
zu werden, um Eurer Majestät eine Botschaft des Friedens und der
Freundschaft zu bringen. Euer Majestät Herrschertugenden und erleuchtete
Ansichten über Völkerverkehr, sind von Seiner Majestät dem
Könige von Preussen und von den Ihm verbündeten deutschen Fürsten
gekannt und gewürdigt; sie haben bei Seiner Majestät meinem Herrn
und den Ihm verbündeten deutschen Fürsten den lebhaften Wunsch
erweckt, mit Euer Majestät in nähere dauernde und freundschaftliche
Beziehungen zu treten. Ich bin gesandt worden, um Euer Majestät
diesen Wunsch auszudrücken, un d , falls Euer Majestät denselben
theilen, einen Vertrag zu unterhandeln, welcher Zeugniss von der
zwischen Euer Majestät und den deutschen Fürsten bestehenden F reundschaft
ablegen und zugleich geeignet sein soll, dem Verkehr zur festen
•Grundlage zu dienen, welcher siph hoffentlich schnell zu gegenseitiger
Befriedigung zwischen den dem Scepter der hohen contrahirenden
Theile untergebenen Völkern entwickeln wird.
E ure r königlichen Majestät habe ich die Ehre, mein Beglaubigungsschreiben
als Ausserordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter Minister
Seiner Majestät des Königs von Preussen ehrfurchtsvoll zu
überreichen. Als Seine Mäjestät'es Unterzeichneten, waren Allerhöchst«
dieselben und das ganze Preussenvolk durch den Tod des letzten
Königs, des Bruders Seiner je tz t regierenden Majestät, in tiefe Trauer
versetzt. Ein schmerzliches Familienereigniss h a t auch Euer Majestät
Herz mit Kummer erfüllt. Möge der Himmel Euer Majestät Tröstung
senden und eine lange und gesegnete Regierung verleihen.«
Graf Eulenburg nahm darauf das königliche Schreiben aus
der Goldschale und überreichte es, an die Plateform tretend, dem
Könige, der vom Thron herabstieg und dem Gesandten ein Couvert
mit der siamesisch geschriebenen Antwort auf seine Rede einhän-
digt'e. Dann stieg M a h a - m o n k u t wieder auf seinen Thron,' öffnete
das Beglaubigungsschreiben und fragte, ob Preussens Sprache mit
der englischen oder der französischen verwandt sei. Auf des Gesandten
Antwort, sie sei der Englischen verwandt, sagte der König,
er habe das gleich aus den Schriftzügen geschlossen. Nun musste
Graf Eulenburg erwiedern, das Schreiben sei französisch, in der
Spräche des diplomatischen Verkehrs abgefasst; er habe sich die
englische Anrede erlaubt, weil Seine Majestät diese Sprache verstehe.
Weiter fragte der König, ob Preussen und England nicht eng
verbunden wären, ob sie ihm wohl beistehen würden, wenn sich
zwischen S lam und anderen Mächten Schwierigkeiten erhöben.
Gral Eulenburg antwortete, der König von Preussen werde sicherlieh
die im Vertrage anzugelobende Freundschaft halten und in
solchem Falle' seine guten Dienste zu Gunsten S iam ’s interponiren.
Die Worte des Königs wurden vom zweiten P h r a - k l a n leise Herrn
Smith wiederholt, der die Antworten des Gesandten auf demselben
Wege zurückgab. — Zum Schluss las der König aus einein grossen
Buch die dem Gesandten übergebene Antwort auf seine Anrede ab.
»Der Gesandtschaft des Königs von Preussen sei kund gethan!
Schon vor einigen Jahren wurde in S iab i aus sicherer Quelle
bekannt, dass Seine Majestät der König von Preussen den Wunsch
hegten, mit Un s, dem König von S iam , Freundschaft zu schliessen;
dass Er eine Gesandtschaft mit drei Schiffen geschickt habe, einen
Freundschaftsvertrag mit uns abzusehliessen, um-so dem Verkehr zwischen
den Unterthanen beider Länder eine Bahn zu öffnen und denselben
zum Vortheil beider zi; fördern, auf dass'den vertragschliessenden
Völkern Ruhm daraus erwachse. Nach Empfang dieser Nachricht
haben wir, König von S iam ,, u n d unsere Minister schon vor mehr als
einem Ja h r mit Vergnügen Vorbereitungen für den Empfang der
preussischen Gesandtschaft getroffen.
Nunmehr sind der Gesandte Graf zu Eulenburg und andere
hohe Beamten in diesem Lande angekommen und in meiner Gegenwart
erschienen, sowie in Gegenwart der königlichen Prinz en und der
Minister, die sämmtlich in standesgemässem Anzug, versehen mit
allen Abzeichen ihres Ranges und ihrer W ürde sich eingefundeü haben,
um hier in diesem- grossen Audienzsaal das Schreiben und die Gesandtschaft
des Königs von Preussen mit Ehren zu empfangen.
W ir, König von S iam , nahmen so eben aus den Händen des
Gesandten- ein Schreiben Seiner Majestät des Königs von Preuäsen in
Empfang, und; sind hoch erfreut über die uns durch dasselbe erwiesene.
Eijre. Von dem Wunsche geleitet, die gebotene Freundschaft
anzunehmen', werden wir uns den Inhalt des Briefes zu eigen machen und
wollen gern den von Seiner Majestät dem König von Preussen ausgesprochenen
Wünschen in Allem willfahren, was zulässig ist. W ir
wollen befähigte Männer ernennen, einen Vertrag zu berathen und
abzusehliessen, ähnlich den mit den Herrschern anderer europäischer
Staaten bereits geschlossenen Verträgen. Diese Personen sollen Vollmachten
erhalten, sich mit dem Gesandten Preussens zu verständigen
• und unverzüglich einen Vertrag zu schliessen. — F e rn e r vernahmen
w ir, .dass -das Beträgen der Beamten, welche beauftragt w a ren , den
Gesandten zu empfangen und das königliche Schreiben mit gebührenden
• Ehren bis vor uns zu geleiten, ^Vllen zur Zufriedenheit gereicht hat,
was uns zu besonderem Wohlgefallen gereicht,