bei der Bekassine zu sehen gewohnt sind., bei der indischen S. stenura bis auf ein
Minimum, da sich bei diesem Vogel die trübe gelblichgraue Brustfarbe schon weiter abwärts,
sowie auch über die seitlichen- Leibesfedern (nicht über die Weichen) und in
noch stärkerem Grade über das Abdominalkleid und die untern Schwanzdecken verbreitet.
Es giebt sogar Individuen, und zwei meiner Suite sind solche, an denen die ganze
untere Körperseite in schmutziger gelbgrauer Farbe getrübt ist. Ferner ist bei S. stmura
die Aussenfahne der ersten Schwinge nicht weiss, wie das bei Sc. gallinaio der Fall ist,
sondern erscheint nur um Weniges heller, als die Innenfahne. In der Fleckung der
untern Halsseite und der Brust mögen bei diesem Vogel wohl ganz ähnliche Variationen
Vorkommen, wie bei der gemeinen Bekassine, diè sich darauf beschränken, dass bald die
grauschwarzen Schaftflecken deutlicher, grösser und öfters am Halse Vorkommen, auf
den Brustfedern dann stumpfe Pfeilform annehmen, nicht selten auch rostfarbige Pünktchen
oder Basaltüpfchen besitzen, während dergleichen mehr oder weniger anderen Exemplaren
fehlt. Gleiches gilt auch von der Färbung und Zeichnung der oberen. Körperseite,
welche in allen wesentlichen Punkten mit derjenigen der gemeinen Bekassine übereinstimmt.
Ob eine zwar geringfügige, indessen doch an allen mir vorliegenden Vögeln
sich wiederholende Abweichung der Form des Oberschnabels (im Vergleiche zu derjenigen
von S. gaUinago) sich als Constant erweisen wird, können erst bedeutendere Materialien
in späteren Zeiten erweisen. Die Oberschnäbel unserer Vögel sind nämlich vor der Spitze
im nervendurchsetzten weichen Fühlertheile seitlich nicht erweitert und auch nicht so
weich, wie bei S. gallinago, sondern es verläuft das vordere Drittheil des Oberschnabels
in fast ganz gleichmässiger Breite und die Schnabelspitze selbst ist “stumpfer zugerundet,
als bei genannter Art. Ferner sehe ich auch den untern Band des Löifelchens (an der
Spitze) bei der indischen Species tiefer abwärts reichen, als bei der Bekassine. Fig. 1
unserer Tafel stellt einen alten Vogel in natürlicher Grösse dar.
Ich lasse nun hier noch die Ausmessungen von vier meiner Vögel folgen, denen
ich die an Sc. gallinago 'ermittelten zur Seite stelle:'
8. stenura. | 8. gallinago.
T o ta llä n g e ..................................... ..... 8" 4'" 7" 10'" 8" 10"' 8" 3'" ' 8 "9 " ' 8" 2"
Länge des zusammengelegten Flügels . . . . 4" 7"' ' ■ 4" 5'" 4" 6"' 4" 10'
„ des S c hw a n z e s .......................................... ■■ 2" l.";10'" 1" 9"' 1" 9'" 2" 1"' . 2" 3 ^
„ des Schnabels, auf der First gemessen . 2" 4"' : 1 ,;2 "5 '" " .2" 4'" : 2" 6'" 2" 5"
i des Tarsus . . . ................................ 1" 2 " ' - 1" 2i/a": 1 " 27<" 1" 2"' 1" 372"' 1" 37$
„ der Mittelzehe ;ohne Nagel .. . . mm 1" lVa'" .1"2'" 1",2"' H I l",2"
„ des Nagels an der Mittelzehe . . . . 2 7 * - . 2'" " ' V" g"'
„ der Hinterzehe ohne N a g e l..................... 4'vi’’ ' 4"' 4'fiS 4'"". 4'*gjj 4"v
„ des Nagels an der Hinterzehe . . . . v/r 17a"' ' 17*'" vy
Am frisch geschossenen Vogel waren die Füsse blaugrau, der Schnabel an der
Basis röthlichgraublau. Die Füsse - der S. stmura sind etwas gedrungener und dicker,
als die der gemeinen Bekassine.
Was nun die geographische Verbreitung dieser Art anbelangt, so erweitert sich unsere
Kenntniss- derselben durch das Auffinden dieser Schnepfe im Süden Sibiriens um ein Beträchtliches.
Bis jetzt war S . stmura nur vom südasiatischen Festlande und den anliegenden
Inseln bekannt, sie muss aber im Süden Sibiriens brüten. Jene Vögel, welche
Anfang August' im Norden des Kenteiknotens erlegt wurden,- waren bereits auf dem
Herbstzuge. Hier nun, sowohl bei Altankk, wie auch besonders unweit Kirinsk, lebte
S i stenura recht häufig in den Sümpfen, lag sehr fest, hob sich nur niedrig, flog gerade
oder in ganz gedrücktem Bogen und war stumm. Die ausserordentliche Fettigkeit der
Vögel im Herbste mag wohl dazu beigetragen haben, dass sie jetzt so träge waren.
Sonderbarerweise erlegte ich um diese Zeit in diesen bewaldeten Gebirgsgegenden nur
diese Art und stiess auf keine einzige Bekassine. Dagegen erlegte ich am T arei-nor
Ende Aügust gewiss einige Hundert Bekassinen und fand unter ihnen nur eine Sc.
stmura. Es scheint also, wenigstens zur Zeit des Zuges, ein gewisses .gegenseitiges Aus-
schliessen beider Schnepfenarten stattzufinden.
{ 0 9 . S c o lo p a x G a l l i n a g o E.
Bei den Mongolen: Irbildshen; bei den Burjaten im mittlem Irkut-Thale: Ciia'raldsken.
Diese- Schnepfe war am T are i-n o r während der Zugzeit die häufigste und ich erlegte
im Herbste mehrere Hundert derselben. Dabei machte ich die Erfahrung, dass auf
etwa 40—50 -Exemplare der gemeinen Bekassine hier in der Mongolei nur 1,
höchstens 2 S. stmura kommen, wohingegen diese- letztere ein prädominirender Vogel
der Sümpfe im , südlichen Apfelgebirge ist. An den vom T are i-n o r mitgebrachten
Bekassinen erscheinen die hellen, gelblichweissen Umrandungen der verlängerten Ellen-
bogenfedem sehr breit. Es sind dies Vögel im irischen Frühlingskleide, bei denen
denn auch die schmalen, mondförmigen Zeichnungen sammt der irregulären Bänderung
in rostbrauner Farbe auf dem schwarzen Bückengefieder stärker ausgebildet sind, als das
gewöhnlich bei europäischen Exemplaren der Fall-zu sein pflegt. Im Uebrigen stimmen
meine Vögel ganz zur BekaSsipe Eu rb p a ’s.. Die Maasse stellte ich bereits vergleichungsweise
denen von Sc. stmura zur Seite,
Die Bekassine stellte sich am 22. April 1856 am T a re i-n o r ein, am 24sten
Abends traf ich einzelne Pärchen an den Bändern einiger Süsswasserlachen an. Vornehmlich
kamen die Züge aber erst am 1—2. Mai zum Tarei-nor. Am 3,. Mai
strichen sie Abends gegen Westen. Im Herbste desselben Jahres fielen die Bekassinen
am 12. August in ungeheurer Menge zu den Ufern der Süsswasserlachen bei Kulus-
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