
der königliche Reiseinarschall L u a n . S e n n a P a g d i , — der bis dahin
Betel kauend in seinem dem Arrow angehängten Boote lag, — von
Ersatz sei keine Rede ; der Chinese möge froh sein, wenn man ihn
für die Frechheit, einem königlichen Dampfer in den Weg zu fahren,
nicht köpfte. Graf Eulenburg machte dem armen Schiffbrüchigen,
der seine ganze Habe verlor, ein namhaftes Geldgeschenk, sagte
Herrn' S e n n a P a s d i auf deutsch einige Artigkeiten und liess ihm
durch den Dolmetsch mit Beschwerden beim König drohen, wenn
er sich unterstände den Chinesen zu strafen. S e n n a P a s d i schien
den Ton dieser Musik zu verstehen und wurde sehr kleinlaut. —
Um weiterem Unglück vorzubeugen liess der Gesandte je tz t Anker
werfen.
Gegen acht am folgenden Morgen gelangte Arrow an die
Stelle, wo Royal Seat die Nacht über lag. T a r u a , ein grosses Dorf
mit vielen Tempeln und Rasthäusern für die Pilger, die Ende Februar
aus ganz S iam nach P h r a b a t wallfahrten und von hier aus
zu Lande reisen, konnten beide Dampfer wegen niedrigen Wassers
nicht erreichen; S e n n a P a g d i fuhr in seinem Boot hinauf, um Pferde
und Elephanten zu holen.
Das rechte Ufer des Flussarmes, wo die Schiffe anlegten,
war mit Buschwerk und Waldstreifen bewachsen. Schlanke Leguminosen,
zu deren Wipfeln sieh der feingefiederte Rotang (Calamus
Rolang) in dicken Bündeln hinaufrankt, breiten dort den tiefsten
Schatten über das spärliche Unterholz, wo es von 'Vögeln und
weissen Eichhörnchen wimmelte. Wir warteten Stunde auf Stunde.
Prinz K h r o m a - l u a n hatte angeordnet, dass in T a r u a zwanzig Elephanten
zu des Gesandten Verfügung stehen sollten; endlich Nachmittags
kamen deren sieben und vier Büffelkarren. Graf Eulenburg
wollte nicht aufbrechen, bis alle seine Begleiter beritten wären, und
entschloss sich dazu erst auf ihr dringendes Bitten. Die Karren
und vier Elephanten gingen mit dem Gepäck voraus; gegen drei
folgten der Gesandte auf einem Elephanten, Herr Pieschel und der
Attaché Graf Eulenburg auf dem zweiten, die Herren von Bunsen
und Dr. Lucius auf dem dritten.
Die Zurückbleibenden schickten den Dolmetsch nach T a r u a ,
der erst gegen fünf mit vier winzigen Gäulen wiederkam; statt der
Sättel hatten sie zerrissene Kissen ohne Steigbügel, als Zaum durch
das Maul gezogene Stricke. Wir klammerten uns fest und jagten
getrieben von Hunger und der sinkenden Sonne drauf los. Zuerst
ging es über versengte Grasflächen mit Waldstreifen und Buschwerk;
bald überholten wir den Herrn Reisemarschall, der im
Büffelkarren ausgestreckt träge seinen Betel kaute. Wir sagten
ihm einige Schmeicheleien, die der Dolmetsch treulich übersetzte;
denn S e n n a P a o d i war für die Beförderung verantwortlich, seine
Indolenz oder Spitzbüberei brachte uns in die unbehaglichste Lage.
Nach halbstündigem Galop überholten wir die Büffelkarren mit dem
Gepäck und gelangten in den dichten Bambuswald, d e r, von allerlei
schönem Gethier bewohnt, von da ungebrochen die Ebene deckt.
Ein kleiner Tempel und ein Rasthaus für Pilger standen am
Waldsaum.
Nach sechs holten wir den Gesandten ein und mussten eine
Weile Schritt reiten, denn die Elephanten dulden kein Pferd in
ihrer Nähe. Wo der Weg etwas breiter wurde, sprengten wir
vorbei, nur der Dolmetsch blieb beim Gesandten. — Nach kurzem
Zwielicht wurde es auf dem dicht überwölbten Waldweg so dunkel,
dass man den Kopf seines Pferdes nicht s a h ; aber der Boden schien
eben, wir verliessen uns auf gutes Glück und hielten die Thiere in
vollstem Athem. Plötzlich sperrte etwas den Weg: mehrere Elephanten
schnaubten wüthig die Pferde an; wir kamen aber glücklich
vorbei und bald darauf an ein anderes Hemmniss, das wir nur
am Knarren der Räder für einen Zug Büffelkarren erkannten. Die
Kärrner brüllten siamesisch und wir schalten deutsch; sie wollten
nicht ausweichen, wurden aber bedeutet; die Räder knarrten, die
Siamesen fluchten, unsere Peitschen knallten, wir streiften einander
und sahen doch keine Spur. Dann ging es weiter im gestreckten
Galop eine gute W eile, bis der Weg zu holprig wurde; vor dem
Verirren schützte die dichte Bambuswand auf beiden Seiten. En d lich
lichtete- sich der Wald zur Rechten, rother Feuerschein drang
durch das Laub; es war P h r a b a t , unser Reiseziel. Auf verschiedenen
Höhen der Felsrippe, die hier jä h aus der Ebene aufsteigt,
brannten viele Feuer, die zerstreut liegenden Tempel und Monumente
grell beleuchtend.
Die mit der Dienerschaft und einem Theil des Gepäcks vorausgeschickten
Elephanten kamen mit uns zugleich an. Wir selbst
waren durch den Ritt auf den scharfen Pferderücken, — denn die
Kissen gingen gleich verloren, — durch Hunger und Durst ganz
erschöpft, r— Im Hof des ersten Rasthauses brannte ein grosses
Feuer, umringt von Pilgern, nackten Gestalten und unseren hoch