
Lebensweise mittheile, stelle ich die Synonymie dieses vielfach verkannten und besprochenen
Vogels zusammen. Wir haben also:
Aquila naevia Schwenkenfeld (1603) = Aq. naevia Brissonl)= Aq. clanga Klein")
= Aq. naevia Meyer und Wolf = F. maculatus Gm. = F. mogilnik S. G.
Gm. = Aq. mekmaMos Savgn. = Aq. clanga Pall. = Aq. planga VTlt. = Aq.
fusca = pmarina — bifasdata = naevia Brehm = Aq. nacviddes Cuv. = Aq.
senegallus Cuv.? *) = Aq. rapax Temm. ') = Aq. albicans Rüpp.? = F. ob-
soletus Licht. = Aq. bifasdata J. Gray — Aq. fusca — punctata J. Gray — Aq.
fulvescens J. Gray? *) = Aq. cho/ca Smith? = Aq. vindhiana Frankl? = Aq.
longipes Homscli = bifasdata Homsch = Aq. nepalensis Hodgs. = Aq. cras-
sipes = naevia Hodgs.6) — vittata Hodgs. = Aq. clanga und naevia Naum.
Die ersten Eier des Schreiadlers wurden schon am 20. April (2. Mai) 1856
gefunden und waren noch ganz frisch. Am 27. April (9. Mai) wurde demselben Neste
noch ein nachgelegtes 3tes Ei entnommen. Vier andere Eier fand man am 1/13. Mai
in einem ändern Neste und diese sind fast ganz weiss. Nur an dem einen bemerkt man die
bräunlich gelbe Fleckung auf der spitzem Hälfte des Eies vorwalten, auf einem 2ten ist sie
schon kaum erkennbar; die beiden ändern Eier dieses Nestes sind fleckenlos. Am 15/27.
Mai waren 4 andere Eier aus zweien Nestern schon so stark bebrütet, dass sie zum Entleeren
geschnitten werden mussten.
Die Längenaxen dieser 11 Eier schwanken von 2" 8%"' bis zu 2" ' 6 "\
Die grössten Querdurchmesser betragen 2" 1"', die kleinsten 1" l l ' " 7).
In Bezug auf Fleckung und Zeichnung schliessen sich einige der vorliegenden
Exemplare gut an die trefflichen Abbildungen, wie sie Thienemann 8) giebt, aber in Bezug
auf die Form kommen doch recht bedeutende Schwankungen an der Zuspitzung des
Ei’s vor. In der Regel freilich ist auch das spitzere Eiende immerhin noch stumpf:
zu nennen, allein es liegen mir auch einige Stücke vor, die in Folge ihres geringem
Querdurchmessers und ihrer mehrzulaufenden Spitze eine: auffallend schlanke Form
.1) Omithologia etc., 1760, p. 425.
2) Vorbereitungen zu einer Vogelhistorie, 1760, p. 79. Mithin finden wir hier schon beide Namen und es
gebührt dem Schreiadler ebenso gut der K l e in ’sclie Name clanga, als der B r i s s o n ’sche naevia-, ja wenn man
ganz gerecht sein wollte, so müsste man bis zum Jahre 1603 zurückgehen, um den ältesten Autor des Aq. naevia,
der ihn recht kenntlich beschreibt, keimen zu lernen. Dieses ist S chwe n ke n f e ld in seinem Theriotropheum,
p. 219 und 220. Man muss sogar zugeben, dass diese Beschreibung für jene Zeiten eine ausgezeichnete ist und
sich aus ihr entnehmen lässt, Schwenkenf eld habe einen jungen Vogel vor sich gehabt. Auch der Seltenheit,
dieses Vogels in S c h l e s i e n geschieht am Schlüsse Erwähnung.1
3) Wird von G lo g e r (Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europa’s, p. 70) zu Aq. pemata gezogen.
4) Auch Na um a n n vermuthet Bd. XHI, p. 50 die Identität dieses afrikanischen Adlers mit der kleinen
Varietät des Schreiadlers, seines F. naevius, dessen Selbstständigkeit er gegen Aq. clanga zu begründen sucht.
5) B ly th (Catalogue of the birds etc.) zieht Aq. fulvescens zu naevioides Cuvr. und punctata, sowie fusca
Gray ebenfalls.
6) VergL Consp. Genr. av., p. 14.
7) Stets altfranzösisches Maass.
8) Fortpflanzungsgeschichte etc., t. 49.
besitzen und mich'in Zweifel füllten könnten, wenn ich sie nicht selbst aus dem Neste
genommen hätte. Dièses Nest habe ich sowohl in der Mongolei, wie auch in den süd-
russischen Steppen meistens am Boden selbst, oft in der Nähe abgelegener Hügel (in
Sudrussland auch an alten Grabhügeln) gefunden, es ist nachlässig aus verschiedenen
Aesten und fingerdickem Gesträuch zusammengelegt, aber meistens ziemlich gut mit
Daunen gefüttert. Die Schreiadler, sö weit ich sie aus den Steppen kenne, sind durchaus
in ihrer Lebensweise nicht nobel und schon ihr nachlässiges Sitzen und geduldiges
Warten macht sie in weiter Ferne von Aq. fulva leicht kenntlich. Sie haben in den
Steppen an Aq. imperialis einen Genossen in ihrer Lebensweise, lassen sich gerne
auf die Höhen der Hügel nieder (Murmelthierbaue, Grabhügel) und warten oft stundenlang
ganz ruhig auf Beute. Schon sehr zeitig, noch vor Sonnenaufgang, begeben sie
sich auch im Herbste auf die Felder, wo das Korn geschnitten und in Kepsen zusammengestellt
wurde, oder auf die Heuschläge, wo. sie dann von der Spitze eines solchen Haufens
weiter blicken können. Sie sind nicht besonders scheu und lassen ziemlich gut
an, oft überfressen sie sich, I gehen sammt Aq. imperialis und den Milanen auf frisches
Aas, fliegen niedrig und schlagen dann rasch und tief mit den Flügeln. Sehr selten sah
ich sie kreisen, sie schliessen sich in ihrer Unbeholfenheit bei dem Fangen der Beute
an Hdtia'itos und die Bviteonen zunächst an und werden zur Jagd nicht gebraucht.
Bemerken wir nun über das Vorkommen des Schreiadlers im Allgemeinen das Nö-
thige, so wird es uns gewiss selbstverständlich werden, dass ein Vogel, der an und für
sich Neigung zum Abändern hat, unter den so verschiedenen Lebensbedingungen, die ihm
sein weitumfassendes Vorkommen in der alten Welt bietet, um so häufiger variirt und
nicht nur in Bezug auf den äussern Bau, sondern auch gerade ganz besonders in Bezug
auf die Art seines Lebens.
Aq. naevia ist | eine dem Osten der alten Welt vorzugsweise angehörende Adler-
Art. Sein Vorkommen in Schottland wird stark bezweifelt ‘), auch habe ich keine ändern
Angaben darüber gefunden, dass er im nordöstlichen Skandinavien vorkäme, wie Gloger
1. c. erwähnt, und scheint es mir zweifelhaft zu sein, da er weder im übrigen Europa,
noch in Asien viel höher, als zwischen dem 56°—57° n. Br. beobachtet worden ist.
Tyzenhauz bestärkt gleichfalls den Mangel von Aq. naevia in Schweden, indem er
sich auf die Literatur schwedischer Forscher bezüglich auf diesen Gegenstand beruft ").
Am Südlittoral des baltischen Beckens ist er immerhin schon ein ziemlich seltener Vogel
und wird in den Forsten Pommerns, Preussens und L ithauens, so wie in den
Ostseeprovinzen (Meyer und Wolf) ab und zu angetroffen. Auch aus Dänemark erwähnt
ihn Kjaerbolling"), so wie er in Mecklenburg und Schleswig ab und zu vorkommt.
Südwärts von diesen Ländern wird er zwar in Deutschland überall ab und zu
1) Gl oger , Naturgeschichte der Vôgel etc., p. 69.
2) Remarques sur les Aigles d’Europe in der Revue zoologique par la Société Cuvierienne, 1846, p. 323.
3) Danmarks Fugle, p . 8.