
bepackten kirn hänfen mit einigen Seesoldaten und dem chinesischen
Köch des Gesandten obenauf. — Nun kam der Ortsvorstand mit
Fackelträgern, machte Zeichen dass er unterrichtet sei, führte uns
nach einem anderen von elenden Baracken umgebenen Hof und in
ein stallartiges Gebäude, dessen Fussboden voll Unrath und Steine
lag. Dieses Quartier wurde zurückgewiesen; wir suchten uns einstweilen
eine Flolzbaracke aus, zu der zerbrochene Leitern hinanführten;
da konnte man sich wenigstens auf den Boden strecken. Zu
essen gab es nicht, wir waren ohne Dolmetscher hülflos.
Gegen neun kam Graf Eulenburg mit den Reisegefährten.
Das schmutzige Nachtquartier und der Mangel jeder Vorbereitung
waren keine angenehme Ueberraschung, nachdem die Grossen in
B a n k o k den glänzendsten Empfang verheissen hatten. Im Hof
kauerte ein Haufen zerlumpter Siamesen um das Feuer, »Leute aus
dem Walde, Holzhauer«, sagte der Ortsvorstand, »die eben wie
der Gesandte hier Aufnahme fänden«. Sie sollten die engen Räume
mit uns theilen. Das Haus des Prinzen K h r o m a - l u a n bewohnte
ein Dutzend schmutziger Bonzen: in jener von uns ausgesuchten
Baracke wollte Graf Eulenburg nicht übernachten; unter freiem
Himmel auf Koffern und Kasten sitzend harrten wir geduldig des
Herrn S e n n a - P a g d i , der bald nach elf Uhr ankam. Die Beschwerden
des Gesandten beantwortete er zuerst mit unverschämtem Lachen,
kroch aber, hart angelassen, ganz demüthig zu Kreuze und begann
sich zu rühren. Rechts und links wurden die Trabanten angeblasenß
der Ortsvorstand gab es seinen Untergebenen weiter, die ganze
Schaar, kam in Trab. Zunächst wurden die Bonzen aus des Prinzen
Hause complimentirt, hinterliessen aber solchen Schmutz und Parfüm,
dass wir die Erbschaft nicht antreten mochten. Dann wurde schnell
ein besseres Haus eingerichtet, wo der König bei seiner letzten
Anwesenheit gewohnt hatte: man belegte den Boden mit reinlichen
Matten, hing eine Menge Lampen auf, baute aus Planken und
Kasten Tische und Bänke und zündete aussen ringsum grosse Feuer
an. — Seit elf Uhr Morgens nüchtern hatten wir dem Ortsvorsteher
oder »Governor« wie der Dolmetsch ihn nannte, seine hohe Würde
nicht ahnend, zwei T ik a l zum Ankauf von Hühnern gegeben. Bald
erschien er dann auch mit einer gackernden schwarzen Henne und
behielt sie, bald geschäftig herumrennend, bald am Boden hockend
und Befehle gebend, die ganze Zeit fest im Arme geklammert; zwei
T j k a l , fast zwei Thaler sollte sie kosten, wofür man in S iam ein
volles Dutzend Hühner kauft. E rst gegen ein Uhr Nachts wurde
das Essen fertig; dann waren aber alle Leiden vergessen.
Am nächsten Morgen stürmte- es heftig, die Luft war herbstlich
kühl. Auch der Wald sah herbstlich aus, denn in der trockenen
Zeit verlieren viele Bäume ihr Laub wie bei uns im Winter;
fahle Blätter deckten den Boden. Wir verbrachten den Tag mit
Spaziergängen und Besichtigung der Tempel, die sich malerisch
auf schroffen Marmorklippen erheben. Der vornehmste steht über
dem Fusstapfen Buddas, ein kleines quadratisches. von einer Pfeilerstellung
umgebenes Gebäude, dessen vergoldetes Dach in eine
spitze Spindel ausläuft.. Die Wände und Pfeiler sind mit Goldstuck
und Glasmosaik bekleidet, das Innere mag kaum fünfzehn Fuss
Seite haben; der Fusstapfen, eine fast vier Fuss lange Vertiefung
im Felsboden, deren Umriss ungefähr einer Fussohle gleicht, ist
ganz mit Goldblech ausgekleidet; den Boden decken Matten aus
Silberstreifen, die Thürschwellen sind von massivem Silber, die
Thürflügel mit glänzenden Metallen und Perlmutter eingelegt. Ueber
dem Fusstapfen steht ein Baldachin aus Goldblech mit Edelsteinen
und Flitterzierrath. Bei aller der Pracht ist das Tempelchen
schmutzig und elend gehalten. Als der heilige Fukstapfen 1602
gefunden oder ausgehöhlt würde, machte man zugleich die merkwürdige
Entdeckung, dass Budda -beim Scheiden von der Erde hier
aufgetreten sei, um sich mit dem nächsten Schritt auf den Adamspic,
dann in den Himmel zu schwingen. -
Hinter und neben diesem Gebäude liegen andere Tempel über
den■ FelsspQrn ausgestreut; jed e Klippe trägt ein zierliches P r a t s e d i .
Am Fusse des Vorgebirges stehen wie in einem Palmengarten die
Klostergebäude, viele Rasthallen für Pilger und die Häuser der
Grossen. Von oben gesehen gfuppiren sich die goldenen Tempeldächer
und schimmernden P r a t s e d i auf den bläulichen Klippen zu
malerischen Vordergründen; aus den Felsritzen spriessen bünt-
blühende Sträucher und Bambusgestrüpp. Höher hinauf deckt lichtes
Gehölz die Hänge. Unten streckt sich unabsehbar der Bambuswald,
den die Phantasie mit wilden Elephanten, Tigern, Rhinoceros und
Crocodilen bevölkert. Angebaute Landstriche giebt. es nur längs der
W asserläufe.
Ein einsamer Pfad führt am südlichen Fuss des Bergsporns
hin zum höheren Gebirgsstock. Auch hier bildet die • Hauptmasse
des Waldes der bündelartig wachsende Bambus, vermischt mit blü