
strömenden Fluss mit vielen Seitenarmen und Canälen, die Ufer
nur an einigen Stellen wenige Fuss über dem höchsten Wasserstande,
— besser einen grossen von vielen Rinnsalen durchschnittenen
Sumpf mit einzelnen trockenen Stellen, wo feste Gebäude
stehen; denn der grösste Theil von B a n k o k liegt unter dem
Niveau des Hochwassers und ist zur Regenzeit überschwemmt. Den
von Ringmauern umschlossenen Kern der Stadt mit den Palästen
der beiden Könige uinfliesst der M e n am im Halbkreis; dort stehen
lauter steinerne Gebäude auf trockenem Boden; der Grund ist wohl
theilweise aufgeschüttet. Südlich davon und am rechten gegenüberliegenden
Stromufer stehen in üppigen Gärten zerstreut vereinzelte
Paläste und Tempel auf festen Fundamenten, und an den
sumpfigen Ufern der Wasserläufe auf hohe Pfähle gesetzt Reihen
hölzerner Wohnhäuser, die meist nur zur trockenen Zeit von ihren
Gärten zugänglich sind. Im Strom aber und seinen breiteren'
Seitenarmen hegen, hier und da in doppelter Reihe, zwanzig Schritt
und weiter vom Ufer die schwimmenden Häuser an Pfähle gebunden,
dazwischen Tausende malerischer Fahrzeuge, und im Strome
geankert grosse Schiffe, Dschunken und Dampfer. — Die Cholera
soll m B a n k o k erst nachgelassen haben, -seit der König befahl, a u f
dem Flusse zu bauen; die Zahl der schwimmenden Häuser geben
die Siamesen sicher viel zu hoch auf 200,000 an. Die Einwohnerzahl
ist wahrscheinlich 400,000; davon wären 80,000 Chinesen,
20,000 Birmanen, 15,000 Moslem aus Arabien, Persien und den
indischen Ländern. Christen sollen gegen 4000 in B a n k o k sein;
darunter 1400 cochinchinesische, 1300 portugiesischer Abkunft, 400
chinesische. j
Compacte Häusermassen giebt es also fast nur in der Binnenstadt;
ausserhalb derselben liegen die meisten Gebäude an den
Wasserläufen, zwischen üppigen Gärten, Feldern, im wuchernden
Dickicht. Ausser den Tempeln und Palästen sind alle Gebäude aus
Holz und Bambus, mit Palmblättern gedeckt. Rechte Winkel sieht
man tro tz der sorgsamen- Fügung- selten; denn Ebbe und Fluth
unterwühlen in beständigem Wechsel der Strömung die stützenden
Pfähle, die aus der senkrechten Lage weichend ihre Last oft seltsam
auseinanderrecken. Diese Hütten mit den vielgestaltigen Booten
im Schattendunkel ihres Pfahlrostes und die mächtigen ausdrucksvollen
Formen der Pflanzenwelt gruppiren sich überall zu bunten
malerischen Bildern. Schwimmende Häuser giebt es nur im Strom
und den breiteren Seitenarmen; hier concentrirt sich alles lebendige
Treiben. Aber wenige Ruderschläge führen das Boot aus dem
dichten Gewühl in die Tiefe des Tropenwaldes, der seine Wipfel
zusammenwölbt über allen schmaleren Rinnsalen. Dann kommt
wieder eine Lichtung, wo bunte Tempel-in das Grün gebettet liegen;
man blickt vom Boot in die offenen Hallen, wo Bonzen ihre
Zöglinge unterrichten. Goldene Giebel mit geschwungenen Hörnern
und Adlerflügeln, spitze glänzende Thürmchen spiegeln sich in der
leise gleitenden Fluth. — So ist wie gesagt B a n k o k ein dichter Waldsumpf;
jede Hütte, jeder Palast, jeder Tempel liegt im Grünen. Selbst
in den belebteren Wassergassen drängen sich Bambus, Areca, Cocos,
Borassus, Urania speciosa, Pandanus, Ravenala, Nipa, Musaceen,
Artocarpeen und Ficus in dichten Massen an die Ufer, oder schirmen
die Dächer der malerischen Hütten.
Feste Brücken mit Geländer sind selten; über die kleineren
Rinnsale führt hier und da eine einzelne schmale Planke, nur für
Schwindelfreie gangbar, mit beiden Enden auf hohem Gepfähle
ruhend, zu welchem man mit akrobatischer Gewandtheit über ein
steiles Brett ohne Lehne hinanrennt. Trockenen Fusses kann man
ausserhalb der Ringmauer nur in einer einzigen Strasse eine beträchtliche
Strecke, fast eine halbe Meile wandern; sie führt aus der
Gegend, wo die Fremden wohnen, nach der Binnenstadt, ist aber
grossentheils so eng, dass kaum z w e i Menschen nebeneinander Platz
haben, und, wenn, auch stellenweise mit Backsteinen gepflastert,
sehr schmutzig und übelriechend. In ihrer ganzen Länge bildet
diese Gasse einen Bazar; die unreinlichen Hütten sind nach vorn
gleichsam aufgeklappt und entfalten auf der geneigten Fläche des
Ladens eine Fülle von Esswaaren, — Früchte, Gemüse, getrocknete
Fische, — daneben Haufen der Cowrie-Muschel, welche das Kleingeld
der Siamesen bildet. Da giebt es auch Garküchen, wo die
Speisen vor des Gastes Augen nicht sehr appetitlich bereitet werden.
Den grössten Glanz entfalten die Branntweinbuden. — In
einigen .Läden standen europäische Baumwollenzeuge, -Glas- und
Quincaillerie- Waaren zu Verkauf. Dieser Bazar, der einzige auf
trockenem Boden in B a n k o k , gleicht einem elenden Krämerviertel
und müsste vom einheimischen Handel einen geringen Begriff geben,
wenn nicht die schwimmenden Häuser, da aller Transport zu
Wasser geschieht, die bequemsten Tauschplätze für Handel und
Wandel wären. Anziehendes bieten auch diese kaum, denn S iam