
wie die Ereignisse erheischten. Ohne Zweifel würde er die abscheu-
. liehe Brut vom Angesicht der Erde fortfegen und seine früheren Fehler
gut machen. E r richtet diese geheime Denkschrift an Deine Majestät,
um Deine Entscheidung darüher zu erhalten u. s. w.
E r wagt nicht, dieses durch den gewöhnlichen Boten zu senden,
sondern vertraut, es, nachdem e r es ehrerbietig gesiegelt, dem Kuo-Sui
zu persönlicher Ueberreichung an u. s. w.« (Datirt vom 26. August.)
Der Vorschlag, die Mongolen-Fürsten herbeizurufen, war es
wohl vorzüglich, der S a n -.k o - t.in- srv bei den Fremden verdächtigte.
H i e n - f u ñ scheint sich dazu nicht entschlossen zu haben.
Den Vorsatz der Flucht bekämpften wohl die meisten Räthe des
Kaisers und scheuten sich nicht, deren feige Bemäntelung mit dem
äussersten Freimuth in scharfen Worten zu brandmarken. Der
Entwurf des ersten in den Denkschriften erwähnten »Zinober-
Decretes« wurde in Y u a ñ - m iñ - y u a ñ erbeutet; vom zweiten bringt
' die Eingabe des . T s a o - t u ñ - y u ñ den Wortlaut. Sie geben mit den
anderen Documenten ein deutliches Bild jener Tage, beweisen aber
auch, dass wenigstens damals noch, trotz der durch den Abbruch
der Verhandlungen in T i e n - t s in und das Vorrücken der Alliirten
auf die Hauptstadt erweckten Bestürzung, neben den Gegnern des
Prinzen von K u ñ , welche zur Flucht trieben, auch viele andere
Würdenträger zum Kriege drängten, welche die Flucht widerriethen.
Die Macht der Fremden wurde von allen unterschätzt. Gegen
S a ñ - k o - l in - s in ’s Person enthalten die Denkschriften kein W o rt;
im Gegentheil zeigen alle unbedingtes Vertrauen in seine Tüchtigkeit
und Loyalität. Die »Personen in der Umgebung des Kaisers«,
welche zur Flucht drängen, bezeichnen sicher S u - t s u e n und seine
Clique.
Entwurf eines kaiserlichen Decretes in Zinoberschrift, in
H ie n ftjñ’s Zimmern gefunden.
»Wir haben die Eingabe des K w e i - l ia ñ und seiner Amtsgenossen
gelesen, in welcher sie sich über das Zusammenbrechen der
Barbarenfrage verbreiten, und unsere Entrüstung is t grösser als wir
ausdrüeken können. Um die Bevölkerung dieses, des Bezirkes der
Hauptstadt, vor den verderblichen Wirkungen des Giftes (Krieges) zu
bewahren, hatten wir, in unserer Noth gezwungen, dem Versuche eines
Ausgleichs unsere Zustimmung gegeben. Diese Barbaren bestanden
nichtsdestoweniger mit rücksichtsloser Gewalt auf gewissen Zugeständnissen,
so dass nichts übrig bleibt, als sie zum Tode zu bekämpfen.
Es ist ferner unmöglich, dass unsere Minister und Diener, Mand-
schu wie Chinesen, welche Generationen hindurch Wohlt.haten (unseres
Hauses) empfingen, nicht dieselbe Feindschaft hegen, unseren Hass
nicht theilen, dass sie sich nicht verbinden sollten, ihrem lange angehäuften
Zorn sein Recht werden zu lassen.
W ir wollen je tz t an der Spitze unseres Heeres sofort nach
T ü n -TÜ5AU rücken, um dort die Rache zu üben die der Himmel fordert,
einen Act der Strafe und Unterjochung auszuführen, dessen I olge
weithin empfunden werden soll.
W ir befehlen den Prinzen welche Z u tritt haben, den hohen
Officieren der Leibwache, den Mitgliedern des Grossen Rathes und
den Würdenträgern des Hofstaates, mit grösster Eile in Berathung zu
treten.
W ir haben auch die vertrauliche Denkschrift des S a n - k o - l in s
in gelesen u n d für die Erwägung derselben sollen auch die Minister,
die nicht den Z utritt haben und die uns heut über dieselbe Frage
eine Denkschrift einreichten, zu einer Conferenz zusammentreten.
Ein Special-Decret.«
Die hier erwähnte Denkschrift ist wohl die nächste vom
9. September datirte, welcher andere in stürmischer Eile folgten.
1. Vom Haupt - Staatssecretär K i a - t §in und fünfundzwanzig
Anderen gezeichnet;
»Der Minister K ia - t Sin u nd Andere überreichen knieend eine
Denkschrift, in welcher sie, dem kaiserlichen Befehl gehorsam, ihre
Ansichten über die gegenwärtige bedenkliche Lage ausdrüeken.
Am 24. Tage des 7. Mondes erhielten sie ein Zinober - Decret
und zugleich eine Denkschrift des S a n - k o - l in - s in , von welcher sie
Kenntniss nehmen sollten. Aus dem Decret ersehen sie ehrfurchtsvoll,
dass ihr Kaiser sich vornahm, die Heerschaaren des Reiches in Person
zu commandiren und nach T u n - t s a u z u gehen, um die gemeine Bar-
baren-Brut auszurotten; und darin erkannten sie die feste Entschlossenheit
des geheiligten Himmelssohries, der das Weltall beruhigt und
lenkt.- Aber sie bedenken, dass der fragliche Ort nicht T a n - y u e n ,
und dass in heutiger Zeit kein K a u - t s u n entstanden ist.51) Der Nebel
des Meeres würde durch den himmlischen Zorn zerstreut werden;
aber sie glauben, dass der beabsichtigte Schritt nicht derjenige ist,
welcher die Staats-Interessen am besten fördern würde, und sie meinen,
dass er keinenfalls leichtfertig gethan werden müsse. S a n - k o - l i n -
s in ’s Vorschlag einer Jagdreise finden jedoch Deine Minister noch be-
51) Anspielung auf den Feldzug eines chinesischen Kaisers etwa um 1000 n. Chr.,
welcher die das Reich überfallenden Mongolen schlug.