
gepaarte Vögel am Urilflüsschen. Ungleich später trafen diese in der Tunka-!Ebene
1859 ein; in diesen hochgelegenen Gebirgsgegenden verspäten die meisten Zugvögel
recht bedeutend; die Schwanengänse, welche daselbst nicht häufig Vorkommen, trafen
erst in den letzten Apriltagen ein. In frühem Jahren soll diese Art, nach der Aussage
der Bewohner dieser Gegenden, dort häufiger gewesen sein.
Am 27. Mai 1856 wurden mir Schwanengänse gebracht, an denen sich die ersten
Mauserspuren bereits bemerken Hessen. Die Stellen, an welchen die Blutfedern die Haut
durchbrochen hatten, lagen am Oberschenkel. An anderen Körpertheilen stand das
alte Gefieder noch vollkommen. In der ersten Woche des August hatten diese Gänse am
T are i-n o r ihre Mauser ganz vollendet. Mit dem 12ten rotteten sich die Schwanengänse
am T are i-n o r zu grossen Banden; sie lärmten und-schrien dabei beständig, ru-
heten am liebsten in den ganz flachen Pfützen, welche den mit Salzauswitterungen incru-
stirten Boden hie und da bedeckten, und schwärmten zeitweise umher. Am 16ten und
20sten hatten diese Banden ihren mächtigsten Zuwachs erhalten. Am 2. September
waren die meisten Schwanengänse fortgezogen. Am 4ten sah man nur sehr wenige, am
7ten gar keine dieser Vögel am Tarei-nor. Im Bureja-Gebirge bemerkte ich die
ersten Herbstdurchzüge am 28. August und am 2. September die letzten.
3 3 6 . A n s e r g r a n d l s Gml.
Bei den B u r j a t e n im mittlem Irk u tth a le : Schara-chasür-golun, d- h. die gelbköpfige Gans.
Ausser den 4 vollständigen Vögeln, die ich mitbrachte, präparirte ich auch eine
gute Anzahl von Köpfen dieser Art, welche der Saatgans oft recht nahe zu stehen kommt
und beiweitem nicht einmal die Maasse einhält, welche die. Herren v. Middendorff *)
und L. v. Schrenck 2) ermittelten, in seltenen Fällen aber wohl nur jene erreicht,
welche ihr P a lla s 3) nach Gmelin’s Zeugniss zuschreibt. Ich will, bevor ich eine Reihe
von Schnabel- und Tarsenmaassen folgen lasse, zunächst die Variationen, welche bei
dieser Art in der Farbe des Gefieders Vorkommen, besprechen. Es ist nicht in Abrede
zu stellen, dass in der Regel sich im Kopfgefieder der grossen Gans ein sehr lebhaftes
Rostbraun kenntlich macht, welches, bisweilen in förmfiches Fuchsroth ausartend, die
Schnabelbasis theilweise oder auch ganz umgiebt, jedoch ist das nicht eine Regel ohne
Ausnahne, wie dafür H. Dr. L. v. Schrenck bereits einen Beweis beibrachte. Unter
1) Sib. Reise 1. c. p. 225.,
2) Reisen und Forschungen etc. 1. ö. p. 463.
3) Zoogr. ross.-ast. II, p. 221.
meinen Vögeln befindet sich ein Männchen, welches auf dem Durchzuge am 19. Sep-
tember 1855 bei Irk u tsk erlegt würde und so vollkommen zn dem an Amer segel/um
gewöhnlichen Kopf- und Halsgefieder stimmt, dass man es ohne Schnabel gar nicht
würde von der Saatgans unterscheiden können. Dieser Vogel besitzt im Kopf- und Halsgefieder
nicht die geringste Beimischung eines rothbraunen Tones und es verdunkelt sich
die braungraue Farbe nur um ein Bedeutendes zur Schnäbelbasis hin. Andererseits
liegt mir von meiner Reise eine. Saatgans vor, deren gesammfes. Kopfgefieder recht
intensiv braunroth gefärbt-ist, welche Farbe in hellerem Tone auch über das Kleid des
Halses verbreitet ist. " Eine , stark in’s Rostbraune ziehende Färbung des Stirngefieders
kommt Sogar bei Amer dnereus vor und zwar in einem Grade, wie wir ihn bei vielen
Exemplaren von Amer grandis auch finden. Es scheint also gewiss zu .sein, dass hierin
alle möglichen Üebergänge bei allen' 3 Wildgansarten stätthaben und man deshalb kein
besonderes Gewicht auf. das Rostroth der Kopffarbe bei Amer grandis legen darf. An
einem der mir vorliegenden Köpfe der Amer grandis vom T are i-n o r geht das Rost-
.braun der "Wangen und des- Scheitels zur Schnabelbäsis hin in ein tiefes Schwarzbraun
. über und nur hie und da am Rande der Befiederung sieht man Spuren fuchsrother
Federn. Die anderweitige Färbung des Gefiedern kann Ich mit Stillschweigen übergehen,
da sie "bekanntlich derjenigen der Saatgans vollständig entspricht. Es ist des-
.halb sehr wichig, bei der Entscheidung, ob man eine kleinwüchsige Anser grandis oder
eine Amer segetum vor sich habe, auch ohne Rücksicht auf die Kopffarbe ein gutes
Kennzeichen für die erstere zu besitzen. Dieses' .liegt, sowohl in der Schnäbelform,
wie auch in der .orangegelben Binde, die hinter dem Nagel desselben steht. Die
kürzeste Länge im Schnabel, welche ich, auf der First messend, bei der kleinwüchsigen
Amer grandis ermittele; beträgt nur 2" 4 1/*"', aber .sie, übertrift doch noch immer die
längste der mir voriiegenden Amer segetum um 4"'. Die grosswüchsigen Anser grandis
feilen auch durch die viel gestrecktere Schnabelform sogleich auf; bei den kleinsten ist
das freilich ...nicht in so hohem, Maasse der Fäll, aber stets bleibt die röthlich gelbe
Querbinde schmal, erreicht niemals auf dem Schnabelrücken die,Gegend, in welcher
seitfich die vordem' Nasenränder, liegen und nähert sich diesen Näsenrändem oftmals
gar nicht, da in diesem Falle der vom Schnabelrande ans ziim vorderen Rande des
Nasenloches ■ aufsteigende. Schmale,-gelbe Streifen fehlt. In dieser Hinsicht beobachte
ich an allen mir vorliegenden Vögeln dieser Art eine grosse Regelmässigkeit; zieht
sicli das Gelb weiter nach hinten, wie dies an einem Schnabel stattfindet, so verlässt
es dabei den Rand des Oberschnabels nicht und verschwindet nach und nach. in
Fleckenform.
Ich lasse nun zunächst die Ausmessungen folgen, welche ich an den Schnäbeln
und Tarsen meiner Vögel gefunden habe, setze vergleichungshalber die entsprechenden
Maasse von Amer segetum daneben und gebe dann die übrigen Körpermaasse des
grössten und kleinsten Vogels meiner Suffe.