Bäurische Hochsteppen. Bureja-Gebirge.
Männchen. Männchen. Weibchen.
Länge von der Schnabel- zur Schwanzspitze *) . . . . 16V*'' , 1 8 ''' 20"
„ des zusammengelegten F lü g e ls ...................... 14'? 14" 6'" | iß" 4'"
„ des Schwanzes................................................ 8" 4"' 8" 6'" 9" 10'"
„ des L a u f e s ............................................................... . 2" 2"’ 2" 2'" 2" 4'"
„ der Mittelzehe ohne K r a l l e ................................ \ 1" 6"' , 1" 6'" I i” 7-">
„ der Kralle an der Mittelzehe (in der Sehne gemessen) 1'' 1" 1'"
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H 2'"
Schon gegen das Ende des, Septembers stellen die Schneeeulen sich in den dau-
rischen Hochsteppen ein, und zwar vornehmlich in jungen leiblichen Exemplaren;
die alten, besonders die männlichen Vögel, scheinen die nordischen Brutplätze später
zu verlassen, ln den bewaldeten Gegenden meines Reisegebietes wurden diese Vögel
zwar überall im Winter (Baikal im Pachabicha-Thale, Apfelgebirge, oberer Ingoda-
Lauf und im B ureja-Gebirge auf der Chotschio-Höhe) bemerkt, jedoch waren sie
dort immer nur vereinzelt. Dagegen bewohnen sie die kahlen Hochsteppen Transbai-
kaliens in grösser Anzahl und ernähren sich von den harmlosen Pfeifhasen (Z. Ogotond).
Sie halten sich gewöhnlich an den windbeschützten Seiten der Murmelthierbaue auf
und beginnen gegen Abend ihre Jagden, jedoch erhaschen sie auch bisweilen am Tage
eine Ogatone, da diese Thierchen sehr oft ihre Baue unmittelbar am Fusse der Murmelthierhügel
anlegeu uud bej ihren Heuschobern leicht zu überraschen sind. Die Schneeeulen
mästen sich im Laufe des Winters dermaassen an Lag. Ogotona, dass sie oft eine .fingerdicke
Specklage auf der Brust tragen. Ich habe sie niemals schreien hören, wohl aber schnalzen
sie sehr laut, wenn sie angeschossen sind. Bei Weibchen, welche am 11. April erlegt
wurden, bemerkte ich noch keine Spur mehr entwickelter Eier, was auf.allend ist; da die
Eulen sehr zeitig zu brüten pflegen und der Uhu am T a re i-n o r damals schon bebrütete
Eier hatte. Die Schneeeule schickt sich also erst im Hochnorden nach vollbrachtem
Zuge zum Brüten an und fehlt als Stand- und Brutvogel hier im Süden Sibiriens.
Die an Nagethieren so reichen Hochsteppen Dauriens werden durch diesen ihren
Reichthum im Winter bestimmend für den Aufenthalt dieser Eule, wie sie es im Sommer
für Aquila uaevia und BuUo ferox gleichfalls «erden, wodurch die grosse Seltenheit, ja
sogar bisweilen der gänzliche Mangel dieser Arten in den Wäldern Transbaikaliens
erklärt wird.
1) Dieses Maass ist je nach der Haltung des Kopfes sehr unsicher; man müsste eigentlich von der Scheitelhöhe
zur Schwanzspitze messen. In diesem Kalle erh.lten wir fllr unsere 3 Vögel folgende Ziffern: lß" 6"'
19" 8"', 22" 4"'.
SS. i f r i t (IIul»» maxlmus Ranz.) Bulto L.
Bei den Mongolen der hohen Gobi: Schara-Schobon, d. h. der gelbe Vogel.
Bei den Birar-Tungusen: Gara.
Bei den Russen und getauften Tungusen Transbaikaliens oftmals nach dem Rufe des
Uhu’s scherzhafter Weise dawai Schubu, d. b. gieb den Pelz.
Herr v. Middendorff 1) hat bereits die artliche Selbstständigkeit des Bubo sibiiicus
Evrsmy =. Striz turcomana Evrsm. entschieden verneint und auf das sehr helle Exemplar
éines Ühu’s, vom Irtis ch , welches im Museum der Kaiserlichen Akademie sich befindet,
hingewiesen. Die von mir aus den daurischen Hochsteppen und vom mittlern Onon-
Thale •. mitgebrachten 3 Exemplare des Uhu’s, von denen 2 Männchen und das 3te ein
Weibchen sind, liefern die schlagendsten Beweise gegen die Haltbarkeit jener Evers-
mann’schen Art, da Sich namentlich an zweien von ihnen vermittelnde Uebergänge
der Tracht des typisch europäischen Uhu’s zu dem sibirischen nachwusen lassen. Das
Gefieder der untern Körperseite betheiligt sich zwar nur in sehr geringem Maasse an
der theilweisen Veränderung und Färbung, wie sie dem Bubo sibiricus zakommt; desto
mehr aber findet dieses an den Federn des Rückens und der Schwingen, so wie auch an
denen der Füsse statt. Im Vergleiche , zum typischen Kleide des europäischen Uhu’s weicht
das der sibirischen Vögel vornehmlich in folgenden Punkten ab: Mit zunehmendem Alter
gewinnt das gesammte Gesicht an Helle,: das Wéiss des Augenringes erweitert sich namentlich
abwärts stark, und die ’Schleierfedern ziehen mehr in weisslich Graugelb, als
in Gelbbräunlich. Besonders aber verschwindet schon von der Basis des Ober-Schnabelgrundes
an, zur Stirne und auf dieser und der ganzen oberen Kopfseite das Schwarz
zusehends, und es gewinnen dagegen die am Uhu E u ro p a ’s nur seitlich wenig angedeuteten
gelblichen Bindenzeichnungen der einzelnen Federn um das Doppelte au Breite
und werden weiss. Mit zunehmendem Alter findet das in so gesteigertem Grade, besonders
bei den M., statt, dass das typische Schwarz der meisten. Federn zu schmalen
Querbändern reduzirt wird. Ein männlicher Vogel, im December 1856 am Önon geschossen,
schliesst sich zwar, was die Farbe des Gefieders der Stirn anbelangt, recht gut an
den europäischen Uhu an,, allein in der Zeichnung der Federn neigt er wieder zum
sibirischen Uhu. Auch die schwarzen breiten Schäftflecken der Brustfedern besitzt der
Ulpi Sibiriens nur in geringerer Breite, wie denn auch die zahlreichen schwarzen und
schwärzlichen Querbinden der Federn des Bauches, besonders mit zunehmendem Alter,
an den sibirischen Vögeln dieser Art sehr viel schmäler werden und d e gelbe Grundfarbe
fast rein weiss erscheint. Jedoch mag dies letzte auch mehr eine individuelle
Eigentümlichkeit sein und lässt sich an meinen Thiefen aus Daurien nicht nachweisen.