
die Hoffnung, dem Prinzen dort persönlich seine Hochachtung aus-
drücken zu dürfen.
Am 7. September vor Tagesgrauen weckte uns Feuerlärm: das
anstossende Haus stand in hellen Flammen; wir packten eiligst
unsere Sachen. Vom Dach des von uns bewohnten Hintergebäudes
sah man in den brennenden Hof hinab; es war windstill und die
Feuerwehr arbeitete tapfer. Hunderte von Löschenden wogten in
gelben und blauen Röcken mit weissen Schriftzeichen darauf durcheinander;
manche bedienten die kleinen Spritzen, andere trugen
Wasser, die meisten aber schwenkten unter heftigem Toben und
Springen bunte Fahnen und Laternen; vom Dach aus ein reizendes
Schauspiel, die bunteste Maskerade bei sprühendem Feuerwerk.
In einer Stunde war das Gebäude ausgebrannt und wir gingen
wieder zur Ruhe.
An demselben Tage machte Graf Eulenburg den Commissaren
im Hause T s o t - h a u ’s seinen Abschiedsbesuch. Das Frühstück war
diesmal erträglich und hätte noch besser gemundet, wenn man nicht
immer in irgend einen Wurm oder eine gebratene Heuschrecke zu
beissen gefürchtet hätte. Der Thee wurde in europäischen Tassen,
sogar mit Theelölfeln servirt, als Zuckerschale diente ein Trinkglas.
xvn.
AUSFLUG NACH PE-KIN.
VOM 10. SEPTE&IBER BIS 6. OOTOBEK.
D e r Gesandte und die Attaches Graf Eulenburg, von Brandt,
von Bunsen machten die Reise bis T u n - t s a u z u Wasser und
sandten ihre Pferde dahin voraus. Dr. Lucius und Maler Berg
ritten den ganzen Weg. Letztere verliessen T i e n - t s in am Morgen
des 11. September, schliefen in H o -s i-w u , und bogen am 12. von
Ts a n - k ia - w a n nach T u n - t s a u ab, wo sie Nachmittags ein trafen.
Der Anblick des Landes war ganz anders als im Juni; damals standen
die Saaten niedrig, je tz t ragten Durra, Hirse und Ricinus17)
den Reitern hoch über die Köpfe. Im Tempel T a - w a n - m ia o , der,
in der östlichen Vorstadt von T o t - t s a u am Ufer des P e i - h o gelegen,
den Gesandten auf ihren Reisen nach P e - k i n ' als Nachtquartier
zu dienen pflegte, hatte ein chinesischer Diener des Herrn
de Méritens Quartier gemacht. Ein Karren mit den Matratzen
blieb im Schmutz stecken und kam erst gegen zwölf Uhr Nachts,
als die Reisenden längst auf harten Brettern schliefen.
Die Reiseboote auf dem Pe i - ho sind klein und flach gebaut ;
über der Mitte wölbt sich ein Schutzdach, kaum hoch genug für
Erwachsene um aufrecht darunter zu stehen; ein Stuhl, ein Tisch
und zwei Matratzen haben Platz in dem kajütenartigen Raum, der
vorn und hinten geschlossen werden kann. Drei solcher Boote
nahmen den Gesandten und seine Begleiter auf, eines die Dienerschaft,
die theilweise auch auf zwei anderen als Küche und als
Speisezimmer dienenden Booten hauste. Die Reisenden gingen
l7) Der pflanzenkundige F outline macht die richtige Bemerkung,. dass in der Umgebung
von T ien - t s in und P e - kin fast alle Producte des Pflanzenreiches zu riesiger
Grösse gedeihen. Die hier gebaute Hirse wächst 15 Fuss hoch und darüber. Sesa-
mum orientale soll im Norden von China doppelt so gross und ergiebig sein als im
Süden. Sonnenblumen, die Eierpflanze, Kürbisse und andere Vegetabilien haben
ebenfalls ungewöhnliche Dimensionen,