
man, einen Vertrag in fünf Artikeln, den ersten, welchen China
ü b e rh |p p t mit einer europäischen Macht geschlossen hat. Durch
den russischen Dolmetscher und die beiden Missionare lateinisch
redigirt, wurde er dann in das Russische und das Mandschu-Tar-
tarische übersetzt, so dass jed e Partei ein lateinisches Exemplar
und eines in ihrer eigenen Sprache erhielt. Die lange Gebirgskette,
in welcher der K e r b e t s i , ein Nebenfluss des A m u r , entspringt,
sollte hinfort die Grenze bilden, so dass alles Land südlich von
seiner Kammhöhe mit allen von da in den A m u r fliessenden Wassern
zum chinesische!! Reiche gehörte.26)
Eine dritte russische Gesandtschaft unter Isbrants Ides gelangte
nach dreijähriger Reise durch Sibirien im November 1693
nach P e - k in . Der Gesandte gesteht »die gebräuchlichen Ceremonieen«
vollzogen zu haben, verrichtete also wohl das K o - . t o , ebenso Leo
Ismailoff, der 1720 als Gesandter Peter des Grossen mit reichem
Gepränge in P e - k in einzog. E r verstand sich zu dem von allen
Vasallen geleisteten dreimaligen Niederwerfen und neunmaligen
Kopfstossen unter der Bedingung, dass ein chinesischer Grösser
ersten Ranges dem Schreiben des Czaaren dieselbe Ehrfurcht erweise.
27) Ismailoff sollte die seit einiger Zeit aufgelösten Handelsbeziehungen
mit China wieder herstellen und das Recht einer
stehenden Gesandtschaft in P e - k in behaupten, erreichte jedoch keines
von beiden. Bei seiner Abreise im März 1721 blieb der Agent Lange
in der Hauptstadt zurück,, »pour travailler à loisir au règlement et
à l’établissement d ’une correspondance aisée entre les deux empires.
E t quoique le ministère chinois s’opposât fortement à la résidence
dudit sieur agent en cette cour, sous prétexte qu’elle était contraire
aux constitutions fondamentales de l’empire, néanmoins le dit envoyé
extraordinaire sut si bien prendre sesmésures, que le Bogda-
khan (l’empereur) y donna les mains malgré toutes, les intrigues
contraires des ministères.« — Lange hielt sich, ohne irgend etwas
durchzusetzen, noch über ein Jah r in P e - h in , wurde aber im Juli
1722 zur Abreise gezwungen. Ein geheimer Handel muss trotz dem
Verbot des Himmelssohnes bestanden haben, denn man trug in
Russland nur .chinesische Seide.
26) Das Juljur- Gebirge der Karten.
27) S. Mailla, Geschichte des Chinesischen Reiches. Der Arzt Bell und der
Agent Lange berichten, der Kaiser habe der Gesandtschaft das Koto erlassen,' der
Cei emonienmeister aber dieselbe bei der Audienz dazu gezwungen.
Zur Revision des Grenzvertrages von 1688 erschien 1727
Graf Sava Vladislavitsch in der chinesischen Hauptstadt. Der neue
Vertrag wurde im October 1727 unterzeichnet, die Ratification aber
wegen des inzwischen erfolgten Ablebens der Kaiserin Katharina
erst Juni 1728 im Namen Peter n . vollzogen. Die elf Artikel dieses
ursprünglich in der Mandsehu - Sprache redigirten, in das Lateinische
und das Russische übersetzten Freundschaftsvertrages regeln
die Behandlung d e r Ueberläufer aus beiden Ländern, die Art des
Handelsverkehrs, die Zahl der Kaufleute — bis zweihundert —
welche alle drei Jahre nach P e - k in kommen durften, die Verhältnisse
einer dort zu errichtenden kirchlichen Mission und die amtlichen
Mittheilungen zwischen den beiden Reichen. Eine genauere
durch Karten illustrirte Grenzbestimmung ersetzte die frühere.
Die Mitglieder der damals gegründeten russischen Mission,
vier Geistliche und sechs Laien, sollten alle zehn Jahre abgelöst
werden. »Es soll den Oros erlaubt sein, ihren Gottesdienst mit
allen dazu gehörigen Ceremonieen auszuüben und ihre Gebete zu
sagen. Vier junge Russen, welche die russische und lateinische
Schrift kennen, und zwei ältere, welche der "Gesandte in der Hauptstadt
gelassen hat, damit sie die chinesische Sprache lernen, werden
an demselben Orte wohnen. Ih r Unterhalt wird durch die Regierung
bestritten, und wenn sie ihre Studien vollendet h ab e n , sollen
sie in ihre Heimath zurückkehren dürfen, sobald man es verlangt.«
— Damals war die" Vertreibung der Jesuiten wohl beschlossene
Sache; die chinesische Regierung, der sie als Dolmetscher gedient
h a tten , musste auf Ersatz denken und wollte den Russen den ganzen
Besitz der römischen Priester überweisen. So erklärt sich der Anspruch,
den Jene auf deren Cathedrale erheben konnten, um sie
vor Zerstörung zu retten. Kaiser Y u n - t s i n soll die Jesuiten deshalb
so gehasst haben, weil sie den alten K a n -g i zu seiner Ausschliessung
vom Throne und Erhebung eines anderen auf den katholischen
Glauben getauften Prinzen zu vermögen strebten.- — In
Sachen der Etiquette scheint Graf Vladislavitsch Concessionen erlangt
zu haben, welche zu Reibungen zwischen den Hof beamten
und dem gleichzeitig in P e - k i n anwesenden portugiesischen Gesandten
Dom Metello de Souza-y-Menezes führten.
Der Vertrag von 1727 wurde 1767 in K ia k t a einer Revision
durch Bevollmächtigte der beiden Reiche unterworfen; das im
October 1768 Unterzeichnete Supplement enthielt Bestimmungen über
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