
Raubvogels hält die Zeichnung, welche bald grossfleckig braunroth, bald getüpfelt gelbgrau,
endlich wieder bespritzt, punktirt und bisweilen kaum erkennbar angeflogen ist, keine
sicheren Grenzen ein. Sie ist bald mehr am stumpfen Ende, bald deutlicher am spitzem
ausgebildet, seltener, und dann durchweg fahl über das ganze Ei gleichmässig verbreitet.
Dass der schwarze Milan durch das gesammte südliche Sibirien verbreitet sei und die
ihm von P a lla s gesteckte östliche Grenze (Lena) überschreite, haben bereits die Herren
v. Middendorff und L. v. Schrenck erwähnt. Seit meiner Ankunft in Moskau
(Ende April 1855), wo ich die schwarzen Milane in grösser Anzahl den Kreml und
viele änderen Gebäude umschweben sah, fand ich ihn dann bei meiner weitem Reise überall
in den Städten und Dörfern sehr häufig, so besonders in Kasan, Perm, Ekaterinen-
burg und überall auf der grossen sibirischen Heerstrasse. In Irk u tsk baut er alljährlich
in den Gärten, welche an .der Uschakofka gelegen, auf hohen Kiefern und
Birken, brütet dort gesellschaftlich mit vielen Paaren der Rabenkrähe und wurde Ende
Mai 1855 dort schon vom Neste geschossen. Nicht minder häufig traf ich ihn in den
so einsamen, todten Wäldern am Baikalsee an, wo er meistens in vereinzelten -Paaren
alltäglich gesehen wurde und unsere Lagerstätten aufsuchte. Wo Burjäten-Ansiedelungen
oder zeitweise Fischerlager waren, stellte er sich mit den Rabenkrähen ein und hauste
besonders häufig im Delta der oberen Angara, wo ihm die Fischabfälle, welche der
Omulfang giebt, ergiebige Nahrung gewährten. Auch in der geräumigen Bargusinschen
Bucht war er gemein und tummelte sich mit den Cormoranzügen und denen der Rabenkrähen
umher. Nicht minder behagen ihm die kahlen Hochsteppen Dauriens. Er war
in den Grenzwachen an der mongolischen Grenze ebenso gemein, als in Kjachta und
in den bewaldeten Gegenden der untern Schilka. Gewiss ist es, dass er die Ansiedelungen
der Menschen gerne hat, da ihm dort so Manches an Nahrung zukommt und
er als Schwächling im Fangen mehr auf dergleichen Abfälle angewiesen ist; als auf lebende
Thipre. So wurde denn auch der schwarze Milan am obem und mittlem Amur,
dessen Ufer damals (1857) -zum grössten Theile noch wild dalagen, viel seltener nur
bemerkt, hingegen stellte er sich schon im Frühlinge 1858 in den neugegründeten Ansiedelungen
häufig ein.
Ueber sein Vorkommen in verticaler Richtung habe ich zu berichten, dass er im
obem Irk u t- und Okathale die Höhe von 5000' nicht leicht übersteigt. Auf dem
Kossogol-Plateau wurde er'ebenso wenig beobachtet, als auf den sumpfigen, alpinen
Tundem der Nordseite des östlichen Sajan. .
Die Ankunftzeit von Müms.wiger fällt mit derjenigen von G. dauricus nahe zusammen.
Nach meinen Beobachtungen stellte er sich ein:
am T are i-n o r am 30. März 1856;
in Irk u tsk . > 28. > 1857;
im Bureja-Gebirge > 25. > 1858;
in Irk u tsk > 23. » 1859;
upd zog fort: vom T arei-nor vom 4—12. September 1856;
vom Baikal in den letzten Tagen des August (1855), fehlte am
3. September schon vollständig in Werchne-Udinsk;
aus dem Bureja-Gebirge vom 10—19. September. Am 5. October
1857 sab ich dort noch einen Vogel.
Das längere Verbleiben der meisten Vogelarten am mittlem Amur wird uns begreiflich,
wenn wir bedenken, dass hier zugleich bei südlicherer Läge auch die absolute
Höhe über dem Oceane sich nur auf circa 600' beläuft, wodurch die Sommerperiode
natürlich verlängert wird. Bis zum 9. Mai waren die Eier noch so wenig bebrütet,
dass man sie in gewöhnlicher Weise reinigen konnte. Die am 1. Mai gefundenen waren
noch gar nicht bebrütet. Ende Juli gab es flügge Junge.
Die Burjäten verehren Milvus niger und tödten ihn nicht.
14- A s tu r palumbarius L.
Bei der Burjäten im obem Irkut- und Oka-Laufe: Chonkö-Charclsaga, ,d. h. der Stock-
enten-Falke.
Es ist auffallend, dass mir in Sibirien keine alten Vögel dieser Art zu Gesichte
kamen und ich ihn überhaupt als Standvogel nur vom obem Irkutthale nachweisen kann
Als Zug- und Strichvogel aber wurde er in verschiedenen Gegenden Ostsibiriens recht
häufig beobachtet und erlegt, jedoch niemals ein altes M. bemerkt. Von den drei Exemplaren,
Welche ich mitbrachte,*'sind zwei junge M. und eines ein junges Weibchen. Dies
letztere, in der typisch europäischen Tracht, wurde im Bureja-Gebirge am 11/23. November
1857 erlegt, Hier stellten sich zum ' October die Hühnerhabichte. in :.grosser
Menge ein; ohne Zweifel folgten sie den wandernden Eichhörnchen, wie sich diesen
auch F„ Gyrfdtco ansehloss. Wie bei diesem letztem, so walteten auch unter den
Hühnerhabichten die diellen Varietäten entschieden vor,, schlossen aber keineswegs die
typisch europäischen Kleider-Formen aus, wie solches auch östlicher im Stanowoi nicht
stattfindet1). Von den beiden vorliegenden jungen Männchen, die im Onon-Thale unweit
der Festung Tschindantsk erlegt wurden, gehört das eine Exemplar (11/23. De-
cember 1856) zur.hellen Varietät, wie diese namentlich im Nordosten Asiens gemein,
in Europa hingegen selten ist. Der 2te dieser Vögel bietet bis auf die etwas breitem,
hellen Umrandungen der Rückenfedefn und der Schwingen 2ter Ordnung nichts Ausser-
gewöhnliches und wurde am 21. März' 1856 ebenfalls bei der Festung Tschindantsk
erlegt.
1 )-Vergl. L. v. S c h r e n c k , 1. c. p. 244, und y. M id d e n d o r f f , 1. c. p. 129.