
glänzendes Bankett, zu welchem die Officiercorps der preussischen
Schiffe und alle anwesenden Civilmitglieder der Expedition geladen
wurden. Der grosse Speisesaal des Clubhauses war festlich erleuchtet;
in den übrigen Räumen versammelte sich allmälig fast die
ganze Gesellschaft von H o n g - k o n g , um das im Treppenhause spielende
Musikcorps der Arkona zu hören. — Bei Tisch brachte der
preussische Consular-Agent Herr Overbeck zunächst die Gesundheit
Seiner Majestät des Königs aus. Dann sprach der Consul für
K a n - t o n , Herr von Carlowitz. Im Namen aller in China lebenden
Deutschen dankte er dem Gesandten in warmen beredten Worten
für Befestigung ihrer Stellung durch den eben geschlossenen Vertrag
und entwarf ein lebendiges Bi(d der Schwierigkeiten und Müh-
sale, welche der Erreichung des Zieles entgegentraten. Der Gesandte
dankte für die Gunst, mit welcher seiner persönlichen Thä-
tigkeit eben gedacht worden sei, und erinnerte die Gastgeber, wie
der preussischen Regierung und vor Allem Seiner Majestät dem
Könige der wärmste Dank dafür gebühre, dass Sie inmitten ernster
politischer Verwickelungen trotz manchen Zweifeln lind Widersprüchen
eine Expedition einzig zu dem Zwecke ausgerüstet hätten,
den Deutschen in Ost-Asien eine feste Basis für ihre Thätigkeit
und wirksamen Rechtsschutz zu gewähren. Nun komme es darauf
an das gewonnene Resultat zu wahrhaft nützlicher ; Geltung zu
bringen; und wie er hoffe, dass die deutschen Regierungen nicht
anstehen würden die zu Aufrechthaltung der Verträge nothwen-
digen Mittel zu bewilligen, so- erwarte er auch, dass die in Ost-
Asien lebenden Deutschen, die sich schon ohne politische-Rechte
eine so geachtete Stellung erworben hätten, durch eigene Tüchtigkeit
das Streben der Regierung fördern wollten. Der Gesandte
trank auf das Wohl der Deutschen in China und spraeh so warm
zum Herzen, dass rauschender Jubel seiner Rede folgte. Das Gefü
h l, dass ein grosses für alle Zeiten wichtiges Werk durch aufopfernde
Arbeit und zähe Thatkraft vollendet wurde, lebte in Aller
Bewusstsein. Der Vertrag war in der That für die Deutschen in
China ein Ereigniss von höchster Bedeutung. Bis dahin standen
sie rechtlos da; die Thätigkeit der deutschen Consuln beschränkte
sich fast auf die Klarirung von Schiffen und Unterstützung noth-
leidender Landsleute. Die Mandarinen verwahrten sich gegen jeden
Verkehr mit denselben, weil sie Kaufleute, nicht Staatsbeamte seien.
Wollte ein Deutscher Rechte gegen Chinesen verfechten, so musste
er des englischen, französischen oder ainericanischen Consuls Beistand
anrufen, der. nur aus Courtoisie gewährt wurde. Anspruch
darauf hatte Niemand: der deutsche Ansiedler war auf die persönliche
Gunst fremder Beamten angewiesen, welche der Wortlaut der
von ihren Regierungen geschlossenen Verträge keineswegs zu Unterstützung
fremder Staatsangehörigen berechtigte. Die Schwierigkeit,
diesen Schutz zu erlangen, wuehs mit den Fortschritten des deutschen
Handels. — Dass im preussischen Vertrage für die Hanse-
Städte eine gesonderte consularische Vertretung stipulirt war, bedauerten
alle Hanseaten in China; denn sie konnten von den hei-
mathlichen Regierungen die Absendung diplomatischer Consuln nicht
erwarten und blieben somit fast in der früheren Lage. Man hatte
m den Hanse-Städten diese Frage nicht verstanden und sogar jede
Theilnahme am preussischen Vertrage abgelehnt, wenn nicht die gesonderte
Vertretung zu erwirken wäre.
Dem Trinkspruch des Gesandten folgten viele andere; die
preussische Armee und Marine wurden nicht vergessen. Man trennte
sich erst in später Nacht.
Ein glänzendes Frühstück, zu welchem Herr Overbeck den
Gesandten einlud, vereinigte die deutsche Gesellschaft von H o n g k
o n g am 18. November in einem an der Westseite der Insel hoch
am Bergeshang gelegenen Hause, das nur als Zielpunct fü r Land-
parthieen dahin gebaut ist. Morgens bald nach neun Uhr brachen
Wir theils zu Fuss, .theils in Tragstühlen auf. Der trefflich gehaltene
Weg steigt gemächlich bergan; immer herrlicher wird die Aussicht.
Nach einer Strecke'verliert man den Blick auf die Stadt; dafür
erschliesst sich das -inselbesäte Meer nach Süden in grenzenloser
Weite. — Alle Quellen am Wege sind sorgfältig eingefasst und
durch Röhren in eiserne oder gemauerte Behälter geleitet, von wo
das Wasser in die Stadt fliesst.
Nach anderthalb Stunden erreichten wir das Ziel und waren
angenehm überrascht einen schattigen Garten zu finden. So weit
das Auge re ich t, fällt die Insel in kahlen schroffen Hängen
hinab. — Nach dem Frühstück wurde ein Tfempelchen in der Nähe
besucht, wo der vom Berge herabrauschende' Bach sich in eine
Schlucht stürzt. Man verbrachte mehrere Stunden in heiterem Genuss
der Gegenwart und tra t gegen vier Uhr den Heimweg an. —
Abends war Subscriptionsball im Clubhause; die festlich beleuchteten
Räume und die glänzende Bewirthung Hessen nichts zu wünschen