
auf der Rhede, ohne Arkona erreichen zu können: kein Lüftchen
regte sich. Am Morgen des 21. kam ein kleiner Flussdampfer des
Königs, Little Eastern, mit einem Halbbruder des P h r a -k l a n und dem
Hafencapitän Mr. Bush, einem Engländer. Ein grösserer, schnellerer
Flussdampfer, der Volant, welchen der K a l a h um dem Gesandten
schickte, kam etwas verspätet mit Herrn Pieschel und dem als Dolmetscher
engagirten Baptistenmissionar Herrn Smith an Bord. Auf
dem Volant schifften sich der Gesandte und sein Gefolge ein,
Little Eastern nahm die Seesoldaten, die Dienerschaft und das
Gepäck auf; gegen 12 Uhr Mittags dampfte Volant von der Thetis
salutirt auf die 1 lussmündung zu. Den Capitän des eleganten Schiffes,
Thomas A - t s u a , einen gebornen Cochinchinesen, hatte der K a l a h um
in London erziehen lassen; er sprach geläufig englisch und trug
neben den siamesischen Kleidungsstücken Schuhe, Strümpfe und eine
Marinemütze, hatte aber, obwohl erst vor kurzem mit der siamesischen
Gesandtschaft, die er als Dolmetsch begleitete, aus Europa
heimgekehrt-, schon wieder ziegelrothe Lippen vom Betelkauen.. —
Des P h r a - k l a n Halbbruder trug einen goldenen Gürtel mit edelsteinfunkelnder
Schnalle und juwelenbesetzte Knöpfe an seinen Jacken,
die er während der F ah rt häufig wechselte. Sein zahlreiches Gefolge
kauerte am Boden mit goldenen Theekannen, Schalen und Betelbüchsen,
den Insignien seines Ranges.
Nach halbstündiger F ah rt passirte das Schiff die Barre,
B a n k o k ’s natürliches Bollwerk, denn der Fluss ist tief genug für
die grössten Kriegsschiffe. Von der Barre bis zur Mündung des
M e n am dauerte es wieder eine halbe Stunde; der Fluss-hat eine
stattliche Breite, aber trübes lehmiges Wasser; seine Ufer sind
dicht und üppig bewachsen. — Gegen ein Uhr landete Graf Eulenburg
in P a k n a m , wo der P h r a - k l a n ihn empfing; diesmal strahlte
sein Anzug von Juwelen, aber Waden und Füsse waren nackt.
Als der Volant anlegte, wurde auf einem Flaggenmast am Ufer die
preussische Flagge gehisst; die im Waldesdickicht versteckten Forts
feuerten den Salut von 21 Schüssen. In einer nach allen Seiten offenen
Halle war ein opulentes Frühstück nach englischer Weise angerichtet:
Suppe von Vogelnestern, feine Ragouts, Hühner und Schweinebraten,
Kuchen und Früchte, dazu Bier und französischer Rothwein,
Alles Geschirr war europäisch. Der P h k a - k l a n liess nicht ab sich
mit gesuchter Bescheidenheit wegen des unwürdigen Empfanges zu
entschuldigen: S iam sei ein armes Land, das nichts zu bieten vermöge.
Die weitere F ah rt war anmuthig wie jede tropische Flussreise.
Zwar spähte man vergebens nach den erwarteten Crocodilen
und Affen;, doch belebten Luft und Wasser und das Uferdickicht
dichte Schaaren von Reihern und Raubvögeln; hier und da erglänzte
das bunte Gefieder eines Eisvogels oder Papageien. — Nah
der Flussmündung steht ein befestigter Tempel mitten im Strom;
das rechte Ufer säumt, im Dickicht versteckt, bis Unter-PAKLAx
hinauf eine lange Reihe alter Schanzen, die nur theilweise armirt
sind. Oberhalb dieses Fleckens macht das Strombett einen grossen
Umweg, der durch enge Flussarme abgeschnitten wird: durch diese
gelangen Ruderboote in kürzerer Zeit von - Unter- nach Ober -
P a k l a x , als die schnellsten Dampfer auf dem Strom. Hellgrüne
Zuckerpflanzungen und heimliche Dörfchen liegen im Uferdickicht
ausgestreut; meist stehen die Häuser auf hohen Pfählen am Wasser,
zu welchem Leitern hinabführen. Tausend Boote furchen pfeilschnell
den Strom, Fischerbarken und Dschunken treiben Ebbe und
Fluth benutzend auf- oder abwärts.
Das Abendlicht malte die reichen Pflanzengebilde in schärferen
Gruppen; mächtige Tempeldächer, schlanke Spitzen und
Thürmchen und gefiederte Palmenwipfel zeichneten in der kurzen
Dämmerung vielversprechend die zierlichsten Silhouetten am hellglänzenden
Himmel. Leider dunkelte es schon, als der Volant B a n k
o k erreichte. Bunte Laternen und Pechfauer markirten die langen
Reihen der schwimmenden Häuser; am Ufer standen hohe Stangen
mit Leuchten zu Verscheuchung der bösen Geister. Bald nach
sechs ankerte der Volant vor dem Gesandtschaftshause; an die
Landungsbrücke konnte der Ebbe wegen nicht angelegt werden,
hier war unter Ehrenpforten aus Palmen und Pisang die siamesische
Dienerschaft mit Fackeln aufgestellt. — Prinz K h r o m a - l u a n
holte selbst in seinem Boot den Gesandten vom Dampfer ab. Bald
darauf sassen wir alle an einer reichbesetzten Tafel, die der
P h r a - k l a n im Gesandtschaftshause hatte decken lassen.
B a n k o k , die Stadt der wilden Oelb'äume, oder, wie sie in
den königlichen Archiven heisst, des königlichen unüberwindlichen
schönen Erzengels, ist einer der merkwürdigsten. Plätze des Erdenrundes.
Man denke sich einen mächtigen, in starken Windungen