Die meines Wissens noch unbekannten Eier des sibirischen Fausthuhns1) schliessen
sich in ihrer Form zunächst an die Eier der Pterodes-Arten und gleichen unter diesen
denen des Ptrl. Uändus und senegalensü*) am meisten. Taf. XIV, Fig. 3 stellt 4
Eier dar. Vor allen Dingen zeichnet sich die im Längsdurchschnitte genau elliptische
Form aus. Bisweilen sind sie aber an einem Ende auch etwas schmäler. Die Grundfarbe
wechselt von hell Grünlichgrau bis schmutzig Bräunlichgrau, welche letztere die
gewöhnliche ist. Aut dieser findet sich die meistens feinfleckige, erdbraune Zeichnung
m 2 Tönen. Spritzflecken fehlen, die grössten Flecken haben 24^2 % Linien Durchmesser,
die kleinsten verschwinden zu punktförmiger Andeutung. Die an den- 19 von
mir mitgebrachten Eiern genommenen Maasse erweisen nur geringe Differenzen in Länge
und Breite. Es sind nämlich:
Läugenaxe. Queraxe.
Das grösste E i ................ 45 Mmtr. ‘ 30 Mmtr.
Das kleinste Ei . . . . . 41 „ 30 -
Das Nest ist sehr kunstlos und den PteroÄ-Nestern wohl ganz ähnlich 3); es brüten
mehrere Paare gesellschaftlich, jedoch nie viele. In den salzdurchdrungenen Gründen
am Tarei-nor^meistens auf dessen jetzt seit Jahren trockengelegtem Boden selbst,
wird es durch eine flach ausgescharrte Vertiefung von circa 5 Zoll Durchmesser gebildet,
deren Rand mit einigen Salsola-Sprossen und Gräsern umlegt wird, welche letzteren
jedoch auch bisweilen fehlen. Die Zahl der Eier beläuft sich auf 4. Deber die sonderbare
Lebensweise dieser Vögel habe ich bereits Einiges im 23sten Bande der «Beiträge zur
Kenntniss des russischen Reiches > gesagt 4). Syrrhaptes wintert zwar nicht regelmässig am Nordostrande
der hohen Gobi,, sondern nur in gelinden Wintern, erscheint aber nach strengen
schon so zeitig und brütet dann so früh, dass er auch in .dieser Hinsicht recht paradox ist.
Wahrscheinlich wechselt er überhaupt nach vollbrachter 2ter Brut oft die Aufenthaltsorte
und schweift für die rauhen Wintermonate zu dem Südrand der Go big, in die
Vorberge der nördlichen Himalayaverflachungen. Schon am 10. März 1856,' als die
Temperatur über Nacht noch bis zu —13° R. fiel und um Mittagszeit sich auf + 2 ° R.
belief, kam die erste kleine Schaar Fausthühner zum Tarei-nor. Sie fliegen in geil
IM H H H meiner Arbeil fliicr Syrrhaptes paradoxus' finde ich im 3ten Hefte der Proceedinge of the
Zoological Society of London 1881, das E i anf Taf. XXXIX, Fig. 1 «.gebildet und anf pag. 897 mit t e z e r Bemerkung
erläutert. Herrn N ew to n , dem wir beides verdanken, war meine Entdeckung vom Sommer' 1856 be-
kannt, er erwähnt derselben in .seiner Note. Die anderweitigen Notizen über Syrrhaptes, welche an verschiedenen
m i m e n ™g ' eediniS “ k inde” ’ steien in keiner äireeten Beziehung zu unseren
2) T h ie n em a n n , zur Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel, Tab. X, Text p. 49.
3) Vergl. Fortsetzung der Nachträge zu J. A. N a um a n n ’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands etc.,
pag. uio.
4) 1. c. p. 415—417 ind.
schlossener Kette, ähnlich den Charadrius-Arten. Im Frühlinge sind diese Ketten aus
wenigen, schon gepaarten Vögeln zusammengesetzt' (4—6 Paare), im. Herbste bestehen
sie oft aus mehr als hundert Exemplaren. Während des Fluges lassen die Vögel ein
recht vernehmliches Schreien hören, welches Veranlassung zu der, bei den Mongolen gebräuchlichen
Benennung gegeben hat. Auch während des Fluges bleiben die Paare beisammen.
Ein am 17. März erlegtes Männchen besass die Hoden bereits von der Grösse einer
nicht entschälten Zirbelnuss. In den letzten Tagen des März findet man bereits Eier.
Ein am 30. März erlegtes Weibchen hatte im Leiter ein reifes Ei. Syrrhaptes paradoxus
brütet '2mal, bisweilen sogar 3mal im Sommer. Am 20. April , fand ich in den 3 Eiern
eines Nestes vollkommen entwickelte Junge, Tags darauf- in einem 2ten unbebrütete Eier.
Am 14. Mai gab es wieder unbebrütete Eier. Die Jungen sind entschieden Nestflüchter
und dieses Moment stellt sie entschieden, trotz der so manichfaltigen Verwandtschaft mit
den Tauben, zu den Hühnern. Die ersten, mit der Mutter laufenden Jungen wurden
am 30. April angetroffen. Syrrhaptes kommt, zumal im Frühlinge, sehr regelmässig jeden
Morgen zu ganz bestimmter Zeit zum süssen Wasser, um zu trinken. Im April geschah
das um 9 Uhr früh. Es zogen die Pärchen einzeln aus verschiedenen Richtungen an, sie
lockten dabei und die bereits Anwesenden antworteten ihnen, worauf sie sich vereinten.
So ständen sie am Rande des Wassers in Linien, meistens zu 8 —12 bei einander. Ihre
Ruhe hier währte nicht lange. Sie zogen wieder fort, um förmlich zu äsen. Sie verschmähen
nicht die' jungen saftreichen Sprossen der Salicomien und Weiden diese förmlich ab, also in
der Art, wie die Trappen es mit den Gramineen thun. Im Frühlinge fand ich im Schlunde
und Mägen vorwaltend die Saamen der Salsolen, Im Sommer sonnen sie sich gerne.
Auch hierbei traf ich gesonderte Paare, aber meistens mehrere derselben beisammen.
Wie die Hühner scharren sie sich dann flache Vertiefungen in die weissgrauen, salzdurchdrungenen
geringen Erhöhungen, die hie und da am Ufer des T are i-n o r weite
Strecken bilden und die Salzpflanzen ernähren. Ich habe ■ Sie in dieser Ruhe einige
Male lange beobachtet Zu Anfang laufen sie noch emsig herum, gleichsam suchend;
sie sind dann satt, ihre Ruhe-beginnt gegen 11 Uhr, wenn es recht heiss wird. Dann
scharren sie die Vertiefungen und hocken sich in dieselben, auch suchen sie sich ganz
wie die Häushühner recht gemächlich in den gelockerten Boden einzuwühlen, wobei
sie den Körper seitwärts hin und her bewegen und das sonst sehr glatt anliegende Gefieder
aufblähen. Wachen stellen sie dabei nicht. So sitzen sie ganz ruhig, man kann sie kaum
bemerken, da ihr gelbgraues, schwarzgesprenkeltes Kleid dem Boden recht ähnlich ist.
Gestört erheben sie sich mit Geschrei und eilen mit pfeilschnellem Fluge davon. Alle,
die den ersten Angstruf vernehmen, wenn sie auch nicht derselben Bande .angehörten,
folgen dem Beispiele der Aufgescheuchten. So sieht man sie sich rotten, die früher getrennten
Banden vereinigen sich, trennen sich wieder und lassen sich wiederum zur Ruhe nieder.
> Diese geschickten Flieger dürften kaum dem geschicktesten Edelfalken zum Raube
werden. Ihr Flug ist weit schneidender und rascher, als der der Tauben. Dass sie aber,