
ist, nicht erwarten, dass die Polizei der Landstrassen in vollkommener
Ordnung sei. Eine Reise nach D z eh o l wurde seit derjenigen des dahingeschiedenen
Kaisers T a u - k w a n vor vierzig Jahren nicht gemacht; die
grosse Zahl der Wagen und Pferde wird die Bewohner der Gegenden
durch welchö sie kommen, sehr überraschen und erschrecken. Es
heisst ferne r, dass die Bevölkerung bei D z eh o l bei weitem nicht mehr
so ordnungsliebend is t, wie früher. Räubereien an den Landstrassen
sind häufig geworden. Die durch den Ausfall in den Bergwerken dem
E lend preisgegebenen Menschen rotten sich zu Zehn und zu Hunderten
zusammen und treiben sich Unruhen erregend herum.
Wenn Deiner Majestät ein plötzliches Unglück zustiesse oder
wenn Spione die Nachricht von Deiner Abwesenheit brächten, so würden
die Barbaren zu neuen Unternehmungen ermuthigt werden.
Wenn die Erörterungen über den Austausch der Verträge zu
erfolgreichem Abschluss gebracht werden sollten, so würde es grosse
Missstände verursachen, wenn auf Deiner Majestät Befehle lange gewartet
werden müsste.
Das ist der dritte Grund gegen die Reise.
Seit Beginn des Krieges • (wörtlich, des Aufruhrs) wurde der
Schatz mehr u n d mehr belastet, und es ist sehr schwierig die noth-
wendigen Ausgaben in der Hauptstadt zu bestreiten.
D z eh o l ist der Sammelplatz der Mongolen, welche, wie es heisst
in den Zeiten des K i e n - l o n und K i a - k in bei jed e r Reise mit Geschenken
im Belang von mehrmals, zehn Millionen bedacht wurden.
Der Zustand der Finanzen würde je tz t nicht erlauben diese Regel zu
befolgen, und es wäre schwierig, die Unzufriedenheit der T ributpflichtigen
über den Verlust des Geschenkes Deiner Majestät zu be-
schwichtigen.
F e rn e r: das erforderliche Geleit an Officieren, Truppen und
Trabanten würde über 10,000 sta rk sein, von denen Viele, wenn Mangel
an Vorräthen einträte, nicht am Durchgehen verhindert werden könnten.
Endlich: ein grosses Stück Weges liegt längs der Grenze, wo
sich Banditen nach Willkür herumtreiben, durch' welche irgend ein
unerwarteter Streich ausgeführt werden könnte.
Diese Betrachtungen bilden den vierten Grund gegen die vorgeschlagene
.Reise.
Möge nicht vorausgesetzt werden, dass Deine Minister gewichtige
Argumente ohne Rücksicht auf Deiner Majestät Gefahr in einer
bedenklichen-Lage geltend machen, noch dass sie irgend etwas gegen
eine gewöhnliche friedliche Reise Vorbringen würden, wie sie in früheren
Zeiten üblich war. -
Wenn sie die Dinge vom practischen Standpunct betrachten, so
können sie nicht begreifen, dass je tz t irgend-eine Nothwendigkeit vorliegt
zu dem fraglichen Unternehmen. Gesteht man zu, dass die ganze
Streitmacht der Barbaren kaum 10,000 Mann übersteigt und dass S a n -
k o - LIN - SIN mehr als 30,000 commandirt, so haben sie keinen Zweifel,
dass die Vielen die Wenigen schlagen werden. Aber sie möchten an
die Thatsache e rinnern, dass die Barbaren, welche fernher über den
Ocean kamen, bis je tz t gezeigt haben, dass sie nur bedacht sind Handel
zu treiben. Sie schlichen sich in K u a n - tu n , F u - k ia n , S h a n g - hae
und anderen Orten n u r ein; um sich der Häfen zu bemächtigen, nicht
um das Land in Besitz zu nehmen; auch haben sie keine Eroberung
in China irgend versucht. Selbst der Punct ihrer Zulassung in P e -
kin möchte befriedigend zu erledigen sein. So ist denn in Allem was
vorgeht nichts, das ein grosses Unheil fürchten Hesse. W ird aber vor
dem Erscheinen der Barbaren die Flucht ausgefuhrt, so ist es unmöglich
zu-sagen, welche Umwälzung die unmittelbare Folge sein könnte.
Der Geist sträubt sich, über diesen Gegenstand nachzudenken. We it
besser wäre geziemende Ueberlegung der Sache, als spätere unfruchtbare
Reue.
Noch eine Erwägung is t, dass es für Deine Majestät in ihrem
jetzigen gliickHchen Wohlbefinden nicht rathsam w ä re , sich den Strapazen
einer Reise während des noch heissen Herbstwetters auszusetzen.
Das sind die beschränkten Ansichten Deiner Minister u. s. w.
7. Mond. 2 7 .,Tag« (12. September).
3 . Denkschrift von T s i - n e n - k in , Präsidenten der Civil-Ver-
waltung, gezeichnet von dreiundzwanzig Anderen.
»Dein Minister T s i - n e n - k in und Andere überreichen knieend
eine Denkschrift. Sie sprechen abermals ausführlich ihre Ansicht aus,
um zu zeigen, dass die Abreise Deiner Majestät nach einem nördlich
von P e - k in gelegenen Orte in der Hauptstadt grosse Aufregung verursachen
muss, und dass das beste Mittel, die Ruhe herzustellen und
den Geist der Armee zu stärken, sein würde, wenn Deine Majestät in
P e - Kifr bUebe.
In einer Zeit der öffentlichen Trübsal ist der Mann von heroischer
Gesinnung b e re it, auf seinem Posten zu ste rb en ; und in einer
solchen Zeit schickt sich für das Benehmen der Vornehmen und Geringen
n u r die vollkommenste Reinheit und Wahrhaftigkeit.' Deiner
Majestät Diener haben heute ehrfurchtsvoll das Zinober-Decret gelesen,
welches e rk lä rt, dass die Anstalten für den Jagdzug Deiner Majestät
als Vorbereitungen dazu dienen sollen, persönlich in das Feld zu