
mit H. Ciris identischen Acanth. caudacuta. Am 12. August 1859 traf ich diese Art,
die mir bei dem Fluge, namentlich aus den seitlich an den Weichen stehenden weissen
Federn, erkennbar wurde, auf der Höhe, welche das Kaja-Thal bei Irk u tsk vom
Angara-Thale trennt. Hier flogen diese Segler gegen Abend recht häufig und
sehr nahe dem Boden. Im Frühlinge aber habe ich sie dort bei den häufigen
Jagdexcursionen (1855) nicht bemerkt. Ganz dasselbe fand auch im Bureja-Gebirge
statt. Hier nähmlich suchte ich während des Sommers, trotz der passenden Lokalitäten,
ganz vergebens diesen Vogel und erst in den letzten Tagen des August-Monats
(1857) erschien er z. B. in der obern Salbatsche-Ebene, verschwand aber mit dem
1. September gänzlich. In dieser Zeit war er wohl auf dem Zuge nach S.-O.; indessen
scheint er auch im Sommer in kleinem Gesellschaften zu streichen und wählt
keineswegs die steilen Felswände vornehmlich zu seinem Aufenthalte. Sogar in den
freien Ebenen, die zwischen dem Sungari und Ussuri gelegen, wurde er zu wiederholten
Malen bemerkt. Stromaufwärts vom Bureja-Gebirge sah ich ihn am häufigsten
am Ostabhange des Chingan-Gebirges, besonders bejagte er die Flachvorländer,
welche mit Kiefem-Hochwald gut bestanden waren, suchte sich Lichtungen in diesen
und schoss auf ganz bestimmten Touren, die er immer wiederholte, zwischen den
oft schirmförmigen Kronen der Kiefern hin. An den Ufern der Schilka wurde er
am 23. Mai 1857, circa 2 0 0 Werst oberhalb Ust-S tre lk a, zuerst bemerkt. Im
russischen Daurien sah ich ihn nicht, obschon ich ihn in den Umgegenden von
Zagan-olui, die von Cypselus Apus stark bewohnt werden, eifrig suchte. Endlich
kommt er vereinzelt auch noch in der Tunkinskischen Ebene vor und wurde dort
ebenfalls in Kiefemhochwäldern am 10. Mai 1859 zuerst bemerkt, jedoch waren um
diese Zeit erst wenige dieser Vögel angekommen und fehlten noch am Naragun-
Bache (10 Werst nordwestlich vom Dorfe Tunka), wo sie brüten sollen. Das Nest
bauen sie, nach der Aussage der dortigen Bur jäten, in hohlen Kieferstämmen.
30. Cypselus Apu s L.
Pallas lernte in Ostsibirien unter den Exemplaren des europäischen Mauerseglers
eine häufige und recht constante Varietät kennen, welche mit jener typischen
Form gemeinschaftlich lebte und sich durch eine rein weisse Binde auf den obern
Schwanzdecken vornehmlich und sehr augenfällig vom C. Apus mropaeus unterschied
Er hat aber darauf hin eine artliche Trennung dieser beiden Formen des Mauerseglers
nicht unternommen und ertheilte der letztem nur das Recht einer ausgezeichneten
Varietät, die er als C. Apus leucopyga in der Zoogr.') eingehender beschreibt.
Ganz dieselbe Varietät des Mauerseglers aus dem Kaffernlande wurde zuerst
von Lichtenstein als Cypselus caffer') von C. Apus artlich getrennt und später,
1848, von Streu bei*) bei der Bearbeitung der Cypselidm des Berliner Museums,
jene Trennung beibehalten. Derselbe Autor erwähnt aber auch, dass C. caffer mit
dem Fundorte Bengalen im Berliner Museum vorhanden sei, mithin das Vaterland
sich über die Tropen der alten Welt verbreite. Jedenfalls flun ist die von Pallas
als Var. ß leucopyga aufgestellte Varietät des Mauerseglers derselbe Vogel, den Lichtenstein
und nach ihm Streubel und andere’) trennten. Gloger1) freilich spricht
sich nicht entschieden für das .Zusammenziehen beider Formen aus, aber neigt sich
doch mehr dazu, als zur definitiven Trennung derselben. Dagegen ziehen Blasius
und Keyserling“) sie ohne Umstände zusammen. Der Meinung dieser beiden letztem
Forscher schliesse ich mich ohne. Bedenken an und erlaube mir trotz der wenigen
Mauersegler, welche ich vom Baikalsee und aus Daurien mitbrachte, nicht nur über
die ausgebildete Varietät ß leucopyga Pall, einige Bemerkungen zu machen, sondern
sogar auch einer, wenigstens theilweisen Uebergangsstufe zum C. Apus europaeus zu
erwähnen, Dasjenige meiner 3 Exemplare vom Mauersegler, welches sich am besten
an die europäisch typische Tracht dieses Vogels schliesst, wurde am 22. Mai 1856
mit einem Weibchen zusammen bei der Grenzwacht Kulussutai am Tarei-nor ergriffen
und war wohl auf dem Zuge (viele Arten verspäten in der Mongolei
sehr bedeutend und namentlich gilt das auch von Cypselus, der bekanntlich überall
einer der spätesten Zugvögel ist). Auch dieses Männchen trägt die schmalen, weissen
Endbinden auf den meisten Federn der untem Körperseite recht deutlich, wogegen
das Weiss der Kehle nicht rein ist und meistens die Schafte hier licht bräunlich grau
erscheinen. Von den weissen obern Schwanzdecken ist keine Spur. Das zu gleicher
Zeit gefangene Weibchen ist ein älteres Individuum und besitzt die Färbung der
Stirn, wie sie C. caffer haben soll (nämlich schmutzig aschgrau). Der 3te Vogel
wurde am 10. Juli am Baikalufer erlegt und ist ein altes Weibchen. Bis auf die
wenigen weissen Flecken auf einigen Armschwingen stimmt dieser Vogel vollkommen
zur ausführlichen Beschreibung, welche Streubel (1. c. p. 352) giebt, nur neigt er
sich in der Farbe der Stirnbefiederung wiederum mehr zur typisch europäischen Form
des Mauerseglers, als zu der des Kaffernlandes und hat ziemlich breite, weisse Endbinden
auf vielen Federn der untern Körperseite. Kaum darf ich die Schwingen
dieses Exemplares bei dem Vergleiche mit denen des europäischen Mauerseglers abweichend
nennen, sie sind aber ein wenig schmäler (namentlich die äüssersten), als
1) Verzeichnis der Doubletten des zool. Mus. zu Berlin, 1823, p. 68, M 602.
2) Isis, 1848, p. 848 and flg.
3) So halt B o n a p a r te z. B. noch C. caffer Licht, für artlich verschieden von C. Apus L., aber fär identisch
mit C. Ap. v. ß Pall.; vergl. Consp. gen. av., p.,65.
4) Vollst. Handbuch -der Natg. der Vögel etc., p. 425.
5) Die Wirbelthiere Europa’s, Syst Verz., XXXHI.
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