
neutralem Boden erklärt wurde, hatten nun Gordon’s Officiere
häufig Unterredungen mit den bei den T a e - p in dienenden Fremden,
die grossentheils ihre Freunde und früheren Kameraden, und von
ihrer dermaligen Lage keineswegs entzückt waren. Gordon selbst
tra t gleich nach Einnahme von P a - t a - kiao mit ihnen in Verbindung
und hatte Besprechungen mit Burgevine, welcher sich bereit
erklärte, gegen sicheres Geleit mit allen seinen Anhängern überzutreten;
ein anderes Mal schlug derselbe Gordon vor, mit ihm zusammen
ein Corps von 20,000 Mann zu organisiren, sich von beiden
Partheien loszusagen und nach P e -kin zu marschiren; S u - t sa u allein
berge Silber genug zu Ausführung dieses Planes. — Gordon übernahm
die Bürgschaft für die Sicherheit von Burgevine’s Leuten und
bot so Vielen Dienste in seinem Corps, als er anstellen konnte,
war aber keineswegs sicher, dass das Ganze nicht eine Kriegslist
sei. um ihn selbst aufzuheben,81) und handelte vorsichtig.
Mitte October meldeten Burgevine und die .Seinen Major
Gordon, dass sie einen Scheinausfall machen und in seinen Schutz
flüchten wollten. Der armirte Dampfer Hyson wurde an das feindliche
Ufer gelegt; die fremden Abenteurer schienen ihn zu überfallen
und wurden aufgenommen, die zu ihrem Beistand folgenden
T a e - p in mit Kartätschen zurückgewiesen, während der Hyson
abstiess und die Ueberläufer nach Gordon’s Lager brachte. Es
fand sich aber, dass Burgevine und einige Europäer nicht darunter
waren: man hatte sie aus Argwohn zurückbehalten. Major Gordon
sandte, um ihr Leben besorgt, dem in S u - t sa u commandirenden
Mo- w a n ein Geschenk nebst den sämmtlichen Enfield-Büchsen der
Ueberläufer, wogegen Jene wirklich ausgeliefert wurden. — So
blieben die T a e - p in denn wieder ohne wesentlichen Beistand von
Ausländern.
Burgevine wurde dem americanischen Consul in S h a n g - hae
ausgeliefert, der auf Gordon’s Verwendung die Untersuchung nieder-
81) Es kam nachher heraus, dass Burgevine seinem Adjutanten Jones wirklich
diesen Vorschlag machte. Welche Art Mensch er war, beweist folgender
durch die Beweisaufnahme des englischen Vice - Consuls in S h a n g - h a e constatirter
Vorfall. Burgevine lag betrunken in einem Boot, und Jones, sein vertrautester
Freund * redete ihm zu, an das Land zu kommen, weil die Leute spöttische Reden
führten. Auf Burgevine’s Fragen weigerte sich Jones, die Spötter zu nennen; da
schoss ihm Burgevine auf kaum einen Fuss Entfernung seine Pistole in das
Gesicht. Die Kugel ging zur linken Backe hinein und blieb in der Rachenhöhle
stecken. Jones rief: »Du hast auf deinen besten Freund geschossen«. »Das weiss
ich«, antwortete Jener, »und ich wollte, ich hätte dich todtgeschossen«.
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schlug. Er musste versprechen China zu verlassen und ging nach
Y o k u h a m a , kehrte jedoch Anfang 1865 nach S h a n g -h a e zurück, und
ging dann nach A - m o i , w o er nochmals mit den T a e - p in in Verbindung
zu treten suchte und in der Folge ein geheimnissvolles
Ende fand.
Die Siegreiche Schaar war vor S u - t s a u 2100 Mann stark;
ausserdem verfügte Gordon über 400 Franco - Chinesen. An kaiserlichen
Truppen standen 10,000 Mann vor der Stad t, und um Fu-
s a n concentrirt ein Corps von 25,000 Mann. Zu völliger Cernirung
von S u - t s a u war diese Streitmacht zu schwach; Gordon nahm aber
eine feste Stellung nach der anderen und liess sie von den Kaiserlichen
besetzen. Die T a e - p in hatten in S u - t s a u 40,000 Mann, und
20,000 in IV u - s ie , nordwestlich davon; zwischen beiden Städten
stand der T s u n - w a n , der, in seine Würden restitu irt, mit 18,000
Mann dem bedrängten S u - t s a u zu Hülfe zog, aber ausserhalb der
Stadt blieb und bald von aller Verbindung mit . derselben abgeschnitten
wurde; denn die Belagerer beherrschten auch den T a ih o -
See und die anderen Wasserstrassen. Aufgefangene Briefe des T s u n -
w a n bewiesen die verzweifelte Lage der T a e - p i n , die auch in
N a n - k in h a rt bedrängt wurden und viele wichtige Positionen verloren.
Mitte November hatte Major Gordon den kleinen Dampfer
Firefly nach S h a n g - h a e gesandt. Sein Commandant war angewiesen,
nur zwei Stunden dort zu verweilen und dann zurückzukehren;
General Brown aber wollte den Dampfer zu einem Besuch bei
Gordon benutzen und behielt wegen schlechten Wetters den Com-
mandanten die Nacht über bei sich, während der Dampfer im Fluss
vor Anker lag. An Bord befanden sich vier Europäer, darunter
ein Officier der englischen Artillerie. Um Mitternacht stieg eine
Rotte fremder Abenteurer auf das Schiff, schloss die Zugänge der
Kajüte, hob die Anker und entführte den Dampfer, dessen Kessel
geheizt waren, im Dunkel der Nacht. Der T s u n - w a n soll 20,000
Pfd. St. dafür gezahlt haben.82) — Die grässlich verstümmelten
82) Der Rädelsführer war ein Engländer, der unter dem Namen Lin-lee,
wahrscheinlich Lindley, ein abenteuerliches Buch über den T a e - p in -Krieg puhlicirt
hat. Er entkam mit seinem Raube nach England, nachdem er beim Zank über die
Theilung einen seiner Spiessgesellen erschossen hatte. Ein anderer bei der Caperei
betheiligter Engländer, White, würde nachher in S h a n g - h ae festgenommen und mit
zweijährigem Gefängniss bestraft.