
In dem festen W u - t s u - f u am T a i - h o See hielten sich die
T a e - p iñ noch lange gegen die starke von 1800 Franco - Chinesen
und einem neuen anglo - chinesischen Freicorps unterstützte Streitmacht
des F u - t a e L i , deren Artillerie von Engländern commandirt
wurde. E rst gegen Ende August räumte der T a o - w a ñ die Stadt
und suchte, nach K i a ñ - s i ziehend, in Verbindung mit dem S i - w a ñ
zu treten, der aus N a n - k iñ kurz vor dem Fallé entkommen war.
In des T a o - w a ñ Horden dienten, meist gezwungen, noch etwa ein
Dutzend Ausländer, welche die T a e - p iñ hier und dort aufgegriffen
hatten. Einer derselben, der später entkam, giebt furchtbare
Schilderungen ihrer Barbarei: »Für alle Vergehen gab es nur
e ine Strafe, den Tod. Ich sah 160 Mann enthaupten, weil sie
bei der Musterung gefehlt hatten. Zwei Knaben wurden geköpft,
weil sie geraucht hatten; alle Gefangenen wurden geköpft,
Spione oder der Spionage Verdächtigte mit den Händen au f dem
Rücken an einen Pfahl gebunden und mit Strauchwerk langsam
verbrannt.«
Der T a o - w a ñ zog am Fuss der Gebirge von T s e - k ia ñ hin
nach K ia ñ - s i , wandte sich dann nach F u - k ia n und nahm vereint
mit dem S i - w a ñ die Stadt T s a ñ - t s a u bei A - m o i. Im Januar 1865
erliessen sie von da ein Manifest an die Vertreter der westlichen
Völker: sie möchten, »vertrauend auf die Allmacht des Himmlischen
Vaters und Jesus, und nach den Vorschriften des Cbristen-
thumes handelnd«, mit ihnen gemeinschaftlich die Mandschu vertilgen.
Die T a e - p iñ wollten zu Lande, die Fremden sollten zur
See angreifen, und dann das Reich ehrlich theilen. Eine Anzahl
Ausländer in verzweifelten Umständen, darunter mehrere von Gor-
don’s ehemaligen Officieren, liessen sich auch je tz t noch zu den
T a e - p iñ locken und wurden grossentheils ermordet; andere flüchteten,
entsetzt über die blutigen Gräuel dieser Horden, welche jetzt
alle gefangenen Mandarinen lebendig brieten und einmal 1600 kaiserliche
Soldaten, die sich auf das Versprechen ihres Lebens ergaben,
mit kaltem Blute schlachteten.
Um diese Zeit erschien auch Burgevine in A - m o i , tra f
mehrere seiner alten Spiessgesellen und soll im Trünke geschworen
haben, dass er den T a e - p iñ helfen wolle. Bis an die Zähne bewaffnet
wurde er, bei Nacht durch die Vorposten schleichend, von
den Kaiserlichen festgenommen. Die Mandarinen schickten ihn
trotz allen Einwendungen der americanischen Consuln in A - m o i
und F u - t s a u gefangen zu Lande nach S h a n g - h a e . Beim Ueber-*
gang eines Flusses, hiess e s ' nachher, sei durch eine plötzliche
Hochfluth die Fähre umgeschlagen, der Abenteurer mit zehn
Chinesen ertrunken, Der americanische Gesandte in P e - k in drang
auf Untersuchung, und die Leiche wurde ausgegraben, zeigte
aber keine Spur von Gewalt. Das Ereigriiss der Wasserfluth
wurde constatirt, das z u f ä l l i g e Ertrinken aber auch dadurch
nicht bewiesen.
Die Miliz von F u - k ia n war der Bewältigung von T s a n - t sa u
nicht gewachsen; als aber 8000 Mann regulärer Truppen erschienen;
räumten die T a e - p in in der Naeht des 16. April 1865 die
Stadt und zerstreuten sich h a rt bedrängt in die Gebirge. Unter
einem »K a n - w a n « , der sich, obgleich viel jünger, für den echten
H u n - d z in ausgab, zog eine starke Schaar nach K u a n - t u n ,' wurde
aber bald auseinandergesprengt. Politische Bedeutung hatte nach
dem Fall von N a n - k in keine dieser Horden; sie plünderten aber,
aus den Gebirgen hervorbrechend, noch Jahre lang häufig das
platte Land.
. Des T i e n - w a n älterer Bruder S i - t a - k a e , der in S e - t s u e n
auf eigene Hand operirte, wurde schon 1863 gefangen und hin-
gerichtet. Ein Theil seiner Truppen soll sich nach der Provinz
K a n -su zu den mohamedanischen Rebellen durchgeschlagen haben.
Die periodischen Aufstände in dieser und der vorwiegend von
Moslem bewohnten Provinz Sen- s i, deren schwankende Grenzen
über die Grosse Mauer hinausreichen, nehmen oft bedeutende Ausdehnung
an, ohne den Thron zu bedrohen. 1866 scheinen die
kaiserlichen Heere jene Rebellen über die Reichsgrenze in das von
Moslem bewohnte Land 1 - l i gedrängt zu haben.
Die mit dem Namen N i e n - f e i bezeichneten Rebellenhorden
kommen meist aus dem Flussthal des H o a n - h o . Der Gelbe Strom,
China’s Geissel, bricht häufig die Dämme seines über dem Spiegel
der Ebene liegenden Bettes und verwüstet weite Strecken; dann
überfluthen Zehntausende heimathloser Armen raubend und stehlend
die Nachbargebiete. Den Beraubten bleibt keine Wahl als sich
anzuschliesseh; so wachsen die Horden lawinenartig und bezwingen
leicht die Miliz der Provinzen. Die Ebbe im chinesischen Staatsschatz
seit dem Opiumkrieg, welche die für die Deichbauten am