
SS. P a ru s (Mccistura) caudatus L.
Die kleinwüchsige Schwairaneise Jajpans, die unserer Ueberzeugung nach nur als
Varietät der europäischen anzusehen ist, scheint den japanischen Inseln allein anzugehören,
denn die Exemplare der Schwanzmeise, welche Herr L. v. Schrenck vom
Amur mitbrachte, stimmen wie die meinigen, die am Onon und bei Irk u tsk erlegt
wurden, genau zu den Verhältnissen europäischer Vögel. , Was aber noch auffallender
ist: auch vom obem Ussuri erhielten wir durch Herrn Maximowicz eine Schwanzmeise,
welche weder in Zeichnung der Kopfplatte, noch in den Grössenverhältnisseh an
P. trivirgata Temm. et Schlegel erinnert,, sondern genau so ist, wie die alten sibirischen
Schwanzmeisen. Im Büreja-Gebirge rotteten sich seit dem 15. August die Schwanzmeisen
und strichen besonders gerne in den Uferweiden. Am 8 —10. September begeg
nete ich den durchschweifenden Banden am häufigsten. Auf den Inseln des mittlem
Onon zogen diese Vögel die knorrigen, stark verästelten^Stämmchen von Pyr. iaccata
den ändern Gehölzen vor, wurden dort aber in der Mitte des Octobers. schon
sehr viel seltener und vereinzelter, als während der Strichzeit, die vom 20. September
bis 10. October währte. Vom 10—20. September 1855 strichen sie in den schon
sehr gelichteten Lärchen am Ufer der Angara bei Irk u tsk , vornehmlich stark und
im Bureja-Gebirge verliessen sie mit eintretender starker Winterkälte im December
die Uferweiden, um sich in dichte Wälder zurückzuziehen. Dasselbe thaten alle Vögel,
selbst Pica cyana, welche sonst die Uferweiden, sehr gerne bewohnt. Der starke Luftzug,
welcher in der hier verengten Rinne des Amurbettes weht,, wird die Ursache
jener Uebersiedelung gewesen sein.
83. P a ru s cyanus Pall.
Am 24. April traf ich die Lasurmeise als Insel- und Uferbewohner oberhalb des
Bureja-Gebirges, namentlich in den Weiden- und Vogelkirschen-GCsträuchen an. Damals
waren diese Vögelchen schon gepaart. LWpüngleich in den westlichen Gebieten
ihres Vorkommens die Lasurmeise als seltener Gast den 4 8 ^ .5 0 ° 'n. Br. erreicht, sö:
ist sie bekanntlich doch Vornehmlich eine dem N.-O. der alten Welt gehörende Art.
In Ostsibirien scheint sie ausschliesslich den grossen Stromgebieten anzugehören,
wenigstens ist sie mir niemals in den Gebirgswäldern am Baikalsee', im Sajan- und
Apfelgebirge vorgekommen. Im Amurlande erstreckt sich ihr Vorkommen auch auf
das Ussuri-Gebiet, woher sie neuerdings, vom mittlem Laufe dieses Stromes, durch
H. Maximowicz eingesendet wurde. Hier also finden wir sie mit dem ■ 45—46° n. Br.
noch nicht an ihrer Aequatorial-Grenze. Obgleich nun so tief südwärts auf d.em Festlande
gefunden, fehlt sie dem nahe gelegenen: Japan doch, dessen wenige Meisenarten
sich überhaupt nur durch die kleinwüchsige Parus major und durch P. trimrgatus =
P. caudatus an die europäisch-asiatischen Vertreter des Meisengeschlechts schliessen.
8 4 . P a r u s m a j o r L.
Bei den Vogelstellern in Irkutsk schlechtweg S’ametz, d. h. das Männchen, genannt.
Gleich den durch H. v. Middendorff im Stanowoi-Gebirge erlegten Kohlmeisen
schliesst sich, auch ein Weibchen vom Pa ik al, welches ich mitbrachte, an
die mittelwüchsigen europäischen Vögel dieser Art, indem , es 5" 2"' frz. misst, Im
Cölorit und in der Zeichnung finde ich es vollkommen zum osteuropäischen Vogel
stimmend. Die Kohlmeisen sind in Ostsibirien durchaus nicht überall gemein. In
den Wäldern der Baijralgebirge traf- ich sie noch ziemlich häufig an, dagegen wurden
sie in Transbaikalien und namentlich am Amur viel seltener.. Am 9. März 1856,
als noch ziemlich starker Schnee in Tschita fiel, lockten diese Meisen schon recht
emsig, desgleichen thateri da’s die wenigen Kohlmeisen, die ich1 im Büreja-Gebirge
antraf, seit dem 15. März 1858. .Dort rotteten sich die Züge zum gemeinschaftlichen
Strich mit dem 15. August.
8 5 . P a ru s palustris L.
Vart. borealis Selys.
Bei den Vogelfängern in Irkütsk Slepuschka, (1. h. der kleine Blinde, genannt
In Bezug auf die Grösse dieser Abart der Sumpfmeise' habe ich den ausführlichen
Erörterungen des Herrn L. v. Schrenck1) nur noch hinzuzufügen, dass sich
unter dem Dutzend der von mir mitgebrachten Exemplare zwei befinden, deren Totallänge
sich ' nur auf 4" 6"' und 4" 4"' beläuft. Im fiebrigen halten alle meine
Exemplare bei grösser gegenseitiger Uebereinstimmung die, Charaktere ..des, Parus to-
realis de Selys ein. Die Sumpf- und Schwanzmeisen schliessen sich zwar ¡nicht entschieden
gegenseitig in ihren Aufenthaltsorten aus, aber es prädominirt in manchen
Gegenden doch recht auffallend die eine öder die andere dieser Arten. So bemerkte
ich Ende September 18,56 die wandernden Scbwanzmeisen auf den Inseln
dös mittlern Onon in grösser Häufigkeit, aber gleichzeitig immer nur einzelne wenige
Sumpfmeisen an denselben Orten. Dagegen lebten diese letztem vornehmlich in den
Birkengehölzen, welche einige 40 W.erst im N.-O. von jenen Inseln in der Umgegend
des Dorfes Birki liegen, wo zu jener Zeit wiederum die Schwanzmeisen zu den
Seltenheiten gehörten. Im Büreja-Gebirge begannen schon mit dem 16. Februar die
Sumpfmeisen zu zwitschern und sehr unruhig zu werden, blieben aber noch geraume
Zeit beisammen. Am 4. März hörte ich den ersten Lockgesang, der mir etwas ver1)
Reisen und Forschungen etc. I. c.' p; 307.*