noch das typisch europäische Dohlenkleid trägt. Ein am 5. Juni 1855 im Kaja-Thale
bei Irk u tsk geschossenes M. beweist dies. Dieser Vogel ist vollkommen ausgewachsen
und kann deshalb nicht für ein junges Thier - von jenem Jahre gelten. Ein Pärchen
junger Vögel, welches ich am 20. Juli am Baikalsee schoss, ist noch nicht ganz
vollwüchsig. An dem Gefieder des Bauches jenes Vogels im 2ten Kleide machen sich
schon fahl graubraune Federn bemerkbar und einzelne graulich weisse stehen im Nacken,
so wie an den Halsseiten. Hierin schliesst sich dieser Vogel zunächst an die, im Südosten
des europäischen Russlands gewöhnliche Tracht der Dohlen. Die mir vorliegenden alten
Vögel beiderlei Geschlechts besitzen die helle Brust-, Bauch- und Nackenfarbe in bald
reinerm, bald schmutzigem Grauweissr Nicht selten finden sich, zumal auf den Flanken,
einzelne schwärzlich graue Federn und mit zunehmendem Alter verbreiten sich zahlreiche
weiSse, - feingespitzte Flecken auf der schwarzen, blauglänzenden Wange und dem Hinterhaupte,
in der Weise, wie es die Abbildung der Fauna japonica (Tab. XLI) darstellt.
In Schnabel-.und Tarsenlängen stimmen die 20 Exemplare, welche ich mitbrachte, recht
genau überein. Das Maass der Schnäbel auf der First' bis zur Stirnbefiederung schwankt
von 28—30 Mmtr., das der Tarsen von 43—4-1 Mmtr.
Auf meiner Hinreise nach Ostsibirien traf ich circa 300 Werst westlich'von
Irk u tsk die ersten daurischen Dohlen an. Bis dahin waren die mit hellem Halsring
versehenen, im Süden des- europäischen Russlands gemeinen Döhlen die vorwaltenden
gewesen. Es ist aber sowohl durch das Verzeichniss, welches H. Akd. v. B ran d t dem
Reisewerke Tschichatscheff’s beigegeben h a t1), wie auch durch eiügesandte Exemplare
von der B ir ju s s a 2) erwiesen, dass die daurische Varietät von C. Momdula westlicher
in dem Altal-jGebirge lebt. Schon Pallas beobachtete, dass in Transbaikalien nicht
alle Dohlen fortziehen, und ich fand seine Beobachtung im mittlem Onon-Thale vollkommen
bestätigt. Dort lebten die Dohlen mit Corvus Corom gemischt in groäsen Schaaren und
blieben auch, nachdem am 24. September heftiger Schneestunn stattfand und, 2' tiefer
Schnee fiel. Auffallend war es, dass unter den, am 25. September aus solchen Schaaren
erlegten Vögeln einige noch nicht vollständig vermausert waren. Sogar die Schwingen
wurden jetzt erst erneuert. Bekanntlich aber wechseln die Dohlen ihr Kleid nach vollbrachtem
Brutgeschäft, Anfangs Juli. Diese Dohlen beobachtete (ich bis in die.Mitte
des Octobers am mittlern Onön. Im östlichen Sajan waren am 27. September 1859
noch viele derselben in der Tunkinskischen Ebene (2300' über dem Meere), Ueber die
Ankunftszeiten von C. Monedula habe ich folgende Beobachtungen mitzutheilen: Am
T are i-n o r und im Ilja-Thale trafen die .ersten Vorzügler am 3. März 1856 ein; am
6ten sah ich die ersten Paare im Uda-Thale, < 300 Werst westlich von Tschita, am
8ten wieder ein Paar an der obem Ingoda. Im Ilja-Thale folgten seit dem 6. März
1) Voyage scientifique .dans l'Altaï orientale etG., p. 441.
2) v. M id d e n d o r f f ’s Sibirische Reise 1. c. p. 159.
grössere Banden von 50-—60 Exemplaren den Schafherden, ^ am 9. März begannen sich
dort »und am mittlem Onon die Dohlen zu paaren. Am mittlern Amur, wo die Dohlen1)
selten sind,, stellten sie sich erst mit dem 28. März 1858 in kleinen Banden ein. Etwas
früher, nämlich am 25. März 1859, trafen sie bei starkem N.-W.-Winde und Schneegestöber
in Irk u tsk ein und paarten sich am 5. April. Später noch, und zwar erst
Anfangs. April, kamen sie in die hochgelegene Ebene des östlichen Sajan-Gebirges
(Toros-Tunka-Ebene). Hier lebten sie am 19. April noch in Schaaren, am 23sten
sonderten- sich die Paare und am 29sten waren sie mit dem Nestbau beschäftigt. Auch
die Dohlen stellen, nachdem die Jungen ausgewachsen sind, oftmals in grossen Gesellschaften
Flugübungen an, so z. B. im Apfelgebirge, wo ich diese Uebungen unweit
Altansk und Kirinsk vom 1—5. August beobachtete. Seit ihrer Ankunft am Tarei-
nör sah man die Dohlen bis zur Brutzeit alltäglich gemeinschaftlich, auf Nahrungswanderungen
ziehen. Die Südabhänge der sogenannten blaüen Berge (Kuku-Chada)
boten ihnen im März, wenn in den Hochsteppen noch sehr wenig Insecten leben, reichere
Nahrung. Man sah sie täglich bei Sonnenaufgang über das Dorf Kulussutajefsk
aus N.-W. nach S.-O; fliegen, sie kamen nämlich aus dem S’asutscheer Walde, wo sie
auf hohen Kiefern genächtigt hatten, und zogen zum Dsün-Tarei. Abends sah man
die Banden wieder zur Nachtruhe nach N.-W. ziehen. Bei Zagan-olui rotteten sich
die Dohlen nach dem 20. Juni und besuchten die Brachfelder.
Corvus Monedula wird in „Sibirien nicht selten der Bewohner grösser Einöden.
An den Felsenufern des Baikals haut er sein Nest mit der grossen Lachmöve zusammen.
Wo er,die Wahl zwischen Felsen und Wald hat, zieht er die erstem dem
letztem zur Nestanlage vor. Dichte Wälder meidet er ganz. Alte Lärchenstämme,
die' in lichter Anordnung in den Ebenen stehen, sucht er gerne auf und baut in
Astlöchern und, falls diese fehlen, in den Gabeln der Aeste. Am mittlem, Amur
habe ich ihn im Bureja-Gebirge nicht brütend angetroffen.
09. Corvus Corone L.
Am 15. April 1856 sah ich zuerst grössere Züge der Rabenkrähe über den
Tarei-nor ziehen. Diese Beobachtung schliesst sich gut an die von H. v. Midden-
dorff im Stanowoi (Aidan) gemachte, nach welcher dort durchziehende Rabenkrähen
am 27. April eintrafen. Besser noch reiht sich daran die Durchzugzeit der Rabenkrähe
im Bureja-Gebirge, welche auf den 18—19. April fällt. Die Züge begaben
sich direct nach N. und waren hoch in der Luft. Die Rabenkrähe war in Trans-
baikalien der grossen Heerstrasse entlang nicht selten. Am mittlern Amur habe ich
sie nur ab , und zu bemerkt. Hier gesellte sie sich auch bisweilen dem japanischen
1) Hier sah ich sie auch in der daurischen Varietät