
wechselung von Ackerland, Wald und Fels die reizendsten Landschaften
combiniren, und kehrten zu Fuss über die Hügel nach
D e s im a zurück.
Der holländische Arzt Dr. Pompe van Meerdervort, welchen
die japanische Regierung zu Ausbildung junger Mediciner nach
Na n g a s a k i berufen hatte, führte den Gesandten am 2. November
in das von ihm auf Staatskosten eingerichtete Hospital. E rst vor
Kurzem vollendet barg es noch wenige Kranke; die grossen luftigen
Räume, die gesunde Lage und die treffliche Eintheilung machten
den vortheilhaftesten Eindruck. Die Schüler des Dr. Pompe, an
deren. Spitze noch immer M a t sm o t o stand, sollten die ärztliche
Bildung weiter über das Land verbreiten und auch an anderen
Orten ähnliche Anstalten gründen. — Der Abend dieses Tages
vereinigte einen Theil der europäischen Gesellschaft am Tisch des
Gesandten auf der Arkona. Die Batterie wurde mit Hunderten ja panischer
Laternen erhellt: Graf Eulenhurg hatte die Mannschaft
zur Nachfeier des mit China geschlossenen Vertrages auf eine
Punschbowle eingeladen. Die Officiere und einige Freunde aus Des
im a nahmen Theil an der Lustigkeit der Matrosen, die zu den
Klängen der Musik bis spät in die Nacht hinein tanzten.
Am 3. November lief ein Dampfer des Fürsten F i z e n , ganz
von Japanern geleitet, in N a n g a s a k i ein. Der Dienst an Bord war
durchaus europäisch organisirt, die Mannschaft gleichförmig blau
gekleidet, mit geflochtenen Helmen als Kopfbedeckung. Auf der
Commandobrücke und an Deck standen Posten, welche ihren Vorgesetzten
und den fremden Officieren die militärischen Honneurs
machten. Man fand das mit 8 Geschützen armirte Schiff in der
besten Ordnung; der Fürst benutzte dasselbe nur zu Handelszwecken
.D
ie Dampfschiffahrt h a t sich seitdem in Japan ganz eingebürgert.
Schon damals kauften die Japaner zu den höchsten
Preisen so viel fremde Dampfer als nur aufzutreiben waren, und
machten noch manche bittere Erfahrung. — Auf der Werft von
N a n g a s a k i wurde damals an einem Dampfschiff für die Regierung
gearbeitet.
Der Handel lag in N a n g a s a k i , nach den Klagen der Kaufleute
zu urtheilen, ganz danieder; einige wollten sogar nach den
Häfen am Y a n - t s e - k ia n übersiedeln. Unterdessen hatte der Bau
des neuen Fremdenquartiers hübsche F'ortschritte gemacht; der
Quai und mehrere Häuser waren vollendet, viele andere im Bau
begriffen, die Strassen breit und regelmässig. — Die Consuln bewohnten
meist reizende in Cameliengebüsch eingebettete Häuschen
und Tempel an den auf die Ansiedlung blickenden Hängen.
Vor dem Abschied von N a n g a s a k i lud die Mannschaft der
Arkona die ganze europäische Gesellschaft zu einer theatralischen
Vorstellung. Die Bühne war in der Batterie eingerichtet und mit
Flaggen verhängt. Einzelne Scenen aus Berliner Localpossen wurden
mit viel Humor aufgeführt; die Couplets waren voll treflender
Anzüglichkeiten. In später Nacht kehrten die Gäste am 4. Novbr.
mit herzlichem Lebewohl an das Land zurück.
Am 5. November früh dampfte Arkona zur Bucht hinaus.
Im offenen Meer wurden Segel gesetzt; der Wind starb aber fort
und wir kamen wenig vorwärts. In der Nacht zum 6. begann es
aus Nordost zu blasen, so stätig, dass wir den Monsun bald merkten.
Die Luft war frisch, das Meer stark bewegt; zuweilen schlug eine
See in die Batterie; bei einer Fahrt von zehn Knoten lässt man
sich gern ein Sturzbad gefallen. "So blieb es die folgenden Tage.
Am 9., als wir in die F u - k ia n - Strasse liefen, erstarkte der Wind
fast zum Sturme. Unter dichtgerefften Marssegeln schoss Arkona
vor dem unbändig anstürmenden Nordost wie ein Pfeil durch die
Wogen; ächzend und stöhnend wühlte sich ih r Bug in die schäumende
schwarzblaue Fluth. Die Luft war trübe und winterlich
rauh, die Küste in dicken Dunst gehüllt, — anders als im August
1860, da die Thetis hier kreuzte. Damals lag das. Meer todtenstill
in der blitzenden Sonnengluth, nicht zu bergen wusste man sich
vor sengendem Glanz; die Segel klappten träge an die Masten;
an den Küsten schimmerten hohe Pagoden, es wimmelte von Fischern
und Piraten.
Am 10. November wehte es mässiger, doch immer frisch und
günstig. Wir steuerten mehr westlich und sahen Vormittags den
Eingang der Bucht von S w a - t a u , w o das bessere Wetter eben
eine Flotte von Dschunken herauslockte. Bald war der Horizont
mit Segeln wie besät. Dem Lande näher kommend umschifften
wir manches Vorgebirge und nahmen bald einen Lootsen an Bord,
der sehr gut Bescheid wusste, durch seine affenähnliche Gestalt
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