
um S h a n g - h a e zu nehmen. — S h a n g - h a e ist ein kleiner Ort, von
dem wir nichts zu fürchten haben; da wir nun die ganzen Bezirke
von S u - t s a u und T s e - k ia n besitzen, so müssen wir S h a n g - h a e
nehmen, unser Gebiet zu vervollständigen. Es ist so; es ist keine
Prahlerei. — Die Seeküste wird des Handels wegen von Fremden
besucht; und wenn Truppen gesandt werden, das Volk auszurotten,
so fürchten w ir, dass die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
uns leiden müssen. — Aus diesem Grunde senden wir euch diese
Warnung, euch nicht einzumischen an Orten, die den Kobolden gehören;
auf diese Art werden die fremden Kaufleute vor Schaden
gewahrt. Seid ih r aber närrisch und denket nur auf Gewinn, so
wird nicht nur S h a n g - h a e , sondern die ganze Welt unter unsere
Botmässigkeit kommen. — Hö ret.ih r dagegen nicht auf die Kobolde,
sondern zeiget Reue und unterwerfet euch, so werdet ihr nicht nur
Handel treiben können, sondern auch Thee und Seide in Menge
erhalten, und Alle werden davon Vortheil ernten. Das bedenket.«
Sir James Hope fuhr Ende December 1861 nochmals nach
N a n - k in hinauf und warnte den T i e n - w a n vor Feindseligkeiten
gegen S h a n g - h a e , erhielt jedoch die bündige Antwort, diese Stadt
solle genommen werden, sobald die gewährte Frist verstrichen sei.
Am 11. Januar 1862 kam der T s u n - w a n nach S u - t s a u und
rückte bald darauf das Land verwüstend gegen S h a n g - h a e . Tage
lang war der Horizont von Rauchwolken verdunkelt; viele Tausend
Flüchtlinge ergossen sich, bei strenger Winterkälte in das schlimmste
Elend gestürzt, über die Niederlassung der Fremden, die im W e tteifer
mit reichen Chinesen die Noth zu mildern strebten. Die Ansiedler
verbanden sich zu einem Freicorps. Die Rebellen besetzten
je tz t südlich von S h a n g - h a e die Halbinsel P u - t u n , deren Bewohner
die Consuln um Schutz anflehten.
General Staveley, welcher nach der Heimkehr des. General-
Lieutenant Sir John Mitchell das Obercommando über die englischen
Truppen in China führte, hatte sich kurz vorher in P e -k in
mit dem Gesandten Herrn Bruce und dem Prinzen von K u n über
die Lage verständigt: S h a n g - h a e durfte nicht preisgegeben werden.
So gern die kaiserliche Regierung schon damals die Vertreter von
England und- Frankreich zum Vertilgungskrieg gegen die T a e - p in
vermocht h ä tte , so konnten diese doch nur die Sicherheit ihrer
Schutzbefohlenen im Auge haben. Die Commandeure der englischen
und französischen Streitmacht beschlossen deshalb die Kaiserliehen
so weit zu unterstützen, als die Säuberung der Umgegend
von S h a n g - h a e im Radius von 30 englischen Meilen erforderte,
unter der von Herrn Bruce sanctionirten Bedingung, dass die von
den Alliirten genommenen Plätze von kaiserlichen Truppen besetzt
und gehalten würden. General Staveley und die Admiräle verbanden
sich zu gemeinsamen Operationen mit dem Americaner
Ward, der unterdessen mit dem Gelde einheimischer Kaufleute über
1000 Chinesen geworben, europäisch uniformirt und eingeübt hatte.
In den nächsten Monaten verstärkte sich dieses Corps bedeutend.
Die Bewaffnung war gut; tausend alte preussische Percussionsbüchsen
thaten die besten Dienste. Mit einer einzigen Ausnahme
waren alle Officiere Fremde; die höheren Chargen erhielten 70, die
Lieutenants 30 Pf. St. monatlich. Alle Unterofficiere und Gemeinen
waren Chinesen; letztere erhielten einen täglichen Sold von \ \ Shilling
und die Verpflegung, im Felde. Ward war ein entschlösse,
ner Mann von treibender Thatkraft, Zähigkeit und militärischer
Begabung, der sich in seiner kurzen Laufbahn allgemeine Achtung
erwarb.
Die ganze Streitmacht bestand aus Abtheilungen des 31., des
67. und des 99. königlich englischen Infanterie - Regimentes, dem
5. Bombay Native-Infantery-Regiment, einer englischen Batterie,
300 englischen und 800 französischen Seeleuten und Ward ’s disci-
plinirten Chinesen. Das von tausend Rinnsalen durchschnittene
Terrain begünstigte die schnelle Beförderung dieser Truppen auf
kleinen Dampfern und Kanonenbooten. — Am 21. Februar 1862 begannen
die Operationen mit der Wegnahme von K a - d z a u , dem
Hauptquartier der Insurgenten im Süden der Halbinsel P u - t o n .
Darauf folgte in den nächsten Monaten eine Reihe von Berennun-
gen und Gefechten, bei denen die Alliirten mit W a rd zwar im
Ganzen siegreich w a ren , aber doch auch häufig den Kürzeren zogen
und starke Verluste litten. Dank den Waffenspeculanten und Abenteurern
in S h a n q - h a e , welche in geheimer Verbindung mit den
Rebellen standen und ehrlos ihre Landsleute verriethen, waren die
T a e - p in je tz t gut mit Kriegsbedarf versehen: etwa ein Drittheil
führte ausländische Schusswaffen. Eine Anzahl fester Städte und
verschanzter Lager wurden genommen, aber keineswegs immer gehalten,
obgleich die Vertheidigung den Kaiserlichen nicht überlassen
blieb. Diese betheiligten sich an den Operationen; die Einmischung
des F u - t a e S iu e scheint aber keinesweges günstig auf den