
Standarten herabhingen. Die rings um den Bord laufenden Rai-
lings, wo sonst bei Tage die Hangematten weggestaut werden,
waren mit Erde gefüllt und eine dicke Hecke von Camelien und
anderen Blüthensträuchern hineingepflanzt worden. Blumen und
Guirlanden versteckten jeden Fleck, der nicht festlich aussah. Die
blanken Landungsgeschütze und die mit Gewehren decorirte Corn-
mandobrücke allein erinnerten an das Kriegsschiff. Rings an den
Borden herum standen Divans, und das Spill trug eine Lichterpyramide;
auch die Blumenhecken strahlten im hellsten. Glanz der
darin ausgestreuten Lichtermassen. In einer verhängten Nische am
Grossmast spielte das M u s ik c o r p s .D e n Glanzpunct der Deco-
ration bildete ein etwa zwölf Fuss hoher Wasserstrahl, der zwischen
Bananen und blühenden Büschen aus dem Schraubenbrunnen aufsprudelte.
Ein dahin geführter Schlauch stand mit der Pumpe im
Zwischendeck in Verbindung. Die Grätings über dem Schraubenbrunnen
waren durch Muscheln, Steine und Moos versteckt; aus
dem Deck schien das Wasser aufzusteigen und verschwand herabfallend
in den verborgenen Schacht.
Ueber hundert Herren und fünfundzwanzig Damen erschienen
zu dem Feste; der Gouverneur Sir Hercules Robinson, General-
Lieutenant Sir John Mitchell und Mr. Burlingame, der neu ernannte
americanische Gesandte, befanden sich unter den Gästen.
Das Souper wurde in der durch japanische Laternen erhellten
Batterie verzehrt; bis zum Ende des Festes — gegen drei Uhr
Morgens gp- herrschte die heiterste Stimmung.
Das längere Ausbleiben des am 25. November fälligen Postdampfers
aus S in g a p o r e verzögerte die Abfahrt der Arkona von
H o n g - k o n g noch um einige Tage. Elbe ging am 30. November nach
B a n k o k unter Segel. Der Photograph Bismarck und der Gärtner
Schottmüller machten die Reise auf diesem Schiff. Dr. Lucius, der
am 29. November von einem Ausflug nach den Philippinen zurückk
ehrte, nahm wieder seinen Platz auf der Arkona ein, die am 3.
December zunächst nach Macao segelte. Nach hübscher Fahrt
durch die Inseln ankerte die Corvette gegen halb fünf Uhr Nachmittags
etwa vier Seemeilen von der Stadt und grüsste mit 21
Schüssen die portugiesische Flagge. Ein hochgelegenes Fort gab
die Antwort. Am Lande wurden der Gesandte und seine Begleiter
von Herrn von Carlowitz empfangen und nach dessen an der »Praja«
gelegenem Hause geleitet, wo sie Wohnung nahmen.
Die grosse Insel H ia n - s a n , deren Südspitze die Halbinsel
G a u - mu n oder Macao bildet, liegt südlich vor der Hauptmündung
des Perl-Flusses, besser gesagt, vor dem Labyrinthe kleinerer Rinnsale,
in welche die Gewässer desTsu-KiAN sich unterhalb K a n - t o n
nach Süden verzweigen. Ein schmaler Arm trennt die Insel vom
Festlande. Nach K a n - t o n führt von Macao aus durch dieses Netz
eine vielbefahrene Wasserstrasse, die »Innere Passage« im Gegensatz
zur äusseren genannt, unter welcher man den Weg an der Ostküste
der Insel entlang nach der Booca Tigris versteht.
Die Halbinsel Macao ist durch einen sandigen Isthmus von
kaum hundert Schritt Breite mit der Insel verbunden. Quer über
denselben läuft eine Mauer, bei welcher früher portugiesische und
chinesische Wachtposten zu stehen pflegten. Der ganze Umfang der
Halbinsel mag fast zwei Meilen betragen. — Dicht bei dem Isthmus
erhebt'sich ein Felsberg mit Burgtrümmern, von welchem ein bewaldeter
Höhenzug, östlich vom Meere bespült, nach Süden läuft;
schroffe Klippen und losgelöste Blöcke, zwischen welchen sich
malerische Fischerhütten eingenistet h ab en , sind in die klare stille
Bucht am Isthmus hin ausgestreut. An seinem südlichen Ende bildet
dieser Höhenzug ein hübsches Vorgebirge, wendet sich dann, in
breiten Felsmassen ansteigend, scharf nach Westen und läuft endlich
die Halbinsel quer durchsetzend in sanfter Abdachung bis
an den ihr nördliches Ufer bespülenden Meeresarm. Auf seinen
Gipfeln thronen die portugiesischen Festen, die nach Süden das
hohe Meer, nach Norden die fruchtbare Ebene bis zum Isthmus
beherrschen. Westlich von jener Abdachung zieht sich die Halbinsel
zu einem schmalen niedrigen Sattel zusammen, auf welchem
die Stadt Macao liegt, und steigt jenseit derselben zu einem schroffen
Felscap mit doppeltem Gipfel auf, welches spitz in die See ausläuft.
Neben diesem Vorgebirge mündet der schmale versandete
Eingang des »Inneren Hafens«, der sich nordöstlich zu einem tief
in die Insel schneidenden Becken mit grünen Inseln erweitert. Die
Ufer säumen auch jenseit des Isthmus fruchtbare bergumkränzte
Ebenen.D
ie vornehmere portugiesische Seite der Stadt blickt südlich
auf das hohe Meer; hier stehen an der »Praja« die stattlichsten
Gebäude. Dahinter führen abschüssige Gassen über den schmalen
Sattel nach dem inneren Hafenbecken, das'von chinesischen Fah rzeugen
jed e r Gattung wimmelt; für tiefgehende westländische Schiffe