
Siebold, den die Regierung des T a ik u n als Rathgeber berufen
batte. Herr Ton Siebold sollte auch für Japan die Verhandlungen
mit den fremden Gesandten leiten, die sich aber weigerten, denselben
in amtlicher Eigenschaft zu empfangen.
Sehr bezeichnend für die Schlauheit der japanischen Beamten
war folgender Zwischenfall. Auf ihrer Reise nach Yi:nj>o kamen
die beiden Diplomaten an den Ort, wo das Gepäck der nach ihren
Gütern reisenden D a im io -s untersucht wird, die bekanntlich keine
I rauen mitlühren' dürfen. Hier sollten nach dem Ansinnen der
Y a k u n in e Alle von den Pferden steigen und entblössten Hauptes
einzeln an der Wache vorübergehen; nur die Gesandten dürften
ihres hohen Ranges wegen die Mützen aufbehalten. Die Diplomaten
verwahrten sich dagegen im Voraus und die Y a k u n in e schienen
nachzugeben. Nah bei dem Fluss, an dessen Ufer jene Wache
postirt is t, baten sie nun die Gesandten zu kurzer Rast in ein
Theeliaus einzutreten, bis die Boote zur Ueberfahrt bereit gestellt
wären. Herr de W itt sah bald darauf vor die T h ü r tretend, dass
alle Pferde abgesattelt, die Sättel und Zäume aber verschwunden
waren, und die Y a k u n in e erklärten ganz unschuldig, das sei zu
schnellerer Beförderung geschehen, die kurze Strecke bis zu den
Booten könne man wohl zu Fuss gehn. Natürlich liessen sich die
Herren nicht überlisten und setzten ihren Willen durch; so albern
diese Dinge an und für sich scheinen, so kann doch ohne wesentlichen
Schaden kein Pünctchen nachgegeben werden; denn es handelt
sich immer darum, die Fremden in den Augen des Volkes
herabzuwürdigen.
Am 23. October kam unerwartet der Vulcan mit Fane’s Regiment;
das Schiff hatte einen Sturm bestanden und lief N a n g a -
s a k i an um Kohlen zu laden. Die indischen Reiter fanden grosses
Gefallen an Japan und konnten nicht begreifen, dass England es
nicht nähme. E - Am folgenden Tage lief auch das englische Kriegsschiff
Centaur ein, das achtzehn Train - Soldaten mit Pferden und
Ausrüstung zu Bewachung der Gesandtschaft in Y e d d o brachte.
Am 25. October besuchten der Gesandte und Capitän Sundewall
mit den Attaches und einigen Officieren der Arkona den neuen
Gouverneur, T a e a h a s i M im a sa k a n o K am i. O k a b e S u r u n g a n o
K a m i , den wir im Februar kennen lernten, war vor Kurzem
abgelöst worden, verweilte aber zu Ueberleitung der Geschäfte noch
in N a n g a s a k i. T a e a h a s i empfing seine Gäste mit der gewohnten
Artigkeit vornehmer Japaner; auf der einen Seite des Zimmers
nahmen die Deutschen, auf der anderen der Gouverneur und sein
Gefolge Platz. Die Tische füllten sich mit Theeschalen, S a k i -
Gläsern und buntem Zuckerwerk. T a e a h a s i , ein ältlicher Herr
mit gutmüthigem Gesicht, entwickelte eine Kenntniss der Zeitgeschichte,’
die wir weder in China noch in Y e d d o bei den höchsten
Staatsbeamten fanden: er fragte nach den Rebellen von S a n - t u n
und von N a n - k i n , nach dem americanischen Krieg, dem Suez-
Canal, dem Isthmus von Panama, ja nach der Bedeutung eines »in
der Nähe von Australien« geführten Krieges; — er meinte den
neuseeländischen. Die genaue Auskunft, die er auf Befragen des
Gesandten über die an den preussischen Vertragsverhandlungen betheiligt
gewesenen B u n y o ’s ertheilte, bewies die Unwahrheit eines
früheren Gerüchtes, dass sie sämmtlich das H a k a k i r i vollzogen
hätten: S a k a i bekleide noch, sein früheres Amt, M u e a g a k i den
Gouverneur - Posten in H a e o d a d e . Graf Eulenburg b a t T a k a h
a s i , nach Y e d d o zu melden , dass er die amtliche Benachrichtigung
der japanischen Regierung über die nach den europäischen Staaten
gehende Gesandtschaft in T i e n - t s i n empfangen und darüber an
den preussischen Minister des Auswärtigen berichtet habe, - s Der
Gouverneur versprach, den Gesandten auf der Arkona zu besuchen.
Am 27. October veranstalteten die deutschen und die holländischen
Bewohner von D e s im a ein Fest auf dem 1200 Fuss hohen
Berge K o m p ir a östlich von N a n g a s a k i und luden dazu den Gesandten,
seine Begleiter und die Officiercorps der Arkona und
der holländischen Kriegsbrigg Cachelot ein. Gegen zehn Uhr Morgens
versammelten wir uns auf D e s im a und stiegen mit dem
Musikcorps der Arkona zunächst die östlich von der Stadt gelegenen
Friedhöfe hinan,, von wo ein gepflasterter Weg durch te rrassenförmig
angebautes Land bequem weiter hinaufführt. Die
Bucht lag in ihrer ganzen Länge zu unseren Füssen; mit jedem
Schritt wurde der Blick nach Westen herrlicher, Vorgebirge entfaltet
sich auf Vorgebirge und die Meereslinie steigt immer höher.
In einem Tempel auf dem zweiten Drittel der Höhe war ein Imbiss
bereitet, uns für den steilen Marsch auf den Gipfel zu stärken.
Hier sieht schon die Bai von M o g i mit dem 7000 Fuss hohen
W u n t s e n - t a k e über den Bergrücken südlich. — Der .Weg wird
beschwerlicher und die Octobersonne brannte noch heftig; aber