
Pfeiler sind aussen mit Marmorplatten bekleidet; in den Giebelfronten
Hegen die kunstreich mit Perlmutter eingelegten Haupt-
thüren. Das ganze gewaltige Mittelschiff füllt ein vergoldetes
hegendes Buddabild von 159 Fuss Länge und 55 Fuss Höhe; den
Eindruck des Ganzen gewinnt man nirgend, der Sockel ist etwa
mannshoch und man kann nur wenige Schritte zurücktreten. Die
Formen-scheinen plump, die Gewandung steif, das Gesicht starr
und leblos. Die Sohlen der übereinandergelegten Füsse bilden eine
senkrechte Fläche, auf welchen in mehreren Hundert Feldern von
etwa fünf Zoll im Quadrat die Incarnationen des Budda in Perlmutter
eingelegt sind: Elephanten, Stiere, Pferde, Schlangen, Cro-
codile, Vögel und allerlei Menschenkinder. Auf den Zehen sind
die zehn göttlichen Attribute dargestellt. Die Zeichnung dieser
Arbeiten ist schön, die Technik vollendet. Das zur Vergoldung
des Colosses verwendete Metall muss ein grosses Capital vertreten.
Die Wände und Pfeiler der Cella sind mit reichen Mustern auf
rothbraunem Grunde, nur neben den Thiiren und Fenstern mit
figuristischen Compositionen bemalt.
Die Gründe von W a t Po enthalten noch mehrere grosse
und viele kleinere Tempel. In die üppigsten Massen tropischer
Vegetation gebettet wirken die gelben, grünen, blauen und rothen
Dächer, die goldghtzernden Hörner, Adlerflügel und Zahnschnitte, die
juwelenartig funkelnde Mosaik der Giebelfelder, die bunten P r a t s e d i
und die gleissenden Tempelwände besonders in der Abendsonne
ein Bild von unbeschreiblicher Farbenpracht. — Die meisten Bauten
von W a t P o sind gut erhalten, während viele andere Tempel in
B a n k o k , w o vor hundert Jahren kein namhaftes Bauwerk stand,
je tz t schon Ruinen gleichen. Bruchstein wird selten verwendet;
Ziegel uud Mörtel scheinen, von geringer Güte, d e r Feuchtigkeit
schlecht zu widerstehen. Viele Gebäude weichen auf dem sumpfigen
Baugrund bei wachsendem Gewicht vor der Vollendung aus den
Fugen. Die dünnen eisernen Stangen, die überall das Skelett der
feinen Spitzen und Ausladungen bilden, verrosten und verbiegen
sich, die Stuckrinde blättert ab. Der Siamese baut Tempel auf
Tempel und schmückt sie glänzend, baut ab er schnell und flüchtig;
er sucht im Tempelbau Ruhm und Verdienst, sorgt aber schlecht
für die Erhaltung.
Der grosse P h r a p r a n von W a t D z e n , der Königsstadt und
W a t P o gegenüber am rechten Ufer des M e n am , wurde von P h a y a -
t a k , dem Gründer der Hauptstadt B a n k o k erbaut, der ursprünglich
seine Residenz auf dieser Seite aufschlug. E rs t sein Nachfolger,
der Gründer des je tz t regierenden Hauses, verlegte den Königssitz
auf das linke Stromufer. — Den Zugang zu den Tempelgründen bilden
Pavillons mit chinesischem Dachstuhl; man tritt in einen von
mächtigen Banyanen beschatteten Hof, durch welchen Steinbahnen
nach den Tempeln und Klosterhallen führen. Rechts hegt ein eingezäunter
Garten mit künstlichen Itelsen, Miniaturcapellen, barocken
Bildsäulen holländischer Soldaten und Fabelthiere, und anderem
Schnickschnack. Die Gebäude stehen unsymmetrisch, wenn auch
im rechten Winkel geordnet, um den weiten Hof herum, dem F’luss-
portal gegenüber ein bunter prächtiger Pavillon mit haushohen
dämonischen Thürhütern; dahinter der Haupttempel in einem von
niedrigen Hallen umgebenen Hof, dessen Ecken und Zugänge bunt
verschränkte Dächer tragen. In den Hallen sitzen rings an den
Wänden fast lebensgrosse gleichgestaltete Goldgötzen, wohl über
hundert. Vor jed e r Tempelfaijade stehen zwei broncirte Elephanten;
ein von zierlichen Glockenhäuschen und P r a t s e d i unterbrochenes
Geländer läuft an dem ganzen Tempel, dessen vorspringendes Dach
von achteckigen Pfeilern mit vergoldeten Capitälen getragen wird.
Inwendig sind die Tempelwände über und über mit gut gezeichneten
Darstellungen aus der buddistischen Mythologie bedeckt. —
An der Südseite dieses Tempels stehen drei schlanke P r a t s e d i
von reizender Farbenwirkung; etwa fünfzig Schritt weiter erhebt
sich der Unterbau des grossen P h r a p r a n , des prächtigsten Baudenkmals
in B a n k o k .
An jed e r Ecke des quadratischen Unterbaues steht ein
schlanker, dem mittelsten ähnlicher Thurm, in der Mitte jeder
Seite ein längliches schreinartiges Gebäude. Der P h r a p r a n selbst,
nach Pallegoix 300 Fuss hoch,66) steigt in reichem Profil auf achtseitigem,
an den Ecken verkröpftem Grundriss empor, eine massive
mit weissem Stuck und bunter Kachel- oder vielmehr Scherbenmosaik
bekleidete Backsteinmasse. In einem und zwei Fünfteln der
Höhe laufen enge Galerieen um das Gebäude, zu denen leiterartige
Treppen hinanführen; von der oberen baut der Thurm sich noch
steiler auf und endet in ein achtseitiges cannehrtes Prisma mit rundlich
zuläufender Spitze. Die reiche künstliche Ghederung und
66) Diese und die meisten Schätzungen von Pallegoix sind wahrscheinlich
zu hoch.