
dem Aufgelien der Angara stellt er sich recht häutig als Strichvogel bei Irk u tsk
auf diesem Flusse ein, da ihm dann die vielen Löcher in der Eisdecke bequem sind.
1 0 6 . C in d iis P a l la s l l Temm.
Ich habe mich schon oben dahin ausgesprochen, dass, bevor Uebergänge in den
Kleidern von G. Pallasii zu C. aquaücus gefunden sind, man an die artliche Vereinigung
dieser beiden Vögel gegründeter Weise noch nicht gehen darf. Am mittlern
Amur und zwar besonders am Udirflüsschen, oberhalb des Bureja-Gebirges, traf ich
den schwarzen Wasserschmätzer häufig an, wurde seiner aber nicht habhaft, da er
sich zwischen .den wild durch einander geworfenen, angeschwemmten Baumstämmen
trefflich versteckte und überaus scheu war. Er fliegt wie Alcedo und tauchte gerne in die
Luftlöcher von Lutra.
1 0 3 . A iiO u in campestris Bechst.
B o n aparte’s Deutung der Alauda grandior Pall.1), die er als Synonym bei Anth.
campestris aufftthrt, halte ich für sehr begründet. In der That lebt der Brachpieper in
der Mongolei gar nicht selten und steht namentlich durch den verlängerten Sporn der
Hinterzehe und durch die Schnabelstärke den Lerchen nahe. Somit wäre denn auch
durch die von mir heimgebrachte Suite von 11 Exemplaren dieser AM die Omis
Ostsibiriens jn ihren Piepern nicht bereichert, obschon in neuerer Zeit die Herren
Beisenden in Ostsibirien dieselbe nicht gefunden haben. Meine Suite wurde an drei
verschiedenen Lokalitäten gesammelt. Als Sommeryögel liegen 3 Exemplare von den
steinigen Vorländern am westlichen Baikalufer vor. Ihr Gefieder ist stark abgenutzt,
aber keine Mauserspur lässt sich an diesen Vögeln wahmehmen, die am 9ten,
lOten und 23. Juli alten Styls erlegt, wurden. Dagegen haben ein Männchen und
ein Weibchen vom Tarei-nor, die am 15. August und 2. September geschossen wurden,
das kleine Gefieder schon ganz erneuert, die grossen Schwingen jedoch noch nicht. Bei
diesen wächst die erste zuletzt und der Flügel erneuert sich von innen nach aussen.
Sechs andere Exemplare, von denen 3 ebenfalls am Tarei-nor, drei aber im östlichen
Sajan, auf der Tunkinskischen Ebene Anfang Mai 1859 erlegt wurden, tragen
ein. volles Gefieder, welches keine Mauserspur erkennen lässt, etwas abgerieben und
ungleich bleicher als das frische Herbstkleid ist. Jedenfalls macht der Brachpieper
in Sibirien nur eine Mauser durch und kommt im vollen 2ten Kleide, wenn er ein
solches überhaupt im Süden anlegen sollte, an.
In Bezug auf den änssem Bau der mir vorliegenden Exemplare meiner Suite
habe ich 2 Punkte namentlich näher zu beleuchten. Erstens die Fuss- und Zehenbildung
und zweitens das Verhältniss der Hinterschwinge zur Flügelspitze. Gerade in
diesen beiden Punkten soll sich Anth. Richardi Vieill. constant vom Anth. campestris
Bechst. unterscheiden. Was nun die Lauflänge anbetrifft, so ersieht man aus nachstehender
Tabelle, dass in der That dem Anth. campestris eine kaum schwankende
Länge von einem Zoll'als Lauflänge zukommt, während Anth. Richardi nach Z ander )
einen' 15"' langen Lauf haben soll. Dagegen haben aber alle meine Brachpieper den
Sporn der Hinterzehe bedeutend gross und es übertrifft an ihnen die Länge der hintern
Zehe mit dem Sporn jene von Zander für Anth. campestris angegebene (8"') um
4—5 Linien.
A n th . c am p e s tris Bechst.
Ostsibiri en.
Männchen. , Weibchen. Geschlecht.
' ?
Länge des Laufes . . . . ,. . iä " ' u m 12"' | i2'" IST / " f r " • 13" 13"' 13'" f‘ i3 '" 13'"
„ der Mittelzehe ohne Nagel 8 8 | 9 8 Vs .8- 8 9‘ 8 • 8 87». 8
„ der Hinterzehe ohde Sporn 1 '6 ! 6 1 67* 67» 6 7*' 6‘A 6 6 ' 6 6 ^6
„ desSporas an derHinterzehe 7g 6 .7 07«g. . 57*
6g-
67» . 7g \ 5 6 67*
Ferner ist äüf die geringere’<öder stärkere Krümmung des Sporns gar nichts zu
geben, da die vorliegenden Exemplare 1 eine Beihe von Abstufungen in d ie se r Hinsicht
wahmehmen lassen, wesshalb wir- ein g hinter die Ziffer in letzter Beihe
setzten, wenn der ’ Sporn ganz gerade war. Bei der Beurtheilung der Schwingen
schliesse ich selbstverständlich die beiden Herbstexemplare aus, um nicht durch un-
beendete Mauser der Federn irre geleitet zu werden., .Kein einziges Exemplar , der
übrigen Brachpieper zeigt den Charakter, den 'Zander für Anth. campestris an-
giebt, bei ■ keinem überragen -die hintern Schwingen die Flügelspitze, viel mehr
sind sie durchweg um 3—4 Linien kürzer und nur bei einem' Männchen finde ich
das für Anth. Richardi notirte Längenverhältniss, wie es Zander mittheilt und wie
wir es in den Nachträgen zu Naumann, p. 95,; angegeben finden.
Jedenfalls scheint mir dadurch dasjenige, was sich auf die Hinterzehe und die
Schwingen des Anth. Richardi bezieht und zugleich maassgebend für seine artliche
Selbstständigkeit, sein soll, nicht stichhaltig zu . sein. Möglich, aber, dass sich im Tarsus
und anderweitig gewichtige und constante Merkmale für den Bich a rd ’schen Pieper
finden lassen. Thienemann*) scheint Bedenken zu tragen, ihn Ohne Weiteres als
güte Art anzuerkennen. Wir sehen daher -in Bezug auf diesen Gegenstand, sehnlichst den
Arbeiten ■ des Herrn. Professor. Blasius entgegen und halten- unsem Sibirischen
Brachpieper, trotz langer Sporen und kurzer Hinterschwingen, für Anth. campestris Bechst-
1)' Vergl. Naumahnia 1854, p. 2.',
2) Ehea II, p. 175.