
Nach dem 1679 erfolgten Tode des Bischofs von Beyrut
leitete die Mission der in S ia m auf päpstliche Ermächtigung von
ihm consecrirte Bischof von Metellopolis, welcher besonderer
Gunst bei P h r a - N a r a i genoss. 1682 kam Monseigneur Pälu von
einer zweiten Reise nach Paris zurück und brachte ein neues Schreiben
Ludwig XIV., das weitere Gnaden für die Missionare zur Eolge
hatte. Da jenes Schill mit den Gesandten verschollen war, so
schickte der König 1683 abermals zwei Würdenträger mit dem
Pere Levachet nach k rankreich, welcher als Haupt der Gesandtschaft
beglaubigt wurde. Ihn begleiteten ferner sechs junge Siamesen,
welche in Paris erzogen werden sollten.
Pere Levachet erwirkte von Ludwig XIV. die ■ Absendung
zweier Kriegsschiffe mit einer glänzenden Gesandtschaft und reichen
Geschenken. Den Botschafter, Ghevalier.de Chaumont, begleiteten
ein zahlreiches Gefolge und sechs französische Jesuiten, gelehrte
Mathematiker, die zu Gehülfen des Pater Verbiest in P e - k in bestimmt
waren. Im September 1685 ankerten die Schiffe auf der
Rhede von P a k n a m . Nach den nöthigen Vorbereitungen ging der
Botschafter nach A y u t ia und wurde glänzend empfangen. E r betheuert
auf jed e r Seite seines langen Berichtes, dass niemals Jemand
in S iam gleiche Ehren genossen habe, und erzählt mit Wohlgefallen,
wie er selbst »dans un fauteuil«, der Bischof von Metellopolis
ihm gegenüber »sur un petit siege« dagesessen hätten,
während die siamesischen Grossen auf dem Teppich herumkrochen.
Bei der Audienz durchbrach Herr von Chaumont das siamesische
Ceremoniel; P h r a - N a r a i nahm das Schreiben des allerchristlichsten
Herrschers lachend entgegen und hörte geduldig die Rede seines
Botschafters, die ihn gleich dem königlichen Schreiben dringend
ermahnte, sich taufen zu lassen. E r hatte vom Bischof von Metellopolis
eine Uebersetzung des Evangeliums angenommen und in
einem seiner Zimmer ein Grucifix aufgestellt, scheint aber durch
das heftige Drängen in seinem Zaudern bestärkt worden zu sein.
Auch Phaulkon bestürmte ihn nach Chaumont’s Aussage vergebens,
erwirkte dagegen leicht die Sanctionirung eines Vertrages von fünf
Puncten, in welchen den Missionaren voller Schutz für ihre Thätig-
keit, den Siamesen volle Freiheit zu Annahme des Christenthums,
allen Getauften eximirte Gerichtsbarkeit und Befreiung von der
ihren Herren geschuldeten Arbeit an Sonntagen, den Alten und
Kranken Befreiung von jedem Dienst versprochen wurden.
An den gelehrten Jesuiten fand P h r a - N a r a i viel Gefallen;
sie stellten in seinem Jagdschloss bei L o p h a b u r i 57) -zu Beobachtung
einer Mondfinsterniss ihre Instrumente auf. Dahin wurde auch
Chaumont besehieden, dessen wichtigste Verabredungen mit Phaulkon
natürlich geheim blieben. Nach Frankreich begleiteten ihn drei
siamesische Würdenträger und Père Tachard, einer der nach P e -
k in bestimmten Jesuiten, der je tz t den Auftrag erhielt, von Ludwig
XIV. und dem Père La Chaize für P h r a - N a r a i zwölf Mathematiker
aus dem französischen Jesuitencollegium zu erbitten. Der a lle rchristlichste
König gewährte nicht nur diese, sondern auch ein
französisches Truppencorps, das sich unter Maréchal Des Farges
und Lieutenant-Général Bruant mit den Botschaftern De la
Loubère und Ceberet, mit Tachard, den zwölf Jesuiten und den
siamesischen Gesandten zu Brest im Februar 1687 einschiffte. —
Nach der darüber geschlossenen Convention sollten die französischen
Krieger nicht nur als Instructeure der siamesischen, sondern
auch zum Schutze des siamesischen Königs und Staates dienen; sie
sollten zwei feste Plätze besetzen und dort unter Autorität des
Landesherrn von ihren eigenen Officieren commandirt werden.
Während unterdessen die Jesuiten ihre Hoffnungen auf ein
christliches Königreich S iam nährten, — denn dem Uebertritt des
Königs sollte die Taufe des ganzen Volkes folgen, — zog sich das
Gewölk über ihren Häuptern immer dichter zusammen. Die Begünstigung
der Christen erbitterte nicht nur die mächtige Classe
der Bonzen, den ganzen einheimischen Adel und Beamtenstarql,
sondern auch die zahlreichen malayischen Moslem. Mit ihnen
scheint P h r a - N a r a i ähnlich wie mit den Christen coqüettirt, und
einem persischen Gesandten sogar Aussicht auf baldigen Uebertritt
zum Islam gemacht zu haben. -Zwei vertriebene Fürsten von Ma-
cassar, die in S iam lebten, zettelten eine Verschwörung an- und
landen starken Anhang. Das Complott wurde aber vor dem Ausbruch
verrathen und nach verzweifeltem Kampf unterdrückt. Der
König begnadigte die grössere Zahl der Verschwörer, ohne sie d a durch
zu versöhnen; der Groll brütete weiter und erhielt neue
Nahrung.
Im October 1687 ankerte das französische Geschwader vor
P a k n a m . Nachdem der König Tachard empfangen und Phaulkon
die nöthigen Anstalten für Ausschiffung der Truppen getroffen hatte,
B7) Die französischen Schriftsteller des 17. Jahrhunderts nennen es Louvo.
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