
Dieses gilt wenigstens von den Gegenden, die der mittlere Onon dnrchströmt und von
denen, die südlich vom mittlem Laufe dieses Flusses gelegen sind, also von den Hochsteppen
Dauriens. üebrigens waren die weissen Bachstelzen im Bureja-Gebirge ziemlich
selten. Am Baikalsee traf ich dagegen beide Formen an und zwar beide im Sommer
1855 nicht häufig. Die Ankunfts- und Abzugszeiten wurden von mir folgendermaassen
ermittelt:
Am T are i-n o r trafen die ersten Bachstelzen schon am 25. März 1856 ein. In der
Nacht vom 26—27sten zogen ihrer mehrere an. Die Hauptflüge aber kamen .erst am 12.
und 13. April. Am 27. März 1857 sah ich die ersten Bachstelzen bei Irkutsk, sie
waren trotz des starken N.-W.-'Windes über Nacht angekommen. Viel später erst, nämlich
am 15. und 18. April 1858, sah ich im Bureja-Gebirge die ersten dieser Vögel. Am
24sten trafen mehrere und am 30. April grosse Schaaren ein. Diese Bachstelzen waren
damals hier noch nicht gepaart. Dagegen lockten sie in der Tunkinskischen Ebene
(2000' über dem Meere) schon am 19. April 1859 stark, die ersten bemerkte ich
Tags zuvor. Jene Verspätung dieser Vögel am mittlern Amur ist auffallend, jedoch
liegt hier sicher kein Beobachtungsfehler vor. In der Nacht vom 6—7. September 1855
verschwanden die letzten weissen Bachstelzen von den Ufern des (iänsesees (Selenga-
Thal). Ein fusslahmes Exemplar schickte sich dort zur Winterung an und hielt sich
hei den Jurten der Burjäten auf.
Am T are i-n o r rotteten sich schon am 12. August die Bachstelzen, verfolgten
dann in den nächsten Tagen besonders die kleinen Dipteren der Sümpfe, die sie aufscheuchten
und im Fluge fingen, und nächtigten.dann gesellschaftlich in den hohen Junkus-
Beständen an den Süsswasserlachen hei Kulussutajefsk. Die Hauptzüge fanden am
3 —4. September statt. Als mit dem 7ten Eis auf den Lachen fror, blieben nur noch
wenige Bachstelzen dort; sie wurden vom 12— 17ten immer seltener und am 21. September
sah ich nur noch einen Vogel im Onon-Thale.
Iin Bureja-Gebirge, woselbst die Bachstelzen als Sommervögel ziemlich rar waren,
stellten sie sich 1857 vom 30—31. August in kleinen Zügen ein. Die Hauptzüge berührten
diese Gegend aber erst am 14. September. Am 19ten waren sie fast alle fort
Am 26sten bemerkte ich auch hier noch einen Schwächling, der zurückgeblieben war.
Im nächsten Jahre vermisste ich Sie bis zum 1-5J August in denselben Gegenden ganz.
Mit dem 25. August fanden sie sich ein, am 1. Sept. war ihr Zug am bedeutendsten und
sie waren damals ausserordentlich wild und scheu. In der Nacht vom 19—20. September
verschwanden sie alle. In den hochgelegenen Gebirgsthälem des östlichen Sajan, wo die
Bachstelzen im Sommer sich bis circa 5000' Höhe finden, verliessen Sie diese Lokalitäten
schon mit dem 1. August; sie hielten sich hier stets in der Nähe der Burjäten-
Wohnsitze auf Und kamen nicht so hoch im Gebirge vor, als die folgende Art. Bei
dem Changinskischen Grenzposten war die Brut am 12. Juli flügge. Die Höhe des
Butogoll-Gebirges, woselbst die Graphitwerke des H. Alibert gelegen sind, besuchten
die Bachstelzen nur zeitweise. als seltene Gäste, die gewöhnlich im Kutscha-Thale leben.
U l . ItKotacilla sulpliurea Bechst.
Vervollständigend werden meine Mittheilungen über diese Art in Bezug auf ihr
Vorkommen sein. Gerade für den südlichen Centraltheil Sibiriens muss ich M. sulphurea
Bechst. = M. bomvla Penn, = M. Melanope Pall, als einen ziemlich häufigen
Vogel aufführen, den ich ebensowohl im östlichen Sajan-Gebirge, als auch in den
daurischen Hochsteppen oftmals antraf, dagegen nur selten in den Wäldern am B a ik a lsee
und am mittlem Amur sah. Von den 8 mitgebrachten Exemplaren sind 4 Männchen
und 4 Weibchen, 7 davon befinden sich im Höchzeitskleide, ein altes M. in der Wintertracht.
Wie H. v. Middendorff 1 schon bemerkt, so sehe auch ich bei den Männchen
im Hochzeitskleide die meisten Federchen der schwarzen Kehlplatte schmal weiss gekantet.
Nicht immer ist die Brust- und Bauchfarbe alter Männchen im Hochzeitskleide
schön rein gelb, vielmehr zieht sie bei dem einen Exemplar vom Tarei-nor, das am
10. Mai 1856 erlegt wurde, auf der Brust etwas in’s Graue und ist an und für sich
ungleich matter, als gewöhnlich. Die Sommerkleider der 3 Weibchen weichen in keiner
Hinsicht von denen europäischer Vögel ab und stimmen mit dem Winterkleide des
alten Männchens bis auf die hellere Bürzelfarbe des letztem ganz überein. ''
Am 5. Mai 1856 trafen die ersten dieser Bachstelzen am Tarei-nor ein, häufiger
erschienen sie am Ilten nach einer kalten, stürmischen Nacht (Westwind). Im Bureja-
Gebirge stellten sie sich etwas zeitiger ein, nämlich schon am 1. Mai, welche beide
Ankunftstage sich trefflich an den für das Ämurmündungsland ermittelten Termin des
Zuges (5. Mai, L. v. Schrenck 1. c. p. 314) schhessen. In der Tunkinskischen
Ebene wurden sie am 8. Mai 1859 in kleinen. Schaaren bemerkt. Als Sommervögel
traf ich sie sowohl an den Quellen der Oka, wie auch am entlegenen Dawatschanda-
See (N.-O.-Baikal) an. Ebenso sah ich sie im Bukukum-Thale 1856 familienweise
(Kentei). Im Herbste 1856 lebten am Tarei-nor diese Bachstelzen am 29. August noch
familienweise, blieben indessen nicht mehr lange dort, sondern wurden am 2. und 4. September,
nachdem schon ziemlich starke Nachtfröste eingetreten waren, selten. Ebenso ver-
liessen sie in der Nacht vom 30—31. August 1857 das Bureja-Gebirge. Im nächsten
Jahre rotteten sie sich eben daselbst seit dem 14. August und waren sehr unruhig, am
18ten erschienen durchziehende grosse Banden, am 25sten wurden sie selten und am
1. September waren sie alle verschwunden. Namentlich suchen sie im Herbste die Heuschläge
auf.