
besonders das grosse Staatsboot mit der Leiche, an dessen Baldachin
viele. Laternen hingen. Die Verbrennung geschah am folgenden
Tage. Zwischen den Bäumen vor dem Tempel stand ein hoher
Katafalk, mit weissem goldbesterntem Stoff behängen; innerhalb
■ führten mehrere Stufen zu einer Estrade hinan, auf welcher der
Holzstoss aus versilberten Scheiten aufgebaut war; oben darauf
unter einem von vier vergoldeten Stäben getragenen leichten Baldachin
der sargartige unten vergitterte Kasten in weisse Decken geh
ü llt; es war die Leiche eines dem Könige nahe stehenden Grössen.
Ein breiter Bandstreifen hing aus dem Sarge und wurde von fünf
am Fuss der Estrade sitzenden Bonzen gehalten, die Gebete sangen
und von Zeit zu Zeit das Band immer weiter herauszogen: das
soll andeuten, dass Gebete die Sünden von dem Verstorbenen
wegnehmen.
üm den Katafalk lagerten vornehme Siamesen, am Ufer
standen Soldaten aufmarschirt. In einer von Amazonen bewachten
Tempelhalle befanden sich krauen aus dem Harem des Ersten Königs,
dessen Kinder ihm bei seinem Erscheinen gegen Abend froh
entgegenranuten. Nun kroch Alles am Boden; nur die Spalier bildenden
Soldaten blieben zweibeinig, folgten aber, als der König auf
den Katafalk zuschritt, präsentirend mit komisch verdrehtem Körper
allen seinen Bewegungen. Vor dem Scheiterhaufen verrichtete
er ein Gebet, beschenkte die Priester mit neuen Gewändern und
zündete den Holzstoss an, nachdem er eine Blume in den Sarg geworfen.
Dann traten die leidtragenden Frauen, in weisse Gewänder
gehüllt, und die Königskinder heran, um Wachskerzen in das Feuer
zu werfen, während einige Trabanten rothe Beutelchen mit Silbergeld
unter das Volk warfen. Der König hockte eine Weile auf
einem Stein und zog sich bald zurück; dann traten auch die Grossen
heran, warfen Wachskerzen in die Flammen und zerstreuten sich'.
Die ganze Feierlichkeit dauerte eine halbe Stunde.
Weit prächtiger war die Verbrennung eines Halbbruders des
Königs bei W a t D z e n , die bald darauf stattfand. Der siebzig Fuss
hohe Katafalk ruhte auf einer vier Fuss hohen Estrade, deren
Wände künstliche Felsen darstellten, mit Büschen, Affen und anderen
Thieren aus Papiermasse. Zwei Treppen führten zum Estrich
hinan, wo auf einer mit reicher Goldzier geschmückten Erhöhung
der vergoldete Sarg mit der Leiche stand; zwei andere Särge zu
seinen Füssen, einen Sohn und eine Tochter des Verstorbenen ber-
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gend, die zugleich verbrannt werden sollten, waren mit jenem durch
Streifen von Goldbrocat verbunden. — Von dem mit weissem Zeug
und Goldflittern ausgeschlagenen Katafalk hingen Vorhänge aus
demselben Stoff herab, liessen aber, gardinenartig aufgenommen,
an allen Seifen den Blick auf den Sarg frei; das reichverzierte
vergoldete Dach verjüngte sich in stufenförmigen Absätzen zu einer
schlanken Spitze. Das Innere zierten viele Hängelampen, Vasen
und Kostbarkeiten aus Gold, Glas, Porcelan, Alabaster, künstliche
Blumen, Vögel, Kinder- und Engelgestalten. §# Ringsum den Katafalk
standen Altäre mit sonderbarem Geräth, dazwischen die Zeichen
des Königshauses, mehrstöckige Sonnenschirme aus Holz und buntem
Papier, und hohe Stangen mit» Feuerwerkskörpern; dieser ganze
Raum war im Viereck mit schweren Vorhängen abgezäunt, innerhalb
deren vor dem Katafalk eine offene Halle lag.
Ausserhalb drängte sich das Volk; wir machten, von einem
Bruder des Königs geleitet, einen Rundgang durch die Schaustellungen;
da gab es chinesische Th eater, malayisches, siamesisches
Ballet, Puppenspiele, Jongleure, Declamatoren und Seiltänzer. Auf
dem chinesischen Theater wurde, mit- kerniger Mimik eine Posse
gespielt. Die siamesischen Tähzerinnen trugen phantastische Masken
von Helden und Dämonen, kauten und spieen aber trotzdem ihren
Betel, und vollzogen ihre Convention eilen. Verdrehungen mit grossem
Phlegma; hinter jed e r stand eine Person im Alttagscostüm und
sagte laut deren Rolle her. — An einer anderen Stelle wurden mimische
Tänze, ebenfalls, mit Deklamation, von Thiermasken aufgeführt;
das Orchester bestand aus halbwachsenen Kindern mit
gefärbten Gesichtern in buntem Lappenputz. ^ 9 D i e malayischen
Bayaderen waren ziemlich abschreckend, die ältere wohl sechszig-
jährig, die jüngere sehr pockennarbig, ihre Kleidung schmutzig und
zerlumpt. Bühne stand an Bühne; hier ■ verschlang ein Ungeheuer
■den Mond, dort der Jongleur einen Stein; wir wurden des Gedränges
bald müde.
Nach Sonnenuntergang empfing Prinz K h r o m a - l u a n den Gesandten
innerhalb der verhängten Einzäunung; dort erschien gleich
darauf der König, voraus die Garden, Spiessträger und Trabanten
mit Revolverbüchsen. Er nahm in der Halle vor dem Katafalk
P la tz ; etwa dreissig Schritt vor ihm lagen die Prinzen, Minister und
Hofleute in Reihen auf allen Vieren. Auf einige laut gesagte Worte,
die ziemlich barsch klangen, kroch die ganze Schaar in Colonnen