
recht genau an die Lebensweise der gemeinen Elster, Nur gewöhnen sie sich nicht, wie
die letztere, an die Ansiedelungen der Menschen, vielmehr meiden sie dieselben. Vornehmlich
bewohnen sie die dicht bestrauchten Inseln der grössern Flüsse, wo sie gemeinlich
in grössern Schaaren beisammen sind und auch gesellschaftlich brüten. Der Nusshfiher
und die gemeine Elster finden sich dann meistens auch an den Brutplätzen der Blauelstern.
Nur zum Brüten trennen sich die Paare und die grössern Banden lösen sich
dann auf. Im Bureja-Gebirge geschah dies Ende April, am 9. Mai 1858 waren die
Blauelstem alle gepaart. Mitte August bilden sich die grössern Gesellschaften und begeben
sich dann mit grossem Lärm auf die Beeren-'und Fruchtlese. — Meinen Beobachtungen
zu Folge sind die Blauelstern keine Zugvögel, wie P a lla s 1) es behauptet,
sondern bleiben im Winter alle selbst im kalten Daurien. Die meisten Exemplare
wurden im December in Schlingen gefangen. Bei stark einsetzender, anhaltender Kälte
aber suchen diese Vögel die geschütztem, dichten Waldgegenden, auf; so. kamen
sie z. B. im November 1856 in den Kiefern-Wald bei S’asutsche von den nahe gelegenen
Inseln des Onon. Ebenso verliessen sie um die Mitte des Novembers schön, die
Weidengebüsche am Amurufer und begaben sich in die dichten Gesträuche enger Thäler.
Selbst das Haselhuhn meidet bei starker Kälte die offener gelegenen, dem Winde ausgesetzten
Oertlichkeiten. Im Herbste nährten sie sich von den Früchten der Zwergäpfel
(Pyrus baccaia). Am 11. März 1856 sah ich einige Banden während der Dämmerung
noch sehr emsig und lärmend in den Umgegenden des Kosakendorfes Kuranginsk fliegen.
Die kahlen Hochsteppen besuchen sie nie.
95. P ic a caudata L.'
Wie überhaupt in Sibirien die Corvus-Arten sich streckenweise im Vorkommen,
wenn auch nicht entschieden gegenseitig ausschliessen, so doch eine oder die andere Art
ganz besonders vorwaltend wird, wofür H. v. Middendorff bei .Besprechung der Nebel-
und Rabenkrähe Belege beibringt, So fand ich auch die Verbreitung und Häufigkeit
der Elstern an gewisse Lokalitäten geknüpft und führe diese, mein Reisegfebiet von W.
nach 0. verfolgend, zunächst auf. Im östlichen Sajan vereinigt sich im Oka-Thale von
rechter Seite her, 35 Werst unterhalb des Norün-Choroisk'ischenKarauls, der Saroka-
(d. ,h. Elstern-) Fluss mit der Oka; an diesem sollen, nach Aussage der Eingebomen,
vor Jahren die Elstern gelebt haben. Erst in dem Okinskischen Karaule, welcher 90
Werst von jenem Flusse nach W. gelegen und seit langer Zeit von russischen Kosaken
bewohnt wird, lebt jetzt die Elster, ist aber nicht gemein. Sie fehlt dagegen dem ganzen
Hochgebirge, welches der Oka, der Bj'ellaja, dem Kitoi und Irk u t den Ursprung
giebt. An der OstSeite dieses Gebirges fand ich sie zuerst bei den Mondu-Burjäten
1) Zoogr. roßs.-ast., T. I, p. 391.
in der Nähe des Ghanginskischen Postens.' Von hier aus nimmt sie ostwärts zum
Baikalsee rasch an Häufigkeit zu, wird in der Tunka- und Toros-Ebene, so wie
namentlich am mittlern I rk u t gemein. Am Baikalsee finden wir sie dann nur
in der Nähe der wenigen Ansiedelungen. Selbst auf der Insel Olchon sah ich im
Burjätendorfe Käransik einige Paare und am Westufer des Sees gab es am 24. Juni
unweit des Dorfes. Buguldeicha schon flügge Junge. In Transbaikalien lebt die
Elster vorzugsweise in den Thälem der Flüsse, geht aber nicht in die Hochsteppen.
So fand ich sie als gemeinen Vogel auf den Inseln der Selenga, der Uda, der Ingoda
und des Onon und auch in den Ansiedelungen, welche an den Ufern dieser -Flüsse
existiren, dagegen, war sie sehr vereinzelt schon am Gusinoje-Osero (Gärise-See) und
fehlte gänzlich in allen daurischen Grenzwachen, die frei in den Hochsteppen liegen,
also vpn Kulussutajefsk über Klutschefskoi nach -Abägaitui. Zu dem/zuerst und
zuletzt genannten dieser Orte verfliegt sie sich ab und zu aus den benachbarten Thälem
des Onon und Argunj. Hier betrieben die Elstern in den ersten Tagen des April
schon stark das Fortpflahzungsgeschäft. Im obem Gasimur-Thale und besonders überall
am Argunj wird P. caudata sehr häufig, verschwindet dann aber nach und nach im
Chingan-Gebirge. Hier erschienen im Winter 1856 —1857 in Gorbiza einige Elstern
zuerst, die man früher niemals bemerkt hatte. Am Amur wurde (1857) die Elster
erst mit der Dseja-Mündung in der Nähe der grossen mandshurischen Ansiedelungen
oftmals bemerkt. Sodann traf ich sie wieder an der Mündüng des Ussuri im dort po-
stirten chinesischen Posten an. Am 28. März 1858 stellten sich 2 Elstern und einige
Dohlen bei meiner Wohnung im Bureja-Gebirge ein, verschwanden aber, nachdem
sie sich vergeblich mit den Blauelstem zu vereinigen gesucht, nach 3tägiger Rast wieder.
Erst am 25. August traf ich wiederum ein Paar am Ostende des Gebirges, auf den dort
hergerichteten Ackern, die unweit der neugegründeten Eosakenansiedelung Katharino-
Nikolskaja sieh befanden. Dagegen siedelten schön im Sommer 1857 die Elstern aus
den mandshurischen Dörfern unweit Aiguü zum linken Amurufer in die neugegründeten
Kosaken-Posten über und waren im Januar 1858 im Paschkowa-Posten am westlichen
Beginne des Bureja-Gebirges häufig. Ohne Zweifel wird mit der weiter durchgeführten
Colonisation des Amurlandes die Elster überall, wo sesshafte Ackerbauer sich niederlassen,
stationär werden. In Tunkinsk waren die, Elstern am 14. April gepaart
und brüteten am 23sten.
96. Corvus Moueilula L. <
Vart. daurica Pall.
Bei den Birar-Tungusen: Tau\ bei den Dauren: Tordki.
Die Suite, welche'ich von der Dohle in der ostasiatischen Varietät mitbrachte,
erlaubt mir mit Gewissheit die Behauptung, dass diese Varietät hn zweiten Lebensjahre