
ein. Obgleich nun die mir aus Daurien vorliegende Suite nur so klein ist, bietet
sie gerade treffende Belegstücke für die Identität der sqgenannten Species, -welche
den angeführten Namen entsprechen. Es wird daher ein genaueres Eingehen auf
die Einzelnheiten der Thiere nöthig sein und die voluminöse Literatur, welche dem
Schreiadler sammt seinen zahlreichen klimatisch-geographischen oder Alters-Abänderungen
gilt, näher in Erwägung gezogen werden müssen. — Auch ich muss mich,
wie es viele der neuern Ornithologen überhaupt und wie es bei letzter Gelegenheit
insbesondere in Bezug auf die sibirische Ornis H. L. v. Sehrenck (dessen Reisewerk
Bd. I, Liefr. 2, p. 220) thut, zur. einheitlichen Species des kleinen und grossen
Schreiadlers bekennen, obschon einige so genau beobachtende Autoritäten unter den
deutschen Ornithologen *) entschieden dagegen sprechen und sich unter den russischen
Gelehrten die Stimmen für Zusammenziehen und Trennen des Aquila naevia Briss.
(=5= clanga Pall.) und Aq. naevia Linn. noch theilen s).
Drei meiner Vögel, von denen zwei Weibchen und einer ein Männchen, wurden in
den Umgegenden des Tarei-nor am 2teh, 17ten April und am lOten Mai alten Styls (das
M.) erlegt. Es sind dies grosswüchsige, dem Aq. mperialis gleichkommende Exemplare,
die wir, da sie im Osten überhaupt Ungleich häufiger als im Westen (Nord-Deutschland)
zu sein scheinen, als Aq. naevia vart. mentalis = Aq. clanga Pall, bezeichnen.
Diese 3 Exemplare sind alte Thiere, in deren sehr verblichenem Kleide einzelne
frischere Federn, vornehmlich auf dem Rücken, sich kenntlich machen.
An dem ersten Exemplare ist das Gesammtgefieder aus zweien Kleidern zusammengesetzt,
aber nirgends lässt sich eine Spur der neu durchbrechenden frischen
(dunklen) Federn bemerken (Weibchen vom 17. April 1856). Die Mauser hat an
diesem Thiere noch nicht begönnen und dennoch trägt es 2 Kleider; nämlich ein
ganz abgeriebenes, vor zwei Jahren gewachsenes noch vorwaltend, und das vorjährige.
Die Schwingen lster und 2ter Ordnung, so wie die meisten Schwanzfedern, gehören
der letztem Periode an. Auf den breiten Steuerfedem nehmen die grauen Querbinden
zwar bedeutende Felder ein, sind aber nicht durchlaufend, da sie den Rändern
zu in einander übergehen, dem Schafte zu aber allmählich in Schwarz - verschwinden.
Bei meinen Exemplaren finde ich die Federn der obem Schwanzdecke keines1)
So unter Änderen auch E. v. H om e y è r , der neuerdings (vergl. Cabanis, Journal für Ornithologie 1859,
pt 128. 129) Aq. clanga als der Omis P om m e rn s angehörend erwähnt; derselbe spricht sich aber in der Rhea
(1846, p. 28) noch dahin aus, dass es in P om m e rn nur eine Art Schreiadler gäbe, scheint damals auch sehr geneigt
gewesen zu sein, beide Arten als eine zu betrachten.
2) K e s s le r trennt sie in seinem «PyeoaolCTSo joia onpefffcaenia nrann etc.» p. 148; S ’ew e r z o f f hingegen
in den «Hepiosnaecnia aBreeia e s ¡khshh etc.» führt im Verzeichnisse Aq. clmga Pall. — Aq. naevia Briss. auf
und bespricht S. 370 die Identität beider Arten eingehender, Indern er besonders auf die variable Längender Tarsen
aulmerksam macht, welche als unterscheidende Merkmale bis jetzt von besonderm Werthe schienen.
wegs mit ' «grossen weissen Federenden» (Naumann B. XIII, p. 45); sondern vielmehr
'*/, der Federlängen von der Spitze an schmutzig graubraun. Ebenso enden
die matt rostrothen untern Schwanzdecken % vor ihren Spitzen in eine erdbraune
Querbinde. Auch die Hosen des eben in Rede stehenden Schreiadlers tragen 2 Kleider
aus verschiedenen Zeiten, auf beiden finden wir kaum eine Spur der sehr verschmälerten
hellen Keilflecke, wie sie die Federn junger Vögel dieser Art gemeinlich tragen. Das
Kleid des Bauches und der Brust -wechselt von schmutzig lehmbraun (verfleckt) zu
hell erdbraun (frischer). * Auf dem Rücken waltet letzteres vor, da die langen hinteren
Schwingen sehr frisch aussehen und es fast bedenklich ist, sie dem vorjährigen Kleide
noch beizuzähleh. Der Hals und Kopf sind einfarbig, es scheint, dass im Osten dieser
Adler nie den rostrothen Nackenfleck trägt (Naumann behauptet B; XIII, p. 43, dass
der Nackenfleck nicht rostroth, sondern nur lichter als das umstehende Gefieder sei); die
zahlreiche Suite von Sqhreiadlem, die ich im Südosten des europäischen Russlands erlegte,
trugen dieses Abzeichen ebenso wenig, als die Vögel vom Nordrande der hohen
Gobi. Ueber. die Maasse dieses Exemplares und der ändern Thiere giebt die zum Schlüsse
der systematischen Erörterungen gefügte Tabelle nähere Auskunft.
Das 2te Weibchen, am 2/14. April 1856 ain T are i-n o r erlegt, weicht im Allgemeinen
so gut wie gar nicht’ von dem eben besprochenen ab. Auch dieses trägt 2 Kleider
und kann ich auch an ihm keine Spur junger, durchbrechender Federehen finden. Einzelne
Federn des ältesten der beiden Kleider sind so stark vertragen, dass von ihnen
kaum mehr 'als der' Schaft übrig blieb.
. Eine interessantere und für unsere Zwecke namentlich werthvollere Tracht des-Gefieders
bietet das 3te Frühlings-Exemplar vom Tarei-nor, ein Männchen, welches am
10/22, Mai 1856 daselbst erlegt wurde. Die fahle graubräunliehe, etwas in’s Lehmgelbe
ziehende Farbe dieses Vogels finden wir über den ganzen Körper in grösser Gleichförmigkeit
verbreitet und erinnert sie-schon sehr an Aq. bifaseiata Gray. Der . Wuchs
aber dieses Männchens steht dem der vorhin behandelten Weibchen nicht nach, was doch
gemeiniglich bei. den Männchen der Schreiadler der Fall ist, nur in den Krallen • finde
ich Unterschiede, da diese bei dem vorliegenden M. schwächer sind. Unser fahl grau-
gelbes Männchen trägt ein abgebleichtes und abgenutztes. Gefieder, in welchem sich bis
auf ein Paar hintere Schwingen, die matt braun sind, keine Spur neuerer Federn nach-
weisen lässt. Nichts desto weniger aber, lassen die Schwingen 2ter Ordnung und die
obern langen Deckfedem des Flügels an- ihren abgeriebenen Enden, noch deutlich in Folge
der blassen hellgelblichen Färbung, welche sie besitzen, jene 2 Binden erkennen, die Aq.
Ufasdata,Gray nächst der grossen Bleiche des ganzen Kleides auszeichnen1)., Wenn nun
1) Vergl. G r a y ’s Ulst, of Ind. Zbol., Blatt 17.