
Bestätigend für meine Ansicht, die ich bereits am Schlüsse des l-sten Bandes
bei den Erörterungen der gesammten Säugethierfauna aussprach, dass nämlich diese
Fauna ihren durchgreifenden Charakteren gemäss in drei natürliche grosse Gruppen
zerfällt, sehe ich ganz dasselbe auch unter den Vögeln derselben Länderstrecken sich
wiederholen. Jene waldbedeckten Gebirgsländer, die östlich vom Jenesei sich zum Baikalsee
dehnen, von hier im Norden des Kentei gelegen, ostwärts dann durch das Apfel-
und Stanowoi-Gebirge abgegrenzt erscheinen, schliessen in ihren so schweigsamen, meistens
düstern Einöden eine verhältnissmässig überhaupt nur geringe, in den Arten nicht reich
vertretene Omis ein. Das gilt ebensowohl für die brütenden Species, wie auch 'für die
Standvögel und winterlichen Bewohner dieser Gegenden. Die sich im Süden dieser Landschaften
an sie, meistens unter dem 50° n. Breite mit ihrem Nordrande lehnenden, nackten
Hochsteppen Centralasiens, deren so eigenthümliches Gepräge oft in ganzer Klarheit erhalten
blieb und die Waldgebiete der hohen nördlichen Randgebirge scharf tangirte, bald auch
mit allmählich verschwindender Deutlichkeit sich nach und nach zum Charakter jener
Waldgebiete abschwächte; diese Hochsteppen besitzen ihre eigenthümliehe Fauna und Flora.
Hier grenzen sich Thiere und Pflanzen in ganz bestimmte, im Allgemeinen wenig variable
Formen ein, deren oft sonderbare Lebensweise in allen ihren Aeusserungen sich der Ei-
genthümlichkeit der eigenen Organisation und der gleichartigen Beschaffenheit der Naturverhältnisse
genau änschliesst. Die beiden Gegensätze in den allgemeinen Grundzügen der
sibirischen südlichen Landschaften und ihrer Naturerzeugnisse lernten schon die früheren
Reisenden kennen und namentlich brachte Pa llas durch eine Reihe neuer Entdeckungen
im Gebiete der Zoologie und Botanik eine bedeutende Anzahl spezieller Beweise
dafür bei. Nordwärts blickend von jener Contactlinie zwischen dem gebirgigen, bewaldeten
Süden Ost-Sibiriens und den kahlen, trockenen Hochsteppen der Mongolei,
eröffnet sich dem untersuchenden Auge erst in der kalten, mehr noch in der arenscheil
Zone des Festlandes ein weites, ebenfalls höchst einförmiges Gebiet, welches zumal in
seinen befiederten Bewohnern eine grosse Anzahl hochnordischer, meistens an das Wasser
gebundener Arten besitzt. Südwärts aber sehend, umfasst der Blick die hohe Gobi und
muss bis zu den äussersten Vorbergen des Himalaya schweifen, um gegründeter Weise
hier erst eine andere Schöpfung vermuthen zu dürfen. Anders freilich konnte a priori
das Urtheil über die im Osten Dauriens gelegenen Gegenden ausfallen. Auch ohne irgend
eine Anschauung von diesen Ländern der nördlichen Mandshurei zu besitzen,
wusste man doch, dass sie von einem Riesenstrome, der seine Fluthen dem Stillen Oceane