
und stand kaum sechs Meilen von Tien- tsin. Diese Stadt mieden
die Rebellen wegen der fremden Truppen, suchten aber San- ko-
lin- sins Stellung zu umgehen, um von Südwesten gegen Pe - kin
vorzudringen. Nach den Zeitungsberichten schien T sen- pao das
verhindert und weitere Siege erfochten zu haben; er erhielt den
Oberbefehl, und San - ko - lin - sin fiel auf Su - tsuen’s Einflüsterung
wieder in Ungnade.38) Von dem Mongolenfürsten hörten die Fremden
in Pe - kin nur Gutes; San- ko- lin- sin scheint ein schlichter
ehrlicher Krieger, kein Politiker gewesen zu sein. Man rühmte
ihn als Vater seiner Soldaten, unter denen er strenge Zucht hielte
und die Raublust mächtig unterdrückte. • Der hoffährtige Trotz,
mit welchem Herr Lay hei den Friedensverhandlungen in Tientsin
1858 den alten Kwei- lian gradezu zertrat, erfüllte den Mongolen
mit bitterem Hass gegen alle Fremden; er trieb im Verein
mit Su - tsuen und dessen Genossen, welche aus anderen Motiven
handelten, den Kaiser, der persönlich nur Aenderungen am Vertrage
von T ien- tsin auf friedlichem Wege herbeizuführen wünschte,
zu gewaltsamer Zurückweisung der Gesandten 1859 und zu hartnäckigem
Widerstande. Seine Entrüstung über das hochfahrende
Auftreten der iremd en gegen chinesische Würdenträger drückt
sich deutlich in den wenigen Worten aus, die er vor der Schlacht
von T san- kia-wan zu dem gefangenen Parkes sprach. Seine
Niederlage bei T a- ku hatte San- ko- lin- sin nicht über die Ohnmacht
seiner Waffen belehrt; er hoffte die Fremden im offenen
Felde zu schlagen und scheint damals durch seine Denkschrift den
ersten Impuls zur Flucht des Kaisers gegeben zu haben. Die
Schlacht von T san- kla-wan aber zeigte ihm die Fruchtlosigkeit
des Kampfes; der weitere Verlauf des Feldzuges und das- Auftreten
der Fremden nach dem Friedensschluss scheinen ihm auch
Achtung vor deren Charakter eingeflösst zu haben; er tra t nun
politisch auf die Seite des Prinzen von Kun. — Gegen die Rebellen
kämpfend starb er später, im vordersten Treffen mit wenigen Reitern
abgeschnitten, den Tod eines braven Soldaten.
T sen- pao’s Charakter galt als zweideutig; als Feldberrn
achteten ihn die meisten Chinesen. Vor der europäischen Artillerie
3a) E r s t nach H ie n - fun’s T o d — im October 1861 — wurde Sa n - k o - l in - sin
in F o lg e eines gegen die Rebellen erkämpften Sieges in alle E h ren wieder eing
e se tz t, deren e r durch seine zweimalige Degradim ng nach dem Fall von T a - ku
u n d d e r Niederlage bei T san - kia - wah verlustig gegangen war.
gewann er bei P a - l i - k a o solchen Respect, dass er jed e Erneuung
des Kampfes ganz offen fü r thöricht erklärte. Aehnlich muss
S a n - k o - l in - s in nach dem Tage von T s a n - k i a - w a n gedacht haben;
beide Feldherren vermieden bekanntlich jedes fernere Treffen. —
Wie sehr die Ansichten der Chinesen seit dem Herbst 1860, — da
die temporäre Besetzung -von T i e n - t s in noch als unerträglich
schmachvoll und dem Throne gefährlich vor allen Bestimmungen
des Friedensverträges angefochten wurde, — sich änderten, beweist
der Umstand, dass im Herbst 1861 die kaiserliche Regierung der
Räumung von T i e n - t s in und den TA-Ku-Forts mit der äussersten
Begorgniss entgegensah, und dass sie, als ihre Bitten um deren
Hinausschiebung nicht fruchteten, General Staveley um Einexer-
cirung chinesischer Soldaten nach englischem Muster bat. In der
Th at bedrohten damals die Rebellen von S a n - t u n ernstlich die
Hauptstadt.
In die Garnison, welche neben der Miliz aus 10,000 Polizei-
Soldaten und etwa 70,000 Mann »Bannermännern« bestehen sollte,
schienen die Behörden in P e - k in wenig Vertrauen zu setzen; und
doch bilden letztere den Kern des Heeres, die eigentliche Häus-
macht der Mandschu-Kaiser. Die Krieger dieser Streitmacht sind
theils Mandschu-, theils mongolische Tartaren, theils H a n - k iu ,
Abkömmlinge solcher Chinesen, welehe bei der grossen Umwälzung
im 17. Jahrhundert gegen die M in gestritten haben. Nach Notizen
des Herrn Wade ist jede dieser Nationalitäten unter 8 Banner
geordnet, deren es also im Ganzen 24 giebt. Jedes Banner steht
unter einem T u - t u n oder General-Capitän, der zugleich als bürgerliche
und Militär-Behörde fungirt. Nicht alle Bannerleute sind Soldaten;
diejenigen aber, welche weder im Civil- noch im Militärdienst
angestellt sind, beziehen vom Staate kein Gehalt, sie müssten
denn den drei vornehmsten Bannern angehören. Die beiden ersten
■M- gelb gerandet und ganz gelb, wohnen in P e - k in nördlich von
der Gelben Stadt, die beiden weissen östlich, die rothen westlich,
die blauen südlich davon. An die 24 Banner scheint der Grund
und Boden der Hauptstadt nach der Einnahme ausgethan worden
zu sein. Ih r Stand ist erblich; sie bilden eine Art Adel, dessen
Mitglieder im Civil- und Militärdienst stark bevorzugt werden. —
Streng gesondert von dieser Hausmacht ist die Armee der »Grünen
Standarte«, in welcher nur Chinesen dienen.