
unsere Kräfte durch die Qualen in T i e n - t s in so gänzlich erschöpft,
dass dem Aufenthalt im tropischen B a n k o k nothwendig eine E rfrischung
vorausgehen musste. Das Klima von Siam ist erschlaffend,
wir konnten ihm nicht sogleich die nöthige Spannkraft entgegentragen.
Zudem hatte der Südwest-Monsun noch nicht umgesetzt;
es war die Zeit der wechselnden Winde, in welche die heftigsten
Wirbelstürme fallen; erst mit dem Nordost-Monsun konnte die
weite Strecke nach H o n g - k o n g schnell und sicher zurückgelegt
werden. Lebensmittel und Wasser hatte die Arkona in T s i - f u
nicht erhalten, wie Capitän Sundewall sicher erwartete; und da
die Elbe ihres Leckes wegen nicht nach N a n g a s a k i dirigirt werden
konnte, so musste Arkona dort auch mit den für die ferneren Reisen
erforderlichen Kohlen und mit Holz für den Schiffsbedarf versehen
werden.
Bei hellem Vollmond dampfte Arkona am 14. October in die
spiegelglatte See hinaus. Wir machten die Nacht über schnelle
F ah rt, passirten bei Morgengrauen Cap S a n - t u n und genossen den
ganzen Tag des herrlichsten Wetters. Während in T i e n - t s in und
P e - k in die Nächte schon kühl waren wehte hier milder Sommer-
wind. Pfeilschnell furchte das Schiff die dunkelblaue Flu th , und
mit Lust athmete man nach den dicken staubigen Dünsten der chinesischen
Städte die reine erquickende Seeluft. — Um sieben Uhr
Abends musste am 15. October die Schraube ausgehoben werden,
weil die Lager zu heiss wurden; nach Ersetzung des geschmolzenen
Antimons wurde sie um halb vier Uhr Morgens wieder in Gang
gebracht; gegen sieben erhob sich frischer Nordostwind, so dass
das Schiff' unter Segel Cours halten konnte. In der Nacht zum
17. October passirten wir Alceste-Eiland. Am frühen Morgen
wurde der Wind stärker, staxb aber gegen acht Uhr gänzlich fort.
Einer starken Dünung preisgegeben, gegen welche die Schraube
nicht wirken konnte, (rieben wir nun unter der grossen Insel Quel-
part nach Süden, ohne dem Ziele näher zu kommen. Die Kreuzung
der Wellen aus Nordost und Nordwest erzeugte den hässlichsten
Seegang. Am 18. October sprang wieder Nordostwind auf; das
Schilf wurde h a rt an den Wind gebracht, konnte aber doch nicht
Cours halten und trieb noch weiter südlich; es schaukelte auf den
mächtigen Wogen, dass man kaum stehen konnte. Alles was nicht
niet- und nagelfest war, taumelte in den Kajüten unverständig durcheinander,
und als das Musikcorps zur Feier des doppelt festlichen
Tages eine Auswahl vaterländischer Stücke vortrug, wich mancher
Trompetenton krächzend aus der Lage. — Abends halsten wir nach
N. N. W., das Gesicht wieder gegen China wendend; in der Nacht
schlängerte das Schiff unbändig.
Am 19. October wurde es ruhiger. Als gegen Mittag die
M e a k s im a - Gruppe in Sicht kam, konnte man die Schraube niederlassen
und auf die japanische Küste losdampfen. Nach fünf befanden
wir uns bei jener Inselgruppe, d ie , von schroffen Klippen umgehen,
aus den Fluthen zu steiler Höhe aufsteigt. Den Abend
beschien ein glänzender Mond; nur spät und ungern suchte man
den Schlaf.
Ara Morgen des 20. October lag die japanische Küste in
voller Herrlichkeit vor uns. Die Ortsbestimmungen waren unsicher;
Capitän Sundewall glaubte, das Schiff' sei in der Nacht noch südlich
getrieben, dann musste der Rechnung nach unser Ziel weiter
nördlich liegen; dahin wurde der Cours gerichtet. Nun fuhren wir
die Küste hinauf, an Klippen, Inseln und Vorgebirgen vorüber, und
sahen lauter Ufergebilde, denen von N a n g a s a k i ähnlich, konnten aber
den Eingang der Bucht nicht finden. Ueberall waren die Hänge
angebaut; der aufsteigende Rauch verrieth die Lage vieler Dörfer
in den enggeschlossenen Buchten, aus welchen zahllose Dschunken
hervorschwärmten. Die Küste wurde immer fremder, aber erst die
Mittagsobservation bewies mit Sicherheit, dass wir zu nördlich
und Morgens in der Dämmerung N a n g a s a k i vorbeigesteuert waren.
Sofort liess Capitän Sundewall wenden und setzte alle Segel,
unter denen das Schiff' bei leichter Brise mit Hülfe der kräftigen
Maschine die Bucht noch beim letzten Tageslicht erreichte. Auch
je tz t erkannte man den Eingang nur mit Hülfe der genauen beim
ersten Besuche gemachten Zeichnung. Arkona war nicht das erste
und wird nicht das letzte Schiff sein, das dieses Schicksal hat.
Capitän Krusenstern kreuzte eine volle Woche, bis er die Einfahrt
fand; ähnlich soll es Vielen ergangen sein. — Morgens als wir vorüberfuhren
signalisirte den Bewohnern von N a n g a s a k i ein Kanonenschuss
des Observationspostens das Nahen eines Kriegsschiffes,
■und man war dort befremdet, dass keines einlief.
Die hohen Küsten lagen im Dämmerschein und es wurde
ganz dunkel, während wir die lange Bai hinaufdampften; um halb
sieben ankerte das Schiff in ihrem hintersten Winkel. Der Mond
ging eben zwischen Wolken auf in unbeschreiblicher Pracht. Am