
aber grosse Heiterkeit erregte. Der Hang zur Lustigkeit war allgemein.
Hinter uns lagen schwere Zeiten, und eine schnelle
glückliche Seefahrt wirkt immer erfrischend, doppelt aber, wenn
sie heimwärts führt. — Der Gesandte versammelte an seiner
Tafel einige G ä ste ; grade beim Essen schaukelte das Schiff so
verkehrt, dass sich Flaschen und Gläser eine blutige Schlacht
lieferten.
In der Nacht zum 11. November rannten wir, der Küste
nahend, unter queergebrasstein Grossmarssegel vor dem Winde
her. Die Angaben des Lootsen stimmten genau' zur Berechnung;
in dunkeier Nacht fand das gute Schiff seinen Weg in die schmale
gewundene Meerenge, den kürzesten Weg nach H o n g - k o n g hinein.
Gegen vier Uhr Morgens wurde Dampf gemacht, um durch die
»Lyeinoon-Passage« zu laufen, die an einer Stelle nur 200. Schritte
breit ist. — Immer näher tauchten die hohen Felsküsten aus der
schwarzen Dämmerung; kahle Riffe und Klippeninseln säumten
den Weg. Bei Morgengrauen quollen kanonengespickte Dschunken
aus den vielen Engen hervor; hier grüsst der Pirat den Piraten.
Oft h ö rt man in H o n g - k o n g den Kanonendonner, wenn sie sich
zwischen den Inseln schlagen. Die Oertlichkeit ist reizend geeignet
zu Hinterhalt, Fallen und Wegelagerung, die auf das Meer angewiesene
Bevölkerung der Fischer, denen ihre Felsen kein Hähnchen
bieten, zu wild und beweglich, als dass sie so bald zu zähmen
wäre. Selbst bei sicherem Erwerbe würde sie das abenteuernde
Fischer- und Räuberhandwerk der fleissigen Arbeit vorziehen. J e der
Boden erzeugt seine eigenen Gewächse.
W ir bogen um ein Felscap: da lag die Stadt Victoria vor
steilem Felsberg ausgebreitet. Nördlich gegenüber streckt sich die
Halbinsel K a u -lu n ins Meer; östlich schwimmen vor der Mündung
des Perl-Flusses hohe Inseln, und in duftiger Ferne die Kämme des
Festlandes.43) —^ Die weite sichere Rhede könnte die grössten
Flotten bergen. In den seichteren Buchten ankern Dschunken von
allen chinesischen Küsten; schlanke Lorcha’s mit fächerförmigen
Mattensegeln gleiten pfeilschnell über die Fläche: das sind die einzigen
auf den Kiel gebauten chinesischen Fahrzeuge. ■ Sie sollen
den portugiesischen Schiffen nachgeahmt sein, welche im 16. Ja h rhundert
zuerst diese Küsten b e s u c h te n@ | Vor der Stadt liegt ein
abgetakelter Zweidecker, zum Hospital eingerichtet. Unter den
ö ) S. Ansichten aus Japan, China und Siam VIII.
zahlreichen fremden Schiffen, die auf der Rhede ankerten, waren
viele entmastete mit zerschlagenen Borden, die der letzte T a if u n
gezaust hatte; man erzählte von über fünfzig, darunter fünf deutschen
Schiffen, die am 19. October untergegangen wären.
Als der Anker der Arkona fiel, salutirte das englische Flaggschiff
Pearl den Commodor mit 13 Schüssen; Arkona grüsste die
englische Flagge mit 21 Schüssen, erhielt von den Strandbatterieen
den Gegengruss und antwortete darauf dem P e a rl, dessen Commandant
alsbald an Bord erschien. Dann kam Lieutenant z. S. Werner von
der Elbe, die in unserer Nähe ankerte. Ein Adjutant des Gouverneurs
und der preussische Consular-Agent Herr Overbeck stellten
sich zur amtlichen Begrüssung des Gesandten ein. Auch Capitän
Fane und Lieutenant Upperton kamen an Bord; ein Reiter ihres
Regimentes, der sich bei Abfahrt des Vulcan von N a n g a s a k i verspätete,
hatte die Reise auf der Arkona gemacht und wurde je tz t
ausgeliefert. -r- Bald war das Schiff von TAN-KA-Booten umringt;
— so heissen die meist von Mädchen geruderten Miethsboote, die
Droschken der Rhede, die in allen Richtungen dienstsuchend zu
Hunderten umherschwärmen.