
zeugt auch die auf einem Felsblock gemalte Dschunke vor der
Terrasse am üferquai. — Reizend ist der Blick durch dunkele
Wipfel auf die helle lachende Bucht mit den grünen Inseln und
ferne duftige Berge, reizend auch der Blick vom Wasser auf die
bunten Tempelgebäude, deren zackige Schnörkel im tiefsten Schatten
dunkelgrüner Wipfel schwimmen.48) Mehrere dem Hafen zugekehrte
Felsblöcke tragen riesige Inschriften. Die ganze Anlage soll sehr
alt sein; nach unverbürgter Tradition hätten die Portugiesen diesen
»Ma-k o k -Tempel« schon im 16. Jahrhundert vorgefunden und ihre
Colonie danach benannt. Dass in dem geschützten Winkel am
schmalen Eingang des fischreichen Binnenmeeres schon in frühen
Zeiten Seefahrer angesiedelt waren, ist mehr als wahrscheinlich;
der Fleck ist wie geschaffen für Piraten und Fischer, und noch
je tz t der Mittelpunkt des chinesischen Schiffsverkehrs. Eine Reihe
der primitivsten Hütten, deren Bedachung oft ein umgekehrtes Boot
bildet, und mattengedeckte Arbeitsschuppen der Schifiszimmerleute
säumen das felsige Ufer. Nach Westen strekt sich jenseit des
M a -k o k -Tempels das Vorgebirge kahl und steinig in die See.
Am entgegengesetzten östlichen Ende der Stadt liegt der
Garten mit der »Grotte« des Camoens. Zu des Dichters Zeit mag
es eine liebliche Einöde gewesen sein; alte Banyanen umklammern
mit gewaltigem Wurzelnetz die wild über einander gestürzten Felsblöcke,
zwischen welehen Bambusgebüsch, Pisang und Palmen
spriessen; — aber den ebenen Boden darunter decken Gemüsefelder
mit graden Gartenwegen; nur an wenigen Stellen lässt sich der
Eindruck unverkümmert gemessen. Die »Grotte« ist ein dunkeier
Schlupfwinkel unter überhängenden Felsen, mit einer angestrichenen
Büste des Dichters; darüber steht ein geschmackloser Pavillon.
Begeisterte Reisende haben sich in Versen und Denksprüchen verewigt;
ein nüchterner Deutscher schrieb dazu das alte »Narrenhände
beschmieren Tisch’ und Wände«. — Ein Pfad führt zwischen den
Felsen zu einem höher gelegenen Thürmchen mit reizender Aussicht
auf das Hafenbecken und die angehaute Ebene, die sich bis zum
Isthmus erstreckt; hier machte La Peyrouse eine astronomische Observation
ehe er nach den nordchinesischen Meeren segelte; die
darauf bezügliche Inschrift gilt als die letzte Spur seines Daseins.
Die Ebene zwischen der Stadt und dem Isthmus gleicht einem
Garten; die Chinesen haben sie mit Wassergräben durchfurcht, aus
Pp S. Ansichten aus Japan, China und Siam IX.
welchen der fleissige Landmann nach Bedürfniss jede einzelne Pflanze
netzt. Hier gedeiht unter sorgsamer Pflege die Kartoffel, welche
die Fremden in H o n g - k o n g und K a n - r o s theuer bezahlen. Unter
dichtem Gebüsch kauern chinesische Dörfchen am Bergeshang, und
am Strande liegen malerische Ansiedlungen armer Fischer ausgestreut,
die ihre verbrauchten alten Boote auf Pfähle gesetzt und zu
ländlichen Wohnungen eingerichtet haben.
Der portugiesische Gouverneur von Macao war abwesend;
Graf Eulenburg tra t in keine Beziehung zu den Behörden, besuchte
aber Herrn Marques, dessen gutes Befinden völlige Heilung versprach.
— Zum Frühstück .versammelte man sich am 4. December bei
Herrn Overbeck, der auf der Arkona von H o n g - k o n g mit herübergekommen
war; der Abend vereinigte uns im Hause des Herrn von Carlo-
witz. •— Am Morgen des 5. December. begab sich der Gesandte mit
seinen Begleitern an Bord der Arkona, die, vom portugiesischen Fort
mit 19 Schüssen salutirt, gegen Mittag in See ging.