
unterschrieb man eine Convention, deren Inhalt nicht näher bezeichnet
wird. .Die Gesandten und die Truppen landeten, erstere
wurden mit den Jesuiten und vielen Officieren in A y u t ia und Lo -
p h a b u r i eben so ehrenvoll empfangen wie Chaumont und blieben
bis gegen Ende des Jahres. Anfang Januar 1688 schilfte sich auch
Tachard mit Gesandten des P h r a - N a r a i und zwölf jungen Söhnen
siamesischer Grossen wieder ein, die in Paris erzogen werden
sollten; er hatte den Auftrag, von Ludwig XIV. noch die Absendung
von 200 Garde du corps zu erwirken. P h r a - N a r a i liess den
Jesuiten Häuser, eine Kirche und ein Observatorium bauen, hatte
auch beständig französische Officiere bei sich in L o p h a b u r i und
erwies allen Fremden die höchste Gunst. Der grössere Theil der
französischen Truppen bezog unter dem Marschall Des Farges die
Castelle von B a n k o k , — das damals nur ein Dorf war, — der
kleinere unter General Bruant die Feste von M e r g u i an der Küste
T e n a s s e r im . Jene beherrschen den Zugang zur Hauptstadt von
Süden, diese die westlichen Landschaften; man gab damit die
Schlüssel des Reiches in ihre Hände.
Die folgenden Ereignisse und Phaulkon’s Sturz werden so
verschieden erzählt, dass die Wahrheit nicht herauszuschälen ist.
Die Jesuiten machen ihn zum Märtyrer, Kämpfer und die Siamesen
zum Verbrecher. Bei nüchterner Vergleichung gewinnt man ungefäh
r folgendes Resultat, dessen Genauigkeit doch keineswegs verbürgt
werden soll.68)
Im Februar 1688 erkrankte P h r a - N a r a i in L o p h a b u r i bedenklich;
die Frage der Thronfolge tra t in den Vordergrund.
Phaulkon widersetzte sich hartnäckig dem Wunsche des Königs,
der seine einzige Tochter einem Adoptivsohn M o m p it vermählen
wollte, und verlangte deren Verlobung mit einem der beiden Brüder
des Königs, die P h r a - N a r a i hasste und seit lange in strengem Gewahrsam'hielt;
ihre Succession scheint unmöglich gewesen zu sein.
■68) Es würde zu weit führen, hier'-die verschiedenen Versionen wiederzugeben;
nur so viel sei gesagt, dass man noch heut nicht, weiss, ob Phaulkon mit oder ohne
des Königs Wissen die französischen Truppen herbeirief, öb P h r a - N a r a i ihn ermorden
liess oder P h r a - p h e t - r a x a , ob M o m p i t des Königs Schwiegersohn, Stiefsohn
, J^flegesohn oder natürlicher Sohn war, ob derselbe mit Phaulkon oder mit
P h e t - r a x a gegen den König •conspirirte,-ob Phaulkon’s Gemahlin ihm nach seinem
Sturz ins Gesicht spie — oder selbst als Wittwe die rührendste Treue bewahrte.
Für alle diese und ähnlich einander widersprechende Angaben giebt es Autoritäten
von gleichem Werth.
Allen Grossen verwehrte Phaulkon den Zutritt zum Kranken, und
hoffte wohl mit Hülfe der französischen Truppen den Thron für
sich zu gewinnen. — Unterdessen hatte einer der Vornehmsten,
P h r a - p h e t - r a x a , längst die Unzufriedenen um sich geschaart und
heimlich seine Anstalten getroffen; die Malayen, die Priesterschaft
und der Adel hassten die Fremden und deren allmächtigen
Beschützer tödtlich. Im günstigen Moment riefen die Grossen
P h r a - p h e t - r a x a zum Regenten aus und bemächtigten sich des
Palastes in L o p h a b u r i . Phaulkon wurde gefangen und im Juni 1688
hingerichtet, sein Vermögen eingezogen.69! P h r a - p h e t - r a x a regierte
im Namen des gefangenen Königs, der bald darauf starb,¡Hiess den
Prinzen M o m p i t , der anfangs in die Verschwörung verwickelt gewesen
sein muss, ermorden, und sicherte sich in wenig Wochen den
unbestrittenen Besitz des Thrones,
Nun galt es die Franzosen aus ihren Castellen zu treiben.
P h r a - p h e t - r a x a hatte umsonst versucht, durch erzwungene Briefe
des Ph,aulkon den Marschall Des Farges mit seinen Truppen nach
L o p h a b u r i z u locken. Nach der Hinrichtung des Griechen bewog
der Bischof von Metellopolis durch Drohungen geschreckt den
französischen Marschall, allein nach L o p h a b u r i zu kommen. P h r a -
P h e t - r a x a verlangte peremtorisch die Auslieferung der Castelle; Des
Farges schrieb gezwungen eine Aufforderung zu Uebergahe der Feste
von M e r g u i und versprach die Auslieferung von B a n k o k , wenn er dahin
reisen d ü rfte , musste aber seine Söhne als Geissein zurücklassen.
Sechs französische Officiere, die beim Ausbruch der Verschwörung
aus L o p h a b u r i flohen, waren nach langer Verfolgung
ergriffen, schimpflich misshandelt und eingekerkert worden. Die
Theilnahme des Volkes an diesen Grausamkeiten beweist, dass
alle Classen die Franzosen bitter hassten.
General Bruant leistete in M e r g u i jener Aufforderung nicht
Folge, vertheidigte sein Castell eine Weile gegen die feindlichen
Angriffe, schlug sich dann mit einigem Verlust nach dem Hafen
durch, bemächtigte sich eines englischen und eines siamesischen
Schiffes, die im Hafen lagen, und entkam mit dem grössten Theil
seiner Leute nach Pondichery. — Des Farges konnte in B a n k o k
nur das eine Castell halten; das andere besetzten die Siamesen.
89) Pallegoix sah in L ophaburi seinen Palast und seine Kirche, auf deren Altar
ein Budda stand, während auf dem Baldachin darüber noch die Worte Jesus homi-
num salvator zu lesen waren.