
dachin wölbte sich darüber. Arme und Beine der Leiche werden
in den Gelenken gebogen und der Körper zusammengeklappt. Zugleich
mit dem Scheiterhaufen wurden lose Holzspähne im Sarge
entzündet; letzterer, dessen Wände die Bonzen fleissig mit Wasser
besprengten, fiel erst nach Verkohlung der Leiche zusammen. Die
Leidtragenden warfen brennende Spähne . und Kerzen in die Flammen.
Ringsum stand eine Schaar Musikanten: eine schrillende
Holzpfeife gab die Melodie, dazu wurden fassartige Pauken,
broncene Kessel und horizontal aufgehängte Metallstäbe mit Hämmern
geschlagen, ein grässlicher Lärm. Dichte Volkshaufen drängten
sich auf den Höfen; in den 'Rasthallen sassen die Vornehmeren,
ihren Betel kauend, mit starkem Gefolge. Von gemauerten Bühnen
wurden Silbermünzen unter das Volk geworfen; seitwärts standen
Gerüste m^t Feuerwerkskörpern zum Abbrennen bei einbrechender
Dunkelheit.
Unter jenen Steingebäuden werden nur Vornehme verbrannt;
für geringere Leichen stehen in einem angrenzenden Hofe gemauerte
Sockel unter freiem Himmel.ifl^iVon der Verbrennung eines Mannes
aus dem Mittelstände wurde von Augenzeugen Folgendes erzählt.
Schaaren von Geiern stürzten sich zunächst auf den Sarg und
mussten mit Prügeln vertrieben werden; dann- auf die Leiche, die
herausgenommen und auf den Holzstoss gelegt war. Der Wächter
schnitt Fetzen herunter und warf sie den Hunden zu, denen sie
Geier wieder abjagten; dann wurde der Holzstoss angezündet. '
Zu welchen Gräueln Gewöhnung und Aberglauben den Menschen
führen können, zeigt folgender Vorfall, den Sir Robert Schomburgk
dem Gesandteu mittheilte. Ein Bootsmann in seinem Dienst starb
nach kurzer Krankheit an Entzündung der Eingeweide; seine Gefährten
aber schworen, ihm sei heimtückischer Weise ein Stück
Rindfleisch beigebracht worden, dessen Genuss dem Buddisten verboten
is t; daran sei er gestorben. Sir Robert gab Geld zu seiner
Verbrennung her. Die Leiche war eben halb gebraten, als plötzlich
die anderen Bootsleute sich daraut stürzten, Fetzen Fleisch herunterrissen
und auffrassen. Zur Rede gestellt behaupteten sie, das sei
kein Menschenfleisch, sondern das verbotene Rindfleisch, das von
dem Verstorbenen gegessen allmälig wachsend den ganzen Körper
verzehrt habe; der Genuss schütze sicher vor gleichem Schicksal.
— Von solchen Zauberphantasieen strotzt der siamesische Volksglauben.
..
Nach Sonnenuntergang wird die unheimliche Nachbarschaft
gemieden. Nicht nurTodte, sondern auch- Lebende sollen dort zuweilen
verbrannt, und im vorbeifliessenden Wasser bei nächtlichem
Dunkel die Opfer des heimlichen Gerichtes ertränkt werden.68)
Neben W a t sa k e t liegt die malerische Ruine einer grossen
Backsteinpyramide, deren Bau zu Anfang dieses Jahrhunderts begonnen
aber nicht fortgesetzt wurde, weil die Fundamente sanken.
Acht Stockwerke von 12 Fuss Höhe, auf welchen dichtes Gesträuch
wuchert, lagen stufenförmig übereinander; das oberste ist höher.
Ein anderer grösser Tempel, W a t S u d a t , zeichnet sich durch
reiche Wandmalereien1 und ein geräumiges Klöster aus: die Bonzen
wohnen dort in vierzig Gebäuden von hundertzwanzig Schritt Länge,
die in zehn Reihen je vier hintereinander mit etwa fünf Schritt
Zwischenraum stehen und lauter einzelne Zellen enthalten Für
schattige Gärten ist gesorgt; auf einer Seitenterrasse stehen viele
Pavillons, deren Wände ganz kunstreich mit allerlei Gethier bemalt
sind. — Um die Haupttempel laufen breite Steinterrassen mit den
grotesken Figuren holländischer Schildwachen.
W a t K o K w e i heisst ein Tempel am M e n a m , dessen Ufer-
fagade eine grosse Dschunke darstellt: der Rumpf aus Mauerwerk
ist nach der Wirklichkeit angemalt; die Masten bilden drei hohe
P r a t s e d i . Der eigentliche Tempel, von der gewöhnlichen Form,
liegt hinter dieser Steinfagade.
Landschaftliche Reize bieten die meisten Klöster von B a n -
k o k ; das Innere zu besehen ermüdet man bei der ewigen Wiederholung
bald. Es giebt in der äusseren Stadt, an den weit verzweigten
Flussarmen wohl Hunderte von Tempeln; dort gestaltet sich
die üppige Pflanzenwelt mit den bunten Gebäuden und Hütten zu
einer endlosen I ülle reizender Landschaftsbilder. Mit Benutzung
von Ebbe und Fluth kann man, ohne die Ruderer zu ermüden, in
kurzen Stunden weite Strecken durchmessen.
Einer der breitesten Nebenarme, K l o n - k a tm ex , zweigt sich
oberhalb der Binnenstadt vom Strome ab und bespült eine Strecke
deren östliche Mauer, fliesst dann südlich und mündet erst bei den
Consulaten in den Hauptstrom. Im unteren Theil liegen in der
Nähe der Fremdenhäuser viele Reisboote zusammengedrängt, lange
Kähne mit gewölbter Bedachung aus_ Flechtwerk. Am Ufer stehen
ß8) So erzählt Mrs. Leonowens in ihrem Buche T h e English governess a t
th e Siamese court.