
schliessbaren Läden, — denn Glasfenster sind in den Tropen ungebräuchlich,
in den besten Häusern giebt es nur Jalousieen. In
grösserer Höhe waren noch unverschliessbare Luken angebracht,
welche die Luft Tag und Nacht einströmen liessen. Die Decke
bildete der schräge Dachstuhl,' in dessen Sparren viel kleine giftige
Schlänglein sehr graziös herumspazierten; sie wohnten in den
Mauerritzen, steckten oft neugierig züngelnd den breiten Kopf daraus
hervor und schienen ihre Stübengenossen wohlgefällig zu betrachten.
Ihre Nähe wäre bei Nacht nicht grade beruhigend gewesen,
wenn nicht dichte Mosquito-Netze ih r Herabfallen auf die
Betten unmöglich machten.
Die siamesische Regierung versah uns nicht nur mit allem
Haus-, Küchen- und Tafelgeräth, mit Silber, Tisch - und Bettwäsche,
sondern wollte auch für die Bewirthung sorgen; die gelieferten
Nahrungsmittel waren aber nur theilweise brauchbar. Ein portugiesischer
Comprador, den der Gesandte in Dienst nahm, schaffte
alles üebrige zu mässigen Preisen. Die grösste Schwierigkeit machte,
wie in allen buddistischen, Ländern, das Rindfleisch; dagegen gab
es Hirsche, gute Gemüse, Fische und Seethiere, Geflügel, Eier und
herrliche Tropenfrüchte in unbezwingbarer Menge;
Von siamesischen Dienern wimmelte das Haus; die meisten
waren Bootleute, Hörige des Königs zum Dienst der Gesandtschaft
commandirt. Neben vielen anderen lagen drei sogenannte Staatsboote,
lange schmale Fahrzeuge mit einer Kajüte in der Mitte, beständig
zur Verfügung am Landungsplatz, Zu jedem derselben gehörten
ausser den Steuerern zwölf Ruderer; im Ganzen hatten wir
63 Bootleute, sämmtlich mit rothen Kattunjacken, der königlichen
Livree bekleidet. Ausserdem stellte die Regierung einen Haushofmeister,
zwei Compradors, vier Köche und dreizehn Diener, die
etwas englisch verstanden, als »Interpreters«, so dass wir 83 Siamesen
im Hause hatten. Die Hauptpersonen darunter waren portugiesischer
Abkunft, sämmtliche im Hause selbst beschäftigte Diener
Christen, die nicht das Haar siamesisch schoren, sondern über den
ganzen Kopf wachsen liessen.
In B a n k o k waren bis auf Regierungsrath W ich u ra ^ d e r in
Java fieberkrank zurückblieb, und Herrn Jacob, der von Singapore
äus nach der Heimath reiste, alle Civilmitglieder der Expedition
versammelt. Commodore Sundewall, Capitän Jachmann und viele
Officiere der Arkona und Thetis kamen häufig zum Besuch, -— die
Elbe segelte schon am 24. Decomber nach Singapore. Der Bootsverkehr
mit der Rhede war so - leb h a ft, dass meist gegen fünfzig
Matrosen und Seesoldaten auf den breiten Veranden hausten. Dort
wurden unzählige Cocosnüsse mit und ohne Arrac ausgetrunken; die
Seeleute schwelgten leichtsinnig in Tropengenüssen und hatten die
Folgen zu tragen. Chinesische, siamesische Diener oder einen unglücklichen
Affen neckend, schmausend und Karten spielend pflegten
sie in bunten Gruppen unter dem schattigem Dach vor unseren
Zimmern zu lagern, eine lustige, oft lärmende Brüderschaft.
Am 22. December schickte der P h r a - k l a n früh Morgens einen
seiner vielen Brüder, nach dem Befinden des Gesandten zu fragen,
und erschien gegen Mittag selbst in ähnlicher Tracht wie Tages
zuvor. E r bat Graf Eulenburg, der ihm den Zweck seiner Sendung
schon amtlich angezeigt h a tte , seine Ankunft schriftlich den beiden
Königen zu melden, w a s noch denselben Tag geschah. Nachmittags
kamen vom Ersten Könige, dem Prinzen K h r o m a - l u a n und dem
P h r a - k l a n Körbe voll Orangen, Bananen, Cocosnüsse, auch Fleischwürste,
Süssigkeiten und würzig duftende Blumenkränze, deren der
König nachher dem Gesandten fast täglich schickte. — Seine Absicht,
den Prinzen K h r o m a - l u a n und den ersten Minister oder K a l a h u m
zu besuchen musste Graf Eulenburg für diesen Tag aufgeben, da
der als Dolmetsch fungirende Mr. Smith von den sonntäglichen
Pflichten seines geistlichen Berufes in Anspruch genommen wurde;
der Gesandte entschuldigte sich deshalb schriftlich in englischer
Sprache. Der nahe wohnende Prinz fuhr darauf sofort in seinem
Boote vor und liess um Verzeihung bitten, dass er die Treppen
nicht steigen könne; worauf Graf Eulenburg hinabging und im Boote
ein langes Gespräch mit ihm hatte. Prinz K h r o m a - l u a n schien
durch den Schlagfluss an geistigen Fähigkeiten nicht gelitten zu
haben; er sprach sehr lebendig und freundlich, bat den Gesandten
frei über ihn selbst und sein Haus zu verfügen und ja keinen
Wunsch zu verschweigen, äusserte auch die Hoffnung, für den
preussischen Vertrag, wie für alle früher geschlossenen, zum Bevollmächtigten
ernannt zu werden. Den Attache Grafen zu Eulenburg
entführte der Prinz zu einem Besuch beim K a l a h u m , dessen
Vorbereitungen zu seiner Geburtstagsfeier er sehn wollte.
Am 23. December fuhr der Gesandte mit dem Legationssecretär
und den Attaches nach des Prinzen schwimmendem Hause. Ueber
einer Thür der Vorhalle prangten die goldenen Initialen H. R. H.