
Nach kurzer Rast trieben die Schiffer, die doch in der Nacht kaum
zwei Stunden ruhten, schon gegen acht zum Aufbruch. Die F ah rt
ging den M e - k l o n hinab, dessen Mündung wir in einer Stunde
erreichten, von da über einen breiten Meerbusen von geringer Tiefe.
Kein Lüftchen regte sigh. Die Ufer sind flach und bewaldet. Gegen
Mittag liefen wir in die Mündung des Flüsschens von P e t s a b u r i ein
und suchten den Schatten eines dort gelegenen Tempels; die Sonne
schoss glühende Strahlen. Mit der Fluth ging es um vier Eh r
weiter; die Ufer des Flüsschens sind hübsch bewachsen, doch ist
die Pflanzenwelt hier weder gross noch mannigfaltig; hier und da
steht unter schirmenden Wipfeln eine Hütte. Nach Grocodilen
spähte man wieder vergebens; nur einige Ottern plumpten vor den
Booten ms klare Wasser, und im Ufergebüsch spielten Hunderte
lärmender Affen.
Gegen Abend fuhren die Boote sich fest und wurden erst
in der Nacht bei Hochwasser wieder flott. Die Schiffer h a tten'aber
auch dann noch schwere Arbeit und mussten oft, im Flusse watend,
die Boote schiebend und hebend über die Untiefen drücken. Am
frühsten Morgen, lagen wir vor P e t s a b u r i . — Alsbald erschien der
zweite Gouverneur P h r a - r e t s a - p is a i S ir is a w a t mit Gefolge, um
den Gesandten in das ihm bestimmte Haus des K a la h um zu geleiten.
Ganz neu und in Backstein erbaut bot die kleine Villa doch wenige
bewohnbare Räume; über dem Eingang standen die Worte: The
country house of His Excellency the Prime - Minister of Siam. A. D.
1861. Nur einige teppichbelegte Zimmer im Obergeschoss waren
luftig und gut möblirt. In wenig Augenblicken hatten wir uns eingerichtet.
— Bald machte auch der erste Gouverneur, ein alter
freundlicher Herr, dem Gesandten seine Aufwartung und stellte den
Marstall des Königs zur Verfügung. Nur der zweite Gouverneur,
der mit der Gesandtschaft in London gewesen und ein grösser Bewunderer
alles Europäischen war, sprach etwas englisch.
P e t s a b u r i , die »Stadt der Juwelen«, streckt sich weitläufig
gebaut wohl eine halbe Stunde an beiden Ufern des Flusses hin.
Von Stein sind nur die Häuser der Prinzen und Grossen und eine
lange Reihe Markthallen, welche der König nach dem Muster derjenigen
in Singapofe bauen liess. Dort lagen Haufen der herrlichsten
Früchte, — Bananen, Tamarinden, Papaya, Orangen, Pompelmusen,
Melonen, Granaten, Mango, Jack und Durian. Hauptartikel des
Handels ist der von der Palmyra-Palme (Borassus flabelliformis)
gewonnene Zucker. Die Blüthe wird vor völliger Entwickelung abgeschnitten
, der aus dem Stengel fliessende zuckerhaltige Saft in
angehängten Bambusbechern gesammelt und eingedickt.
Mitten in der Stadt spannt sich eine Brücke über den schmalen
Fluss, der zur Regenzeit oft die Ufer arg verwüstet. An der rechten
Seite stehn alte Tempeltrümmer aus behauenen Blöcken und grosse
steinerne Buddabilder. Ein grösser P h r a - p r a n war zur Feier eines
Festes an den oberen Stockwerken ganz in Stücke des gelben Stoffes
gehüllt, aus welchem die Bonzengewänder bestehen.
Die Ebene um P e t s a b u r i ist hier und da mit Reis bestellt,
grösstentheils aber mit magerem Grase bewachsen und mit Tausenden
der schönen Palmyra-Palme besäet. Schroffe Kalksteinklippen
steigen an vielen Stellen aus dem Boden; um sie her und aus den
Klüften des verwitterten Gesteins spriessen Bambus, Tamarinden,
blattlose Euphorbien mit duftenden Blüthen und mancherlei üppig
Gesträuch; auf den Spitzen der Felsen stehn schlanke Dagoben.
Der bewaldete Berg mit dem Lustschloss des Königs, der hier die
nasse Jahreszeit zu verleben pflegt, erhebt sich inselartig etwa vierhundert
Fuss über die Ebene. Der zweite Gouverneur von P e t s a b
u r i , der das Schloss bau te , rühmte sich darin Windsor castle
copirt zu haben; doch ist nur die Lage ähnlich. Das Hauptgebäude
krönt, auf breiter T e rra sse 'fu ssen d , mit den Hauptfronten nach
Süden und Norden gerichtet, den höchsten Gipfel; dahinter steht
ein viereckiger Thurm. Eine Menge Pavillons, Rasthäuser, Tempel,
runde thurmartige Bastionen und andere Dependenzen liegen theils
um das Schloss gruppirt, theils, durch aufgemauerte Wege damit
verbunden, auf Nebengipfeln und vorspringenden Felsrippen. Eine
bequeme mit Backstein gepflasterte Strasse fü h rt in Windungen
zum Gipfel hinan. Die europäischen Muster sind in den weissgetünchten
Gebäuden ziemlich plump und geschmacklos nachgemacht.
Von oben schweift der Blick, nur nach Westen von fernem
Gebirge beschränkt, über die weite Ebene. Die inselartigen in
üppigen Wald gebetteten Höhen, mit welchen sie bestreut is t, sind
die S a m - r o i - y o t oder Dreihundert Gipfel; der ferne Rücken soll
die Wasserscheide zwischen dem Busen von S iam und dem Golf
von Bengalen, zugleich die Grenze gegen Tenasserim bilden. Unter
den dichten Wipfeln am Fuss des Schlossberges kauern nördlich
die malerischen Hütten der L a o s , königlicher Knechte, die sich
hier ansiedeln müssten, um den Bau auszuführen. Von den siame