
134 Ouculus sparverioides.
Wie Pallas schon in der Zoographia') und auch in den Reisebeschreibungen bemerkt.,
so ist der Kukuk in Daurien ausserordentlich gemein, jedoch besucht er hier
nie die wald- und buschlosen Hochsteppen und selten nur die dichtem Hochwälder,
welche das Apfelgebirge und seine Hauptabzweigungen bedecken. Vielmehr zieht er
die Umwallungen der Gebirge und die lichten Waldränder, namentlich aber gut bestrauchte
Hügelgegenden jedem ändern Aufenthaltsorte vor. So war er ungemein häufig
von Mogoitui an, den Onon abwärts, besonders auch im Adontscholon-Gebirge.
Oestlicher im Chingan wird er selten, nur sehr vereinzelt traf ich ihn im Hauptstocke
dieses Gebirges bis zu dessen Ostabhängen, wo auch Ouculus sparverioides Vig. vorkommt.
Hier sind es wieder nur die dunklen Waldungen und das stark gebirgige Terrain, welche
den Kukuk zurückhalten. Auch bis zur Kumara blieb trotz den hie und da umfangreichem
Vorländern, die am Amur gelegen sind, C. canorus recht selten. In dieser Gegend
aber gesellt sich zu den beiden Kukuks-Arten (C. canorus und sparverioides) noch
eine dritte, von der sogleich weiter unten ein Mehreres gesagt werden soll. Abwärts
den Amur verfolgend, wird namentlich von der Dseja an der gemeine Kukuk häufig,
hingegen C. sparverioides, als ein Bewohner dichter Wälder, sehr selten (ich urtheile
nach dem Rufe dieser Art, über den ich weiter unten berichte). Im Bureja-Gebirge
kommen alle drei Arten vor, jedoch sind alle drei nicht häufig. Mit dem 20. Juni
stellten die Kukuke in Daurien den Ruf fast ganz ein. Im östlichen Sajan fand ich
den Kukuk vereinzelt selbst noch an der Baumgrenze. Die russischen Bewohner Dau-
riens meinen, der Kukuk rufe seine verlorenen Kinder und schreie deshalb so eifrig.
33. Cuculus sparverioides Vig.
Dieser Art glaube ich jene Kukuke zuzählen zu dürfen, deren Lockstimme ich am
Ostabhange des Chingan zuerst, später häufiger im Bureja-Gebirge vernahm, hier
auch im Juni 1858 einem dieser sehr scheuen Vögel so nahe kam, dass ich ihn lange
beobachtete, aber ihn, als er auffiog, fehlte. Dieser Vögel war unstreitig grösser, als der
durch H. Maack erlegte und durch Herrn L. v. Schrenck2) beschriebene und passte
gut zu dem Längenmaasse, welches V igor3) auf 16 Zoll (engl.) angiebt. Die Stellung
bei dem Rufe hatte dieser Kukuk ganz so, wie sie Gould’s*) schöne Abbildung wieder-
giebt. Mit nach unten gebeugtem Kopfe begann das Männchen zuerst einen gezogenen,
heisem Laut auszustossen, der einigermaassen an den des Weibchens vom Pirol erinnerte,
sodann erscholl gleich der dumpfe Kukuksruf in rasch sich folgender kurzer Ar-
1) Zoogr. ross.-ast, T. I, p. 443.
2) L c. p. 257.
3) Proceed, of the ZooL Society of London, 1830—31, p. 173.
4) A. Cent, of birds from the Himalaya-Mount. T. 53.
ticulation ohne Fall, etwa 15—20 Mal die Sylbe Kuk hinter einander, darauf folgte
4-r-8 Mal derselbe Ton 2 Mal hinter einander mit gleichlangen, dazwischen liegenden
Pausen. In Daurien und am Baikalsee habe ich niemals die Stimme dieses Kukuks
gehört, wohl aber im Jahre 1859 in den Wäldern am mittlem Irkutlaufe, jedoch nur
in den subalpinen Regionen der Gebirge.
34. Cuculus optatus Gould.
The birds of Australia. Yol.IV. Tab. 84.
Als wir Anfangs Juni 1857 denjenigen Theil des Amurstromes abwärts reisten, wo
zu seinen Ufern die Vorberge der Ostseite des Chingan-Gebirges treten, bemerkten
wir sehr bald, wie viel seltener sich hier der gemeine Kukuk hören liess, als am West-
abhange desselben Gebirges im höher gelegenen Daurien. Dagegen vernahmen wir zuerst
seltener, dann aber immer häufiger einen ganz ändern Kukuksruf, der so originell und
so unter sich wenig wechselnd war, dass man ihm zu Folge wohl schon Recht gehabt
hätte, diesen Kukuk und den gemeinen für 2 verschiedene Vögel zu halten. Es ist zwar
bekannt, dass der gemeine Kukuk sowohl in der Höhe des Anschlages (vom Fis bis Gis der
mittlem Flötenoctave) variire, wie er auch bisweilen im Rhytmus seines Rufes einige Abänderungen
vernehmen lässt; aber die in Rede stehende Art hat einen regelmässig viersylbigen
Ruf, der sich durch die Noten darstellen lässt, welche
in so monotoner Weise und in Takten, die durch kurze Pausen getrennt sind, wiederholt
werden, dass der Ruf, besonders von Feme gehört, dem Bellen eines kleinen Hundes sehr
ähnlich ist. In dieser Weise hörte ich den C. optatus am obern Amur, besonders auf den
Flachländern, die sich vom Olga- und Buründa-Flüsschen bis zur Dseja finden und welche
nicht selten mit einzeln stehenden, sehr hohen Kiefern noch bewachsen sind. Eben in den
äussersten Spitzen solcher Bäume, die hier nicht selten eine schirmförmige Krone besitzen,
sassen die lockenden Vögel und riefen sich zu. Auf dem Vorlande oberhalb des Zagajan-
Gehirges waren sie in ausserordentlicher Anzahl vorhanden. Vornehmlich lockten sie gegen
Abend von 4 Uhr an und verstummten erst spät nach Sonnenuntergang. Am Vormittage
hörte ich sie selten. Es gelang mir nur, einen Vogel zu erlegen. Wie die Kukuke überhaupt,
so sind auch diese äusserst scheu. Der erlegte Vogel ist ein junges Männchen.
Dasselbe trägt ein sogenanntes Uebergangskleid und steht auch in diesem dem gemeinen
Kukuk Eu ro p a ’s sehr nahe. Bekanntlich macht Gould im Texte zu der citirten Abbildung
Australischer Vögel schon auf die grosse Aehnlichkeit seines C. optatus mit dem
C.camrus E ü ro p a ’s aufmerksam. Ich finde aber ausser jenen, bei C. optatus etwas breitern.
schwarzen Querbinden der Brust und des Bauchgefieders, den Schnabel auch viel robuster und
den Kopf überhaupt ansehnlich stärker. Alle Kukuke, die ich in Hinsicht auf die Schnabelstärke
dem vorliegenden C. optatus verglich, stehen in Höhe und Länge desselben weit zurück.