Thale trennt? Pallas *) giebt sogar das Ende des Februars als die Ankunftszeit
der Kirschkembeisser im Selenga-Thale an. Die Daten aber, an welchen östlich
vom Apfelgebirge diese Vögel zuerst bemerkt wurden, fallen alle in die ersten Tage
des Mai. — Meine beiden Vögel schliessen sich der im Osten Asiens Üblichen hellem
und bleichem Varietät an, die in Japan, wie es scheint, am ausgebildetsten ist; das
Männchen, welches am T are i-n o r im September 1856 erlegt wurde, unterscheidet
sich von der Abbildung japanischer Vögel 2) nicht.
79. I i« x la curvlrostra L.
Als einen vomehmlichen Bewohner der Nadelhölzer traf ich diese Art im Bureja-
Gebirge, wo die Nadelhölzer merklich schwanden,, nicht mehr an und sie dürfte hier
in den gemischten Wäldern der Ufergebirge wohl nur als seltener Gast aufzuführen sein.
Dagegen ist sie, wie H. L. v, Schrenck 3) berichtet, im Mündungslande des Amur
häufig. Geschaart trafen die Kreuzschnäbel in der ersten Hälfte des Octobers in den
Umgegenden von Irk u tsk ein. Die dort im Zimmer winternden alten Männchen trugen
das gelbe Kleid in auffallender Schönheit; am 20. Juli 1859 traf ich wandernde Schaaren
in den dichten Tannenwäldern am obem Irk u t an.1 Bis auf die etwas längern Schnäbel
zeigen meine Exemplare keine erwähnenswerthen Abweichungen von europäischen Thieren,
mit denen ich sie verglichen habe.
SO. L e x la leucoptera Gml.
Grössere Schwärme dieser Art traf ich am nordwestlichen Baikalufer ab und zu
an, so besonders am 15. Juli 1855 auf den mit hohen Lärchen bestandenen Flach1)
Zoogf. ross.-aát., T. ff, p. 12.
2) Fauna japónica, Aves., Taf. 51.
3) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p.|j302.
ländern, wo diese Vögel mit grossem Lärm in den Kronen der Bäume wanderten und
die Saamen der Zapfen- frassen. Ganz dasselbe, was ich hei Uragus Sibiriern (siehe
Seite 182) in Bezug auf die Abnutzung der Bärtchen an den Nebenschaften beobachtete
und erwähnte, findet auch hier bei mehreren M., die am 15. Juli erlegt wurden, statt. Diese
Vögel zeigen noch keine Spur von Mauser und in dem stark vertragenen Gefieder
fallen die lebhaft rothen Federränder sehr in die. Augen. Nichts desto weniger muss
man bei näherer-Ansicht das Gefieder für ein abgeblichenes erklären und jene intensiv
rothen Flecken, die von den Federkanten herrühren, werden dadurch hervorge-
braeüt, dass die weissen öder röthlichen Bärtchen der Nebenschäfte, wie sie das
frisch' vermauserte Gefieder besitzt, gänzlich abgerieben und somit nur die rothen
Schäftchen selbst sichtbar sind. Diese nun bedingen ein bei weitem lebhafteres Roth
im Sömmerkleide der alten Kreuzschnäbel, als im Winterkleide. Uebrigens zieht dieses
Roth bei alten Männchen,, die in demselben Schwarm lebten, bald mehr in’s Carmin-,
bald mehr in’s Cinnober-Rothe und kann also nicht in’s Gewicht fallen, die Loria bifas-
ciata von der Lox. leucoptera Gml. artlich zu trennen, wie dies Bonaparte und Schlegel
versucht haben1). Das junge Männchen dieses Vogels unterscheidet sich vomWeibchen durch
den rothen Anflug der untern Körperseite, namentlich an den seitlichen Brust- und
Bauchfedern, ferner durch das reinere Gell) deS Bürzels, welches ebenfalls leicht in
Roth überflogen ist, und endlich durch die breitem gelbgrünlichen Umrandungen des
Rückengefieders. ■
91. F a rn s (A cg illia lu s ) peiiiliiliiiiis L.
■ Mitte September strich diese Meise in kleinen Schaaren in den Uferweiden des
Amurs im Bureja-Gebirge. Aus der Umgegend von S.elenginsk brachte ich ein
Nest-mit; Sie brütet do,rt' auf den Inseln der Selengä und baut das Nest vornehmlich
aus Schafwolle,-in welche Ziegen- und Pferdehaar, selten auch dürre Grasstückchen verwebt
werden.. Auch hier nannten sie die Bewohner Eemess 2). . Die. Mongolen legen
den Nestern der. Beutelmeisp besondere Heilkräfte'bei. Um Wechselfieber zu heilen,
muss man den Rauch, den ein verkohltes Stückchen entbindet, einafhmen. Das in heissem
Wasser'geweichte Nest wird zum Heilen rheumatischer Uebel angewendet, indem man
es so auf die schmerzenden Körperstellen legt. Ausserdem glauben die Mongolen und
nach ihnen auch die an der mongolischen Grenze lebenden Russen, dass, im Falle das
Nest Zwei" Oeffnuugen besitzt, die-darin wohnenden Gatten in Unfrieden leben, dagegen
wenn eine Oeffnung da ist,, wie es gewöhnlich stattfindet, das Männchen bei dieser
während der Brutzeit wacht Es soll auch -Nester mit drei Ausgängen geben-
1) Monographie des Loxiens, Taf;'8—9.
2) Eines Bezeichnung, die aus dem Slawischen auch nach N o r d d e u ts c h l a n d übergegangen ist.