
anzutreffen, aus welchem ich ein Pärchen erlegte. Es deutet uns dieser Fall wieder
die interessante Thatsache an, dass zwischen der aralo-caspischen Fauna und der mongolischen
manche Verwandtschaften stattfinden und selbst Thiere, welche westwärts von
jenem aralo-caspischen Gebiete den Süden Eu ro p a ’s, so Me den Norden Afrika’s und
seine westlichen Inseln bewohnen (in diesem Falle Teneriffa, Madeira, wo Fring. pe-
troma noch brütet), auch ostwärts, wahrscheinlich durch ganz Mittelasieh verbreitet
sind und das Nordost-Ende der hohen Gobi zeitweise besuchen. Auffallend ist es
aber, dass gerade eine so ausschliesslich südliche Form, wie wir sie durch den Steinspatzen
repräsentirt finden, sich in Asien als seltener Gast, freilich bis unter den
50° n. Br. findet, während dieselbe in Europa vornehmlich dem Süden nur zukommt
und nur als seltene Ausnahme unter gleich hohen Breiten sich findet. Mit persischen
und caspischen Exemplaren verglichen, bieten meine beiden Vögel keine starken
Differenzen. Es treten die weissen Mittelfelder der Brust- und Bauchfedern schärfer
hervor, jedoch nicht so scharf, wie es die Naumanü’sche Abbildung *) darstellt, Bei
dem Männchen ist die gelblich weisse Lunula am Ende der Tnnenfahüe der mittlern
beiden Steuerfedern noch deutlich, was nach Gloger’s Beschreibung 2) nicht immer
stattfinden soll, bei dem Weibchen hat sie bereits die lichte Lehmfarbe angenommen
und ist, von unten her betrachtet, kaum erkennbar. Das Männchen hat die Mauser bereits
vollendet und zeigt den hell citronengelben Kehlfleck in nur geringem Felde, das
Weibchen befindet sich namentlich am Kopfe so stark in der Mauser, dass auf dem
Scheitel und an der Kehle einige Stellen ganz federfrei sind; auch schieben sich bei
ihm jetzt erst die beiden seitlichen Steuerfedem aus den Spuhlen. Am frisch geschossenen
Vogel war die Iris chocoladenbraun, die Füsse schmutzig gelb. Der Schwann dieser
Vögel war sehr scheu und hob sich, nachdem er einmal aufgescheucht war, hoch in
die Luft, wo er zu kreisen begann: Nirgends habe ich diese Art in Sibirien später
angetroffen, auch ist sie aus den südlichen westsibirischen Gegenden bis jetzt. noch nicht
nachgewiesen.
?ß. F r in g illa lnootifr in gilla L.
Die zehn Bergfinken, welche ich aus den verschiedenen Gegenden von Südost-
Sibirien mitbrachte, geben mir nur zu wenigen Notizen Veranlassung. Am jungen
Vogel im ersten Herbstkleide machen sich die thränenförmigen grauschwarzen; Schaftflecken
auf den hintern Weichenfedern bemerkbar. Die Farbe der untern Schwanzdecken
ist bei jungen Me auch bei ganz alten Thieren bald rein weiss, bald rostroth überflogen,
bald auch rein rostroth. Die Intensität des Rostroths der Kehle, der Brust- und Schulterfedern
variirt individuell, scheint aber mit zunehmendem' Alter der Männchen sich zu
1) 1. c. Tab. 116.
2) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s , p. 322.
steigern. Im frisch yermauserten Herbstkleide sind die rostrothen Umrandungen der
Stirn-, Scheitel-, Nacken-und Rückenfedern so breit, dass sie die tief schwarzen Basaltheile
der Federn bei den Männchen fast ganz verdecken.. Ein altes M. vom 17. April
1856 besitzt von diesen Rändern kaum eine Spur und fügt sich denn in dieser Tracht
ganz der Beschreibung von Pallas, die er in der Nota *) • giebt. An weiblichen Exemplaren
finde ich den Umfang der weissen Bürzelfedern sehr abändernd, ja diese bisweilen
ganz durch schwarze, Federn verdrängt.
Einzeln bleibt der Bergfink dem gesammten Süden Sibiriens auch, als Sommer-
uxid Brutvogel. Am 16. Mai 1859 traf ich ihn noch unweit Tunkinsk an, am 14. Juli
1855 stiess ich etliche Werst oberhalb des Dorfes Kotschirikowa auf eine Familie,
deren Junge eben flügge wurden. Das erlegte Männchen befand sich stark in der Mauser,
namentlich war die Kopfplatte fast frei vom Gefieder. Die Hochsteppen Dauriens berührte
diese Art im Frühlinge nur in einzelnen Individuen, so z. B. wurde am 15. April
ein Männchen in den Hecken der Gemüsegärten bei Kulussutajefsk erlegt. Dagegen
stellten sich die Bergfinken in grösser Zahl im Herbst am T are i-n o r auf dem Durchzuge
ein. Zuerst sah ich einige Männchen am 15. August, dann am 16ten wieder
nur Weibchen; mit dem 26sten trafen die grössern Schaaren, aus jungen und alten
Vögeln beiderlei Geschlechts bestehend, ein; mit dem 3Osten mehrten sich diese Schaaren und
hielten sich immer in der Nähe der Gemüse-Gärten auf. Erst später, als schon die
Nachtfröste einsetzten, flüchteten sich die Bergfinken zur Nacht in die hohen Geröhre,
welche die Ufer der Süsswasserpfützen umstehen. Hier lebten sie dann noch bis zum
11. September; dann aber fehlten die grossen Banden und nur wenige Exemplare
wurden noch bis zum 15. September gesehen. Im Bureja-Gebirge folgten die Bergfinken
vom 7 — 10. September vornehmlich den Drosselzügen.
W. F r in g illa arctoa Pall.
Mit den Sperlingen zusammen lebte diese Art auf den Poststationen und in den
Dörfern an der grossen Strasse, die von Irk u tsk zum Baikalsee führt. Auch sah ich
sie am 9. Januar 1857 an der Westküste des Baikals zwischen der Kadilnaja- und
Goloustnaja-Station. Hier besammelten kleine Banden die schroffen, schneeentblössten
Abhänge. Aus Tfansbaikalien ist mir dieser Vogel nicht bekannt geworden.
91. Coccotliraustes vu lgaris Pall.
Durch das Auffinden des Kirschkernbeissers im Quelllande des Amur und an seinem
mittlern Laufe haben wir die letzte Lücke in den Beobachtungen gefüllt, die ihn nun
1) Zoogr. ross.-ast., T. H, p. 18.