der gemeinen Kormoranscharbe. Auch ist es mir nicht gelungen, die Angaben von Pallas 1),
nach denen Ph. graculus auf dem Baikalsee häufig Vorkommen und namentlich auch in
grösser Zahl auf den Felsen brüten soll,v zu bestätigen; vielmehr gehörten alle dort von
mir erlegten Seeraben zum gemeinen Kormoran und die ausgedehntesten Brutplätze 2),
welche auf dem sogenannten Baklanfelsen gelegen, wurden nur von dieser Art bewohnt.
Die am 23. und 24. Juni 1856 erlegten alten Männchen vom Baikalsee tragen nur noch
sehr geringe Spuren des Hochzeitskleides, die sich auf' einzelne. schmale, weisse Streiflinien
an der hinteren Halsseite und auf ebenfalls weisse Flaumfedern, die auf der Aussenseite
des Schenkels meistens durch das schwarze Kleid verdeckt sind, beschränken. Von einer
Mauserspur ist jetzt noch nichts zu bemerken. Das Weibchen aus Daurien, welches im
Vergleich /zu den Männchen vom Baikalsee bedeutend kleiner ist, besitzt das sogenannte
Hochzeitshabit mit dem zarten, weissen Gefieder am Halse und dem grossen,
rein weissen Schenkelfleck in ganzer, Vollkommenheit, Es. "ist dies jedenfalls ein recht
alter Vogel, der manche der abweichenden Eigentümlichkeiten besitzt, über die Naum
an n 3) uns“ schon belehrt hat. So zähle ich an diesem Exemplare nicht 14, sondern 16
Steuerfedern und sehe die Schwaiizform in etwas mehr zugespitzter Keilgestält seitlich
verjüngt. Auch in Bezug auf die nackte Haut der vorderen Gesichtstheile finde ich
das von Naumann'auf Seite ,59 der citirten Abhandlung Gesagte bestätigt.
Die gesammte unbefiederte Kinnhaut vom Unterkieferwinkel an bis zur weissen Befiederung
war am eben erlegten Vogel grauschwärzlich und dicht mit gelben, schilfernden,
etwas erhabenen Pünktchen besetzt. Nur die Wangengegend zeigt auf der
nackten Haut eine .gelbe Grundfarbe, der Zügel dagegen ist wiederum schwärzlich. Zur
Vervollständigung der neuerdings durch Herrn Akademiker L. v. Sehrenck.4) ermittelten
Maasse der Seeraben stelle ich hier die des kleinen Weibchens aus Daurien
und des grösseren Männchens vom Baikalsee' zusammen.
Länge des zusammengelegten Flügels . . . . . . .. . -. i . . .
• des Schwanzes . / . . . . . . i .
„ des Schnabels, auf der First’ gerade zur Schnabelspitze gemessen.
Höhe des'Schnabels an der Stirn .. . . . . . . . . . . . . /. .
Breite desselben ebendaselbst . . . . . . . . . . . . . . ;
Länge des L a u f e s ................................ . . . . . . . , . .
, „ der äussern Zehe ohne Nagel '.■• -. . . , . .. .. . . . . .
„ des Nagels an der äussern Zehe,'. . . " , . ' . . y ,. . .
Daurien. Baikalsee.
w . : M.
11" 5"" 13"
6" 4"' 6" 4'"
2" 3*', 7’2",4'"
97a'" 10'"
7'" r T'-‘
2" 1'" 2" 37a'
2" 11"' 3" 5"'
4"' . ■ 47*"'
1) Zpogr. ross.-ast. 11, p. 1299.
2) Vergl. meine Mittheilungen zur Kenntniss des Russischen Reiches-, Bd. 23, p. 213.
3) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands,¿H. Theil, p. 54 und flgd.
4) Reisen und Forschungen etc. l. -c.. p., 490.
Mit dem Aufgehen der Ströme im Frühlinge erscheinen. die Kormorane im Süden
Sibiriens in grösser Häufigkeit; so sah ich 'sie? 1857 auf der Selenga und Uda
in zahlreichen Banden. Brütend, und zwar stets auf Felsen und nicht die Kronen hoher
Bäume suchend, traf ich ihn besonders an zwei .Lokalitäten des westlichen B a ik a l-
ufers, von denen die eine der schon oben erwähnte Baklanfelsen ist, während die andere,
gleichnamige, circa- 20 Werst oberhalb, d^s Dorfes Goloustnaja, unmittelbar am steilen
Ufer liegt. Am 22; Juni traf ich. bereits Junge, deren bluterfiillte Schwingenspuhlen
stark. trieben, andere, kaum ausgekrochene, die, noch nackt waren, ausserdem starkbebrütete
Eier und selten frischere. Das Weibchen der Kormorane muss während des
Brütens noch legen, denn die verschiedenen Entwickelungsstadien der Jungen, die ich
in einzelnen Nestern fand, sprechen dafür. Viele der Jungen waren aus den Nestern gestürzt
und hatten sich an den steilen Felswänden zu Tode gefallen.. Der frische Mist machte den
ganzen Felsen äusserst schlüpfrig und die Ausdünstungen hüllten ihn in eine stinkende
Atmosphäre. Zum Herbste rotten sich die Seeraben zu grossen Schwärmen und wandern
zu den fischreichen Buchten, wo sie im Gefolge der Fischer leben und mit Milvus auf
die Abfälle warten, welche besonders durch den Omulfang geliefert werden* Am oberen
Amur ist der Kormoran selten. Ln Frühlinge 1857 traf ich ihn bei meiner Reise
stromabwärts, zuerst in den Umgebungen der Kumara-Mündung. Im Bureja-Gebirge
habe ich ihn ebenfalls nur höchst selten bemerkt, so am 16. Mai 1858.
956. Podiceps cornutus Lath.
Am 13. Mai 1859 erlegte ich ein altes Männchen unweit Tunka, es stimmt in
Grösse und Färbung genau mit europäischen Vögeln überein, ist aber nicht sehr alt.
Das Braun des Halses und der Brust, so vje auch das Schwarz der verlängerten
oberen Halsfedern ist nicht so lebhaft, wie es recht alte- Männchen besitzen. Das
letztere zieht besonders vorne am Kopfe recht bedeutend in die rauchbraune Farbe.
959. Podiceps suberistatus Jacq.
Während der erstep Tage des Mai-Monats tummelten sich einige Exemplare dieser
Steissfüssart auf der grossen Sfisswasserlache • bei Kulussutajefsk. Als ihre dortige Ankunftszeit
kann ich den 2. Mai nennen.
958. Colymbus arcticus L.
Bei den Tungusen am oberen Baikal: Zfkö.
Die heimgebrachten 3 Exemplare des Polartauchers, welche in den letzten Tagen
des Mai 1856 auf dem mittlem Onon erlegt wurden, befinden sich sämmtlich im schönen