
Schätzen, damit sie als Schutzgeister darüber wachten. Noch heut
wird in S iam viel nach Schätzen gegraben, besonders in A y u t ia
mit vielem Erfolge. Der Schatzgräber opfert Abends auf dem Fleck,
wo er graben will, dem Schutzgeist Blumen, Kerzen und Reis und
legt sich dort schlafen; dann erscheint ihm der Schutzgeist im
Traum und verlangt einen Schweinskopf und einige Flaschen Arrac
für Hebung des Schatzes, oder jag t ihn mit geschwungener Keule
fort. t'^pMit Aufzählung ähnlicher Gebräuche Hessen sich Bände
füllen; sie spielen auch bei den jährlichen Festen der Siamesen,
die von Pallegoix und Dr. Bastian beschrieben werden, die grösste
Rolle. Die dabei üblichen Spiele sind Ringen und Boxen -— auch
von Weibern, — Discuswerfen, Wettläufe zu Fuss, zu Pferde und
zu Wagen. Das Federballspiel, wobei, wie in China, der Ball mit
clen Füssen geschlagen wird, ist eine Lieblingsbelustigung der
Siamesen. Ein Ballspiel der Vornehmen zu Pferde, bei welchem
auf abgegrenztem Raume die Partheien ihre Bälle mit Hämmern in
bestimmte Löcher treiben und die der Gegner abwehren, gleicht
demjenigen, das wir in Japan sahen. Der Zweite . König soll darin
Meister gewesen sein. —. Auch Drachenfliegen ist in S ia m , wie in
Japan, ein Lieblihgsspiel der Erwachsenen, besonders zur Zeit des
Südwindes. Sie haben ferner das chinesische Schach-, Trictrac-
und Kartenspiele, und würfeln mit Leidenschaft. Reiche Chinesen
haben vom König das Monopol einer Geldlotterie erkauft, an der
sich viele Siamesen zu Grunde richten sollen.
Die Chinesen, die jährlich zu Tausenden einwandern, saugen
offenbar am Mark des L an d e s; wie jene Lotterie, so haben sie auch
das Opiumrauchen und andere Missbräuche eingeführt. In der
Periode, welche der Freigebung des Handels vorausging, hatten sie
Monopole auf alle wichtigen Artikel gepachtet, die der englische
Vertrag 1855 beseitigte; aber auch je tz t noch ist der grösste Theil
des siamesischen Handels in Händen der Chinesen. Tausende
schleppen ein Vermögen nach der Heimath; andere, vorzüglich
Pflanzer, bleiben im Lande und heirathen Siamesinnen. Nach Pallegoix
wüchse S ia m ’s Bevölkerung nur durch Zuzug von Chinesen;
die Knechtschaft hindere zu viele Siamesen am Heirathen, als dass
das Volk sich mehren könnte. — Im Gegensatz zu den Chinesen'
bilden die Siamesen die arbeitende, landbauende Bevölkerung und
erwerben keine Schätze; Dürftigkeit ist dagegen selten, wie in allen
Tropenländern, wo die Natur so verschwenderisch waltet.
Ihre Kinder erziehen und kleiden selbst die angesiedelten
Söhne der blumigen Mitte chinesisch; sie haben auch ihre eigenen
Tempel und bauen sich vielfach chinesische Häuser. Chinesische
Ladenschilde tragen ganze Reihen schwimmender Häuser. Fast im
ganzen Reiche sind die bezopften Eindringlinge verbreitet, zu Zeiten
erhoben sie sich schon gegen die Staatsgewalt; so 1847, als die
Kessel ihrer Zuckerraffinerieen besteuert werden sollten. Der Aufstand
wurde gewaltsam unterdrückt; doch könnte ihr Reichthum,
festes Zusammenhalten und Gemeinsinn leicht einmal den siamesischen
Thron gefährden. Einzelnen reichen Chinesen haben die
Könige schon Adelstitel verliehen.
Ueber S ia m ’s früheres Verhältniss zu China giebt Sir John
Bowring historische Notizen aus chinesischen Quellen; danach wäre
es im vierten Jahrhundert n. Chr. zuerst in den Annalen erwähnt.
Das heutige siamesische Reich wurde erst 1350, fast gleichzeitig
mit der chinesischen M i n -Dynastie gegründet, die häufig, seit 1376
jährlich Tributgesandtschaften aus A y u t ia empfing. 1382 erhielten
die siamesischen Gesandten vom Himmelssohn einen Staatspass, der
1492 erneut wurde, »weil die Würmer den alten frassen«. Chinesische
Maasse und Gewichte erbat sich der König von S iam schon
gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Das Verhältniss blieb ein freundschaftlich
schützendes des mächtigen gegen den kleineren Fürsten;
die siamesischen Herrscher suchten beständig des Himmelssohnes
Gunst und ahmten dessen Hofsitten nach, erhielten auch von den
M i n -Herrschern zuweilen Gegengeschenke für ihre kostbaren Sendungen.
— Während der Wirren, welche dem Sturze der M in
vorangingen, und bis zum zehnten Jahre des § u n - t s i kam keine
siamesische Gesandtschaft nach China; dann aber, und besonders
seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Verkehr recht lebhaft.
1722 durfte zum ersten Mal siamesischer Reis zollfrei nach China
eingeführt werden, um dieselbe Zeit begann die chinesische Einwanderung
nach S ia m ; 1744 erlaubte ein kaiserliches Decret ausdrücklich
den Chinesen, in S iam Schiffe zu bauen. Den grossen
K ie n - l o n sollen die siamesischen Könige viele Jahre lang vergebens
mit Anliegen um den Verkauf von Kupfer, Ginseng, Yaks, um
chinesische Staatskleider und der Hofceremonieen kundige Eunuchen
bestürmt haben; nur einmal wurde Kupfer, einmal Ginseng geschickt.
Die von Bowring gegebenen Nachrichten von der Investitu
r eines siamesischen Königs durch den Hof von P e - k in 1786