
zu stellen, bis er eine angemessene Wohnung gefunden und
eingerichtet hätte.
Auch ein anderer Punct, dessen Aufnahme in den Vertrag
die Commissare aus rein formellen Gründen nicht wünschten, wurde
im Wege des Depeschenwechsels erledigt; die Abtretung von Grundstücken
in den geöffneten Handelsplätzen an deutsche Kaufleute.
Die darüber mit England, Frankreich und America getroffenen Bestimmungen
waren in deren Verträgen aus den Jahren 1843 und
1844 enthalten; die Commissare wünschten aber dringend, dass die
Handelsbestimmungen des preussisclien Vertrages gleichlautend
wären mit denen der späteren Verträge jener Staaten; deshalb versprach
je tz t die chinesische Regierung die Anweisung von Grundstücken
und Vermiethung von Häusern an deutsche Unterthanen
unter denselben Modalitäten in einer besonderen Note.
Wie es mit der Schnellen Genehmigung des Vertrages, nur
zwei Tage vor dem officiellen Datum von des Kaisers Tode zuging,
erfuhren wir nicht. Den umlaufenden Gerüchten zufolge verschied
H ie n - eun einige Tage früher. Die Gültigkeit der Approbation
konnte dadurch nicht angefochten werden, denn allen kaiserlichen
Deereten verleiht das beigedruckte Siegel, keine Unterschrift, ihre
bindende Kraft. — Prinz Kuh wurde, offenbar gegen seine Erwartung,
nicht zum Regenten ernannt. Das folgende, den letzten Willen
des Kaisers ausdrückende Decret war, wie das Approbationsdecret
des preussischen Vertrages, unter dem 19. August ausgefertigt.
»Unseren ältesten, zum Thronerben ernannten Sohn T s a e -
tstjn sollen T s a e - y u e n , T w a n -w a , K ipt- sa n , S u - t ^d e n , M u - y in ,
K u a n - y u e n , T u - han und T s ia n - y u - y in 1e) in allen auf die Staatsverwaltung
bezüglichen Dingen aus allen Kräften unterstützen.
E in ausserordentliches D e c re t.«
16) T s a e - y u e n , Prinz von E i, stammte aus dem Kaiserhause; er verhandelte
1860 in T u n - t sau mit den englischen Parlamentären.
T w a n - w a , Prinz von T sin, ein Tartarenfurst, Oberstcommandirender von P e -
k in , General-Capitän der Neun Thore, war der ältere Bruder des Gross-Secretärs
Su - TSUEN.
K in - san war der Gemahl einer Tante des Thronerben.
M u - yin war Amtsgenosse des T s a e - yuen bei den Verhandlungen in T u n -,
t sa u .
Die drei anderen Mitglieder des Regentschaftsrathes bekleideten hohe Aemter im
Civildienst.
War nun, wie das Gerücht ging, diese letztwillige Verfügung
von den darin genannten Männern nach des Kaisers Tod geschmiedet,
so mussten dieselben Gegner der Fremden auch das Approbationsdecret
zum preussischen Vertrage gemacht haben, vielleicht nur,
um d e r anderen Fälschung einige Haltung zu geben. Bald nach
dem letztwilligen Erlass scheint nun eine Verfügung eingetroffen zu
sein, welche dem Prinzen von K u n die oberste Leitung aller Geschäfte
in P e - k in übertrug, ihn aber ausdrücklich anwies dort zu
bleiben, während der Prinz, wie sich nachträglich erwies, die Kaiserin
Wittwe um Erlaubniss zur Reise nach D z e h o l gebeten hatte.
Seine Befugnisse, welche sich bis dahin nur auf die auswärtigen
Angelegenheiten erstreckten, wurden durch jene Verfügung erweitert;
man schloss ihn aber vom persönlichen Verkehr mit dem jungen
Kaiser aus und drängte ihn in eine Stellung, die nothwendig zu
seinem Sturz führen musste. T s a e - y u e n und T w a n - w a gehörten
z u ^ e n Anstiftern des an den englischen Parlamentären verübten
Verrathes und wurden neben S u - t s u e n laut als Urheber allen Unglücks
genannt, das China in den letzten Jahren betroffen hatte.
Sie hatten mit S a n - k o - l i n - s i n , — der aus anderen Motiven handelte,
— den Kaiser zum Kriege und, gegen die offen ausgesprochene
Ansicht aller verständigen Räthe der Krone, gegen die warnende
Mahnung ehrlicher Patrioten zur Flucht nach D z e h o l vermocht.
Sie waren es, die seinen verderblichen Neigungen Vorschub geleistet,
ihn von Ausschweifung zu Ausschweifung getrieben und
geflissentlich im Zustande geistiger Erschlaffung gehalten hatten,
um statt seiner das Scepter zu führen. Um den Thronerben in der
Hand zu haben, liess'en sie diesen und seine Mutter, die, nicht mehr
zu ^ n begünstigten Frauen des Harem g eh ö re n d ,16) bei des'Kai-
se r^T lu ch t in P e - k in geblieben war, Mitte August unter dem Vor-
wande nach D z e h o l führen, dass der Sterbende sie noch sehen
wolle. Nach P e - k in mochten jene Männer aus Furcht vor der Bevölkerung
nicht kommen; auch behielten sie den Prinzen von K u n ,
der in jeder wichtigen Sache der kaiserlichen Genehmigung bedurfte,
in ihrer Hand, und hofften ihn wohl bald zu verderben. Zum Glück
aber waren sowohl die Kaiserin Wittwe als der junge Kaiser und
seine Mutter, welche unter Aufsicht des Prinzen von K u n gelebt
lö) Sie erhielt den Titel einer Kaiserin erst nach H ie n - fun ’s Tode und stand
im Range unter dessen rechtmässigÄ* Gemahlin, der Kaiserin Wittwe.