
K. W.,«») und darüber ein Doctor-Diplom, das die Universität
Neu - Braunsehweig ihm verlieh. Prinz K h r o m a - l u a n trug ein rotli
und schwarz gestreiftes europäisches Hemd, — ohne Jacke darüber,
- einen grün und schwarz gestreiften S a b o n , goldenen Gürtel,
gelbe Strümpfe und europäische Schuhe. Nach der Begrüssung
führte er den Gesandten über einen gebrechlichen Plankensteg nach
seinem Palast am Ufer. In einer schmucklosen Halle sassen sie auf
einem Holzdivan nieder; am Boden lagen der Sohn des Prinzen und
viele Trabanten auf Knieen und Händen; auch sein dreizehnjähriges
Töchterchen war zugegen, ein niedliches Mädchen in reicher Kleidung
mit schweren Goldspangen an Armen und Füssen. Sein jüngstes
zweijähriges Kind, das der Prinz dem Gesandten zeigte, trug
ausser dem Goldschmuck keine Spur von Bekleidung. Der Palast,
ein winkliges halb verfallenes Gebäude mit kleinen Zimmern, stand
vollgepfropft mit europäischen Möheln, chinesischem Porcelan und
japanischen Lackkästchen, einer Rumpelkammer ähnlicher als einer
fürstlichen Wohnung; sehenswerth war nur eine Sammlung goldener;
theils emaillirter Gelasse siamesischer Arbeit. Während diese bewundert
wurden kam die Frau Prinzessin, eine unscheinbare ältliche
Dame, weder durch Schönheit noch durch ihre Tracht vor den
Frauen des Volkes ausgezeichnet, auf allen Vieren herein gekrochen
und blieb in dieser Stellung liegen, ohne dass der Gemahl sie beachtete.
— Aus einer offenen Gartenhalle -tönte Musik: da erschienen
acht Tänzerinnen mit safrangefärbtem Antlitz in. prächtigem
Kostüm. Die beiden vornehmsten trugen reiche, spitz zulaufende
Goldkronen, die anderen phantastische, wie aus Blumen gewirkte
.Diademe. Das eng am Halse schliessende Leibchen aus rothem
oder grünem Brocat fiel über die Hüften herab, über dem Armloch
sassen Schulterstücke in Gestalt eines kurzen breiten Plornes; der
eng gefaltete bis an die Knie reichende S a r o n zeigte deutlich die
Formen der Schenkel, die Arm- und Fussgelenke schmückten goldene
Reifen und Spangen. Um die Hüften trugen alle Tänzerinnen
seidene Schärpen, bei einigen fiel von den Schultern ein mantelartiges
Tuch herab. — Das Orchester bildeten eine Metallharmonica
aus aufgehängten. Glöckchen, eine Holzharinonica mit schwebend
aufgereihten la s te n , eine Kesselpauke, eine Trommel, die mit der
Hand und den Fingern geschlagen wurde, eine Flöte und Becken:
dazu klapperten noch mehrere Frauen zuweilen mit Stöcken. Die
61) His Royal Higlmess Khroma-Luang Wongsa.
Musik war lärmend, aber harmonisch; einige Frauen sangen Strophen
zum Tanze, die ein Vorsänger aus einem Buche vorsagte.
Die pantomimischen Tänze forderten langsam rythmische
Bewegung des Körpers, besonders der Hände und Finger, ohne
heftigen Aifeet, und waren bis auf gewisse Verrenkungen der
Elbogen und des Handgelenkes, deren Einübung schwierig genug
sein mag, recht hübsch. Die Füsse spielen dabei fast gar nicht
mit: die erste Dame tanzte auf einem Divan sitzend, die zweite
stehend, ohne vom Fleck zu weichen; dann führten ihrer zwei
eine Scene auf, bei welcher auch die Füsse, doch nur beiläufig,
mitwirkten.
Nun wollte Graf Eulenburg gehen, wurde aber dringend zu
einem Glase Wein gebeten. Im Laufe des Gespräches fragte er
den Prinzen, ob die Siamesen europäische Möbel und Geräthe erst
seit der näheren Berührung mit Fremden hätten, ob die Vornehmen
sich ihrer auch beim Essen bedienten; worauf Prinz K h r o m a - l u a n
erwiederte, die Divans hätten schon die Moslem eingeführt', Stühle
aber erst die Europäer: die beiden Könige und er selbst sässen auch
beim Essen auf Stühlen, die anderen Grossen, selbst der K a r a k um ,
hätten das noch nicht gelernt.
Vom Prinzen fuhr Graf Eulenburg zum K a l a h üm , der ziemlich
entfernt wohnte; es ging durch enge Rinnsale mit vielen Bretterstegen,
die theilweise hochgehoben werden mussten um die Boote
durchzulassen. Am Eingang des Ministerhotels standen zwei
Wachtposten mit hölzernen Säbeln; dort empfing der K a l a h üm mit
zwei Söhnen und vier Enkeln — die sämmtlich ehrfurchtsvoll auf
dem Bauche lagen — den Gesandten, und führte ihn durch eine
Reihe luftiger Zimmer. Für den Geburtstag des Hausherrn waren
dort auf Tischen viele Porcelanvasen und andere Prachtstücke —
europäische und chinesische —■ aufgestellt, welche die Freunde
nach siamesischer Sitte zur Feier des Tages keineswegs schenkten,
sondern nur liehen. Die elegante Einrichtung war gut gehalten und
sauber. — Der K a l a h ü m , damals 54 Jahre alt, hatte ein kluges
durchdringendes Auge und energische Züge; er trug ein weisses
europäisches Hemde, kurze Beinkleider und einen blauseidenen
Rock, doch weder Strümpfe noch Schuhe, Seine Söhne waren
der eine als Gesandter, der andere als Secretär der siamesichen
Gesandtschaft in Europa gewesen und erst kürzlich zurückgekehrt.
Mit ihren anmuthigen Kindern war auch ein vom K a l a h üm adop