
bis zum Fuss des i h rime s heran, üm Goldgeschenke zu empfangen.
Die vollständige Ausstattung für etwa vierzig Priester enthielten
ebensoviele innerhalb der Einzäunung aufgestellte Glasschränke:
Ballen gelben Stoffes zu Gewändern, Theeservice, europäische
Schnapsgläschen, Almosentöpfe und vielerlei Hausgeräth ; auf jedem
Schrank lag ein mit Gebeten beschriebener Fächer und ein baumwollener
europäischer Regenschirm, wie ihn bei uns die Bauern
tragen; davor aber stand das nothwendigste Requisit dès siamesischen
Bonzen, ein niedliches Ruderboot.
Während der Hof seine Geschenke erhielt, warfen Trabanten
von einigen Gerüsten Silbermünzen unter 'das Volk. Unterdessen
verzehrte der Gesandte mit seinen Begleitern eine in einer Nebenhalle
lür sie aufgetragene Mahlzeit, die. leidlich zubereitet, aber
kalt war. - Nachdem darauf ein Bonze unter ohrenzerreissender
Musik vor dem König gepredigt h atte, wurden Schattenspiele auf.
geführt: man bewegte die aus schwarzem Papier geschnittenen Figuren,
— phantastische Krieger, Ungeheuer, Dämonen, — vor
grossen von hinten beleuchteten Schirmen ; auch dazu lärmten die
Musikanten mörderlich. Dann zündete der König eigenhändig das
Feuerwerk an und nahm mit seinen Kindern auf dem Estrich des
Katafalkes Platz, wohin der P h r a k i .a n auch den Gesandten führte.
Im strahlenden Lampenlicht sah der Bau mit der malerischen
Staffage sehr .prächtig aus ; der König selbst war ganz weiss, in die
Farbe der Leidtragenden gekleidet. E r zeigte dem Gesandten den
Entwurf eines Schreibens an Seine Majestät den König von Preussen
und äusserte selbstgefällig, dass er ihn ganz allein, ohne Hülfe in
englischer Sprache niedergeschrieben habe. — Das Feuerwerk war
prächtig, der Jubel des Volkes laut und lärmend, j Gegen h'alb zehü
zog man sich zurück.
Die Lustbarkeiten dauerten die beiden folgenden Tage; die
Verbrennung geschah am zweiten gegen Abend. Der spitzige Deckel*
des Sarges war entfernt, der obere Theil des Katafalkes abgebaut,
der freie Raum zwischen diesem und dem gegenüberliegenden Theil
der Halle dicht verhängt für die Damen des Harem. . In. ihrer
unverhüllten Hälfte thronte der König mit achtzehn seiner Kinder,
setzte sich aber bald- auf die oberste Treppenstufe am Eingang und
rief den Gesandten heran: bei Leichenfeierlichkeiten fordere die
Sitte, dass alle Anwesenden Geschenke erhielten; er wünsche diesen
Brauch auf die Fremden auszudehnen. Darauf händigte er Jedem
ein Pappkästchen mit Glasdeckel ein., in welchem zwischen künstlichen
grünen Blättern Schmetterlinge und Blumen aus dünnem
Goldblech, goldene Ringe und kleine G.old- und Silbermünzen
lagen, — ausserdem ein Säckchen mit Limonen, die ebenfalls voll
kleiner Münzen steckten. Aehnliche Kästchen erhielt -Graf Eulenburg
für Ihre Preussischen Majestäten und- das kronprinzliche Paar.
Bald darauf erhob sich der König, ging an den in drei
Reihen auf den Stufen knieenden Bonzen vorbei, die hinter Fächern
Gebete murmelten, stieg zum Sarge hinan, goss Weihwasser in denselben,
kniete dann betend auf der untersten Treppenstufe nieder,
verneigte sich dreimal gegen den Sarg, dreimal gegen die Bonzen,
und vertheilte an letztere Geschenke, meist Ballen gelben Stoffes,
die seine Kinder ihm geschäftig zureichten. — Nun wurde das
breite aus dem Sarge hängende Band entfernt; der König stieg
wieder hinauf, steckte mit einer ihm gereichten Fackel den Holz-
stoss a n , tra t bis zum Rand der Estrade zurück und setzte mit
einem an langem . Stabe befestigten Licht eine dünne Röhre mit
Feuerwerkssatz in Brand, die um den Katafalk lief. Weiss gekleidete
Herolde mit hohen spitzen Mützen warfen unterdessen wieder
Geld unter das Volk; der König kehrte zu seinem Thron in der
Halle zurück und theilte münzengespickte Limonen an seine Höflinge
aus, die auf allen Vieren herankrochen. Ein Feuerwerk beschloss
den Abend.
Am nächsten Morgen fuhr eine Procession prächtig decorir-
ter Staatsboote den Fluss hinab; im grössten befand sich die
Asche des verbrannten Prinzen, welche bis auf einen kleinen zu
Andenken für die Verwandten bestimmten Theil unterhalb der
Stadt in den Fluss geschüttet wurde.. Oft wird die-Asche in kleine
Götzen aus Silberblech eingeknetet, die man in der Tasche tragen
kann, zuweilen auch unter einem P r a t s e d i begraben, oder mit
Kalkwasser vermischt zum Anstrich der Tempelwände verbraucht.
Die Knochenreste der allerhöchsten Personen werden, in goldener
Urne im Tempel M a h a - p h r a s a t beigesetzt.
Bei. manchen Verbrennungen sind die Anstalten noch
präphtiger; die Ausstellung unter dem Katafalk und die Lustbarkeiten
dauern oft vierzehn Tage; dann wird die goldene unten vergitterte
Urne auf den Holzstoss gesetzt. Die vier Hauptpfosten des Katafalkes
müssen frisch gehauene Tekastämme von gradem Wuchs
bilden; man erzählt von 200 Fuss hohen Bäumen und 60 Fuss hohen