
Leichen der gefangenen Europäer wurden später bei W u - s ie
gefunden.
Auf die Nachricht von diesem Handstreich beschleunigte
Major Gordon seine Operationen gegen S u - t s a u , welche die Firefly
unter kundiger Leitung wohl stören konnte. In der Nacht zum
27. November suchte er das Ostthor zu stürmen, wurde aber mit
schwerem Verlust geworfen; am 29. November nahm er ein Aussen-
werk dieses Thores. — Unterdessen verhandelten sowohl General
T s in als Gordon insgeheim mit Rebellenführern in der Stadt, die,
wie es scheint, jed e r den anderen und alle zusammen das gemeinsame
Haupt, den M o - w a n , zu verrathen strebten, der wahrscheinlich
selbst S u - t s a u übergeben und allein den Lohn ernten
wollte.88) Der Gang der Ereignisse ist dunkel; auch kommt bei
dem Abgrund von Falschheit und Niederträchtigkeit unter diesem
Gesindel wenig darauf an, wer der grösste Schurke war. Der
M o - w a n fiel unter den Dolchen der anderen W a n ’s , die ihren
Verrath entdeckt sahen und das Prävenire spielten, -r- Nur um
einen Begriff zu geben von der Lage, in welche ehrenhafte Europäer
im Dienst der chinesischen Regierung gerathen können, möge
hier eine Skizze der mit der Uebergabe von S u - t s a u verknüpften
Ereignisse folgen.84)
An wen die Stad t ausgeliefert wurde, — ob an Major Gordon,
General T s in oder den F u - t a e L i , — scheint ungewiss; übergeben
wurde sie gleich nach des M o - w a n Ermordung. Kaiserliche Truppen
besetzten am 5. December 1863 das N o rd - und das Ostthor.
Gordon zog seine Truppen zurück, damit sie nicht plünderten,
forderte aber, da sie fast alle Kämpfe um S u - t s a u ausgefochten
hatten, und um sie zum schleunigen Marsch auf W u - s ie zu vermögen,
vom F u - t a e L i als besondere Gratification einen zweimonatlichen
Sold für seine Schaar. Li sträubte sich; Gordon gab
ihm Bedenkzeit bis drei Uhr Nachmittags; dann würde er sein
Commando niederlegen. Unterdessen ging er in die Stadt und nach
des N a - w a n Hause, mit welchem er während der Belagerung in
Ein Franzose, der des Mo - w a n Ermordung b e iw o h n teb eh au p tete
nachher, von demselben zu Unterhandlungen mit Gordon ermächtigt gewesen
zu sein.
M) Der Verfasser folgt in diesem ganzen Abschnitt meist dem Buche von
Wilson »The ever victorious army«.
geheimer Verbindung stand; — dort waren die.anderen W a n versammelt
, heiter und guter Dinge; die Bedingungen der (Kapitulation
würden streng gehalten, der F u - t a e habe sie alle begnadigt. —
Gordon begab sich dann nach dem Hause des ermordeten M o - w a n ,
um ihn beerdigen zu lassen; doch wollte Niemand die Leiche berühren.
Auf dem Rückweg nach seinem Quartier erfuhr er von
General T s i n , dass der F u - t a e zu Auszahlung eines e inm o n a tlichen
Soldes für die »Siegreichen« bereit sei, welche sich auf
diese Nachricht schleunigst formirten, um gegen den F u - t a e auszurücken.
Um Gewaltthaten vorzubeugen, behielt nun Gordon
sein Commando, und hatte Macht genug über seine Leute, um sie
zu beruhigen.
Am Vormittag des 6. December ging Major Gordon wieder
in die Stadt und nach dem Hause des N a - w a n , w o Alles in der
besten Ordnung schien. Die W a n wollten eben zum F u - t a e hinaus;
die ganze Stad t sollte übergeben werden. Nach dem Ost-
thore gehend, trifft Gordon kaiserliche Truppen, die brüllend und
ihre Gewehre abfeuernd einziehen. General T s i n , der eben durch
das Thor kommt, entfärbt sich beim Anblick seines Alliirten und
stammelt auf dessen Fragen nach den W a n unverständliche Worte,
wejche Gordon Schlimmes vermuthen lassen. Dieser kehrt, unbewaffnet,
wie er immer ging und nur von seinem Dolmetscher begleitet,
nach des N a - w a n Hause zurück, um dessen Familie zu
schützen und der Plünderung voraubeugen; das Haus ist aber schon
ausgeräumt, die F’amilie zerstreut bis auf die Frauen, weiche Gordon
auf ihr Flehen nach dem Hause eines Oheims des N a - w a n
bringt; dort umringen ihn Hunderte bewaffneter T a e - p i n , welche
aus dem Betragen der gegen die Bedingungen der Capitulation
plündernden und mordenden kaiserlichen Soldaten einen Schluss
auf das Schicksal ihrer Führer ziehn mochten. Bis zum Morgen
des 7. December bleibt Gordon dort eingeschlossen; gegen zwei
Uhr Nachts erlaubt man ihm, seinen Dolmetscher mit einem Schreiben
hinauszuschicken, in welchem er den Seinen befiehlt, den Fu-
t a e aufzuheben und nicht eher loszulassen, bis er die W a n herausgäbe,
— von deren Hinrichtung Gordon noch nicht wusste. Der Wegweiser
des Dolmetschers kommt mit der Nachricht zurück, dass
kaiserliche Soldaten denselben misshandelt, den Brief zerrissen
haben. Nun lassen die T a e - p i n Gordon selbst hinaus; am Südthor